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Untersuchungsmethoden
Wozu dient die Bestimmung des Visus? Was ist eine FAF? Oftmals ist es für Betroffene einer Netzhauterkrankung schwierig einem Arztgespräch zu folgen, wenn die grundlegenden Kenntnisse zu Untersuchungsmethoden fehlen. Erfahren Sie hier mehr zu den Untersuchungensmethoden der Netzhaut.
Untersuchungen der Netzhautfunktion
Der Ort, an dem die Sehschärfe bestimmt wird, ist die Netzhautmitte, wo im Punkt des schärfsten Sehens (Fovea centralis) die Zapfen für die Trennschärfe zuständig sind. Visus ist die Fähigkeit des Auges, zwei nahe beieinander liegende Punkte getrennt voneinander wahrzunehmen. Die volle Sehschärfe ist bei einem Visus von 1,0 oder 100 Prozent erreicht. Die Sehschärfe nimmt mit zunehmendem Alter ab. Während viele Jugendliche im Alter von 20 Jahren zum Beispiel einen Visus von 100 bis 160 % erreichen können, liegt der Visus bei einem 80-jährigen bereits nur noch zwischen 60 bis 100 %. Für die meisten Tätigkeiten des täglichen Lebens ist eine Sehschärfe von 50 bis 60 % ausreichend. Eine Sehschärfe von 100 % wird angenommen, wenn in einem Abstand von 5 Metern zwei Punkte getrennt wahrgenommen werden, die einen Abstand von 1,5 mm haben. Diese Sehschärfe kann auch in einem Winkel angegeben werden und beträgt 1’ (eine Bogenminute). Die unterschiedlichen Sehschärfen können statt in Prozent auch in einem Bruch angegeben werden. Im Zähler steht die Ist-Entfernung, also die Entfernung, aus der der Patient ein Objekt erkennt. Im Nenner steht die Soll-Entfernung, die Entfernung, bei der ein Mensch mit normaler Sehschärfe dasselbe Objekt erkennen könnte. Ein Beispiel: Erkennt ein Patient ein Zeichen aus der Entfernung von 3 Metern das normalerweise aus 15 Metern erkannt wird, so beträgt sein Visus 3/15 oder 20 %.
Zur Untersuchung der Sehschärfe werden meistens Leseprobetafeln verwendet. Sie sind auf einen Normalvisus geeicht. Hier können neben Zahlen und Buchstaben auch Symbole verwendet werden, wie der Landoltsche Ring oder die Pflügerschen Haken. Der Landoltsche Ring ist ein Ring, der an einer Stelle offen ist. Dieser kann in acht verschiedene Positionen gedreht werden, wobei der Patient angeben muss, wo sich die Öffnung befindet. Ähnlich verhält es sich bei den Pflügerschen Haken, die der Form eines „E“ entsprechen und deren Lage von dem Patienten angegeben werden muss.
Bei der Angabe der Sehschärfe ist zu beachten, dass die subjektive Wahrnehmung nicht dem Zahlenwert entspricht. So wird zum Beispiel ein Sehschärfeverlust im oberen Bereich der Skala kaum wahrgenommen, wohingegen bei einer nur noch geringen Sehschärfe bereits Veränderungen von wenigen Prozenten als schwerwiegend empfunden werden.
Die Untersuchung des Gesichtsfeldes wird Perimetrie genannt und mit Hilfe eines Perimeters durchgeführt. Der Patient blickt in das Gerät, das ein Gesichtsfeld von 180 Grad imitiert. Er muss seinen Blick auf einen festen Punkt richten und darf die Augen nicht bewegen. Nun werden in den normalen Gesichtsfeldbereich Lichtpunkte projiziert, die der Patient erkennen muss. Diese Untersuchung kann mit verschiedenen Lichtstärken, die der Empfindlichkeit der verschiedenen Bereiche der Netzhaut entsprechen, durchgeführt werden. Auch Gesichtsfeldmessungen für Farben sind möglich, indem farbige Lichtpunkte projiziert werden. Das Gesichtsfeld für Farbsehen ist in der Regel kleiner, als das Gesichtsfeld für weißes Licht.
Bei einer Reihe von Netzhaut- und Sehbahnerkrankungen kommt es zu Einschränkungen im Gesichtsfeld, die je nach Lage und Ausdehnung im täglichen Leben beträchtlich stören können. Die Prüfung des Gesichtsfeldes ist daher von erheblicher Bedeutung in der Differenzialdiagnose von Netzhauterkrankungen. Es ist sehr wichtig für die Dokumentation eines Krankheitsverlaufs und für die gutachterliche Einschätzung zur Beurteilung der Minderung der Erwerbsfähigkeit. Die Prüfung des Gesichtsfeldes ist abhängig von den vorliegenden Veränderungen und dem verwendeten Test und kann bis zu 15 Minuten je Auge beanspruchen.
Das Licht aus der Umwelt wird im Auge durch die Linse auf die Netzhaut fokussiert. Lichtempfindliche, hochspezialisierte Netzhautzellen (Photorezeptoren) reagieren bei Lichteinfall mit einer Spannungsänderung über der Zellmembran. Diese Spannungsänderung wird über andere Nervenzellen der Netzhaut (z.B. Bipolarzellen) weitergeleitet und von diesen ausgewertet. Über die Sehnerven wird die Information in das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet. Die Summe der Spannungsänderungen über der gesamten Netzhaut, die dabei in den verschiedenen Gruppen von Netzhautzellen auftreten, wird mit dem Ganzfeld-ERG gemessen. Die Netzhaut funktioniert wie ein sehr aufwändiger Computer, der die Lichtinformation verarbeitet und das ERG erlaubt es, den Fluss der Information in diesem Computer zu messen.
Das wird dadurch erleichtert, dass im Auge die Spannungsänderung an die Augenoberfläche (Hornhaut) weitergeleitet wird. Um die Netzhautfunktion zu messen, werden empfindliche Elektroden auf die mit Tropfen betäubte Hornhaut gesetzt. Diese Elektroden können ähnlich Kontaktlinsen auf die Hornhaut aufgesetzt werden oder fadenförmig sein und in den Bindehautsack eingelegt werden. Als Gegenpol sind zwei weitere Elektroden erforderlich, die auf die Haut am Hinterkopf geklebt werden. Als Untersuchungsgerät dient eine sogenannte Ganzfeld-Kugel. Das ist eine weiße Hohlkugel, in die der Untersuchte hineinschaut und in der Lichtblitze erzeugt werden, um die Netzhaut in standardisierter Form und vollständig auszuleuchten. Zur gleichmäßigen Ausleuchtung der Netzhaut ist es außerdem erforderlich, dass die Pupillen mit Tropfen erweitert werden. Daher darf im Anschluss an die Untersuchung kein Fahrzeug gefahren werden. In der Regel können beide Augen gleichzeitig untersucht werden.
Vor Beginn des ERGs ist eine 30 Minuten dauernde Anpassung an Dunkelheit (Dunkeladaptation) erforderlich, damit die Funktion der Stäbchen gemessen werden kann. Dies erfolgt mit ganz schwachen Lichtblitzen, die schrittweise heller werden, bis auch die Zapfen mitreagieren. Anschließend erfolgt eine 10 Minuten dauernde Anpassung an Licht (Helladaptation), bevor die Funktion der Zapfen gemessen werden kann. Dies geschieht sowohl mit einzelnen hellen Lichtblitzen als auch mit einer Reizung durch rasch flimmerndes Licht. Die meiste Zeit bei der Untersuchung wird für die Anpassung der Augen an die Lichtverhältnisse benötigt unter denen gemessen wird. Diese Anpassung der Netzhaut kann nicht beschleunigt werden. Unter Einschluss der Anpassungszeiten dauert die Ableitung eines ERGs bis zu einer Stunde. Mit den gleichen Elektroden kann im Anschluss ein multifokales ERG abgleitet werden.
Als Ergebnis erhält man im ERG die Messkurven von Spannungsänderungen der Netzhaut auf Lichtblitze definierter Dauer und Helligkeit. In dieser Kurve lassen sich verschiedene Anteile unterscheiden: z.B. A-Welle (stammt vorwiegend von den Photorezeptoren) und B-Welle (vorwiegend von den Bipolarzellen). Wenn man die gemessenen Kurven bei verschiedenen Lichtbedingungen und jeweils die A- und B-Welle beurteilt, kann mit dem ERG unterschieden werden, ob und welche Netzhautzellen in welchem Ausmaß betroffen sind. So sind bei einer Zapfen-Stäbchen-Dystrophie die Zapfen am stärksten betroffen und die Antworten bei hellen Lichtblitzen am stärksten verändert. Bei der Retinitis Pigmentosa ist es umgekehrt, die Stäbchen sind am stärksten betroffen. Bei bestimmten Erkrankungen (z.B. kongenitale stationäre Nachtblindheit, Retinoschisis, aber auch bestimmten Durchblutungsstörungen) sind besonders die B-Wellen verändert.
Das ERG misst eine Summenantwort der gesamten Netzhaut. Wenn Erkrankungen der Netzhaut nur die Netzhautmitte (Makula) betreffen, kann das ERG unauffällig sein, da die Netzhautmitte nur einen Anteil von ca. 5% an der gesamten Netzhaut hat. Zur spezifischen Untersuchung der Makula ist daher ein multifokales ERG erforderlich.
Das ERG erlaubt eine Feststellung der Art und des Ausmaßes einer Netzhautfunktionsstörung. Einige Erkrankungen können erst mit dem ERG richtig erkannt werden, bei anderen Erkrankungen ist das ERG eine wesentliche Hilfe in der Diagnostik. Durch die Feststellung des Ausmaßes einer Funktionsstörung ist das ERG auch für die Beurteilung der Prognose einer Erkrankung wesentlich. Bei allen Patienten mit Verdacht auf eine vererbbare Netzhautdegeneration sollte mindestens einmal ein ERG abgeleitet werden, um eine sichere Diagnosestellung zu gewährleisten. Gelegentliche (alle ca. 1-2 Jahre) ERG Kontrollen erlauben die Beurteilung des Verlaufs. Innerhalb wissenschaftlicher Studien ist das ERG wichtig für die Beurteilung der Netzhautfunktion.
Wenn Erkrankungen der Netzhaut nur die Netzhautmitte (Makula, Stelle des schärfsten Sehens) betreffen, kann das ERG normal sein, da die Netzhautmitte nur einen Anteil von ca. 5% an der gesamten Netzhaut hat. Zur spezifischen Untersuchung der Makula ist daher ein multifokales Elektroretinogramm (mfERG) erforderlich.
Mit dem mfERG wird in ähnlicher Weise wie bei dem ERG die Netzhaut untersucht. Durch die besondere Form des Reizes beschränkt sich diese Untersuchung jedoch auf die Photorezeptoren und Bipolarzellen in der Makula. Da in der Makula von den Photorezeptoren vorwiegend Zapfen und kaum Stäbchen vorhanden sind, werden mit dem mfERG vorwiegend die Zapfen untersucht. Es werden die gleichen Elektroden wie beim ERG verwendet, und eine Erweiterung der Pupille ist ebenfalls sinnvoll. Daher darf im Anschluss an die Untersuchung kein Fahrzeug gefahren werden. Eine spezielle Anpassung an helles Licht ist jedoch nicht erforderlich. Es können beide Augen gleichzeitig untersucht werden, störungsfreier ist jedoch die getrennte Untersuchung. Die Untersuchung selbst dauert mit Vorbereitung und bei getrennter Untersuchung beider Augen ca. 30 Minuten.
Im Gegensatz zum ERG wird keine Ganzfeld-Kugel zur Untersuchung verwendet. Stattdessen schaut der Patient auf einen Computermonitor, auf dem ein Reizfeld dargeboten wird, das aus vielen kleinen aneinandergrenzenden Sechsecken besteht. Diese Sechsecke sind entweder dunkel (schwarz) oder hell (weiß). Dabei sind immer gleich viele Sechsecke schwarz oder weiß und ein zusätzliches Sechseck ist weiß, so dass sich die Gesamthelligkeit des Reizfeldes nicht ändert, aber stets ein Referenzfeld über des Reizfeld wandert und zur Berechnung der lokalen Antworten dient. Während der Untersuchung wechselt dazu jedes Sechseck in einer bestimmten, mathematisch festgelegten Reihenfolge zwischen schwarz und weiß. Für den Patienten bedeutet das, dass er auf einen Monitor schaut, auf dem in einem Reizfeld ganz viele Sechsecke schnell und ohne erkennbare Ordnung zwischen schwarz und weiß wechseln. Um sicher zu stellen, dass jedes Sechseck immer von derselben Netzhautstelle in der Makula gesehen wird, ist es wesentlich, dass der Patient genau auf den auf dem Monitor dargebotenen Fixationspunkt schaut. Damit die Untersuchung nicht zu belastend ist, wird sie in meist 8 ca. 30-45 Sekunden dauernde Teilabschnitte unterteilt. War bei einem Teilabschnitt die Konzentration nicht ausreichend, braucht nur dieser Teilabschnitt wiederholt werden. Da der Computer weiß, wo das Referenzsechseck war, kann aus der abgeleiteten Kurve errechnet werden, wie viel von der über die Hornhautelektrode gemessenen Reizantwort von der durch dieses Sechseck belichteten Netzhautstelle stammt.
Als Ergebnis des mfERG erhält man eine Karte, die für jedes der Sechsecke im Bereich der Makula die zugehörige Antwort auf den Reizdarstellt. Bei einer Makuladystrophie (z.B. M. Stargardt) sind vorwiegend die Reizantworten in der Mitte verändert, bei einer Zapfen- oder Zapfen-Stäbchendystrophie sind dagegen meist alle Reizantworten reduziert. Dagegen sind bei Erkrankungen, die zunächst die Stäbchen betreffen (z.B. Retinitis Pigmentosa, Choroideremie), die Zapfen in der Makula oft noch erhalten, so dass nur im Zentrum messbare Reizantworten vorhanden sind.
Die Bedeutung des mfERG liegt darin, dass Funktionsstörungen der zentralen Netzhaut sehr früh erkannt werden können. Eine Früherkennung von Makulaerkrankungen ist teilweise schon möglich, bevor am Augenhintergrund sichtbare Veränderungen erkennbar sind. Dies ist z.B. bei Kindern wichtig, die Sehprobleme in der Schule entwickeln. Bei der ZSD kann das mfERG auch zur Bestimmung des Grades der Funktionsstörung eingesetzt werden. Wenn allerdings die Erkrankung sehr weit fortgeschritten ist, wird das mfERG in der Regel keine zusätzliche hilfreiche Information mehr ergeben. Das mfERG ist auch für Therapiestudien geeignet, die speziell Auswirkungen auf die Makulafunktion auswerten.
Die zuvor beschriebenen Varianten des Elektroretinogramms, das Ganzfeld-Elektroretinogramm (ERG) und das multifokale Elektroretinogramm (mfERG) sind die wichtigsten Untersuchung zur Abklärung einer vererbbaren oder erworbenen Netzhauterkrankung. Beide Verfahren untersuchen die Funktion der Photorezeptoren und Bipolarzellen. Ziel des Elektrookulogramms (EOG) ist die Untersuchung der Funktion des retinalen Pigmentepithels. Dieses liegt zwischen Netzhaut und Aderhaut und hat unter anderem die Aufgabe, die lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut mit Nährstoffen zu versorgen und Stoffwechselprodukte abzubauen und zu entfernen.
Bei der Messung des EOGs macht man sich zunutze, das eine Spannungsdifferenz zwischen der Vorderseite des Auges, der Hornhaut, und dem hinteren Augenpol (vom RPE) von ca. 6mV besteht. Man spricht auch von einem das Auge betreffenden (okulären) Dipol. Dabei ist die Hornhaut positiver und der hintere Augenpol mit dem Pigmentepithel negativer. Das Ausmaß des Spannungsunterschiedes ändert sich bei Lichteinwirkung. Beim EOG wird eine lichtabhängige Summenantwort des Pigmentepithels gemessen.
Die Messung des EOGs kann mit normalen und weitgetropften Pupillen erfolgen, jedoch muss bei normalen Pupillen ein wesentlich helleres Licht eingesetzt werden. Viele Labors messen daher mit geringerer Helligkeit bei weitgetropfter Pupille, da das Weittropfen oft sowieso im Rahmen der übrigen Untersuchungen erforderlich ist. Zur Messung des EOGs werden Elektroden seitlich neben den Augen an Nase und Schläfe auf die Haut geklebt. Werden jetzt horizontale Blickbewegungen vorgenommen, ändert sich aufgrund der Spannungsdifferenz im Auge die Spannung zwischen den Elektroden an beiden Seiten des Auges. Um die Messung zu optimieren, werden meist durch Lichtsignale ein bestimmter Rhythmus und eine bestimmte Blickrichtung für die Augenbewegungen vorgegeben. Wie beim ERG schaut man in eine Ganzfeld-Kugel (eine runde Kugel mit erleuchtetem Hintergrund), in der es zunächst dunkel ist. Je nach Verfahren wird über 12-40 Minuten die Anpassung der Grundspannung an die Dunkelheit gemessen. Ist die Grundspannung über dem RPE in der Dunkelheit stabil (Dunkeltal), dann wird das Licht in der Kugel eingeschaltet, und die Grundspannung erhöht sich innerhalb von ca. 8-10 Minuten (Hellanstieg). Ist der Gipfel des Hellanstiegs erreicht, ist die Untersuchung beendet, wenn die Grundspannung im Licht stabil ist (Hellgipfel). Da die Änderung der Spannung im Pigmentepithel sehr langsam verläuft, dauert diese Untersuchung bis zu einer Stunde. Als Ergebnis wird zur Beurteilung des EOGs das Verhältnis zwischen der Grundspannung am Hellgipfel und im Dunkeltal angegeben (Arden Ratio), weil die Grundspannung individuell unterschiedlich sein kann. Unterschreitet der Arden Ratio den Wert von 2,0 bzw. 1,8 gilt das EOG als pathologisch (krankhaft).
Das EOG ist eine gute Methode zur Messung von Veränderungen im retinalen Pigmentepithel. Folgende Einschränkung ist jedoch zu berücksichtigen: Das EOG ist abhängig davon, dass die Photorezeptoren der Netzhaut das Licht erkennen und zu einer Änderung der Grundspannung im Pigmentepithel führen. Bei normaler Funktion der Photorezeptoren erhält man mit dem EOG eine ideale Auskunft über die Funktion des retinalen Pigmentepithels. Bei vielen Netzhauterkrankungen sind aber Photorezeptoren und Pigmentepithel betroffen, und dann kann mit dem EOG zwar der Gesamtschaden, aber nicht der Anteil des Pigmentepithels festgestellt werden. In einer solchen Situation (z.B. Zapfen-Stäbchen-Dystrophie) erhält man in der Regel mit dem ERG bessere Informationen und kann auf das EOG verzichten.
Zur Feststellung von Störungen des Farbsinns werden Farbtafeln benutzt. Diese Farbtafeln nach Ishihara zeigen Zahlen, die aus verschiedenen Farbpunkten zusammengesetzt sind. Die Farbpunkte sind so gedruckt, dass nur der Farbtüchtige sie richtig erkennen kann. Mit dieser Methode lässt sich das Vorhandensein einer Farbstörung feststellen, nicht jedoch ihr Ausmaß. Zur Feststellung des Ausmaßes der Farbstörung wird ein Anomaloskop (Farbmischgerät) verwendet. Bei dieser Methode muss der Patient ein auf einer Scheibe vorgegebenes Gelb herstellen, indem er Rot und Grün mischt. Falsch eingestellte Mischungsverhältnisse erlauben exakte Rückschlüsse auf Art und Ausmaß der Rot-Grün-Störung.
Farbsinnstörungen können angeboren sein (häufig als Farbenblindheit bezeichnet) oder bei Erkrankungen von Netzhaut oder Sehbahn auftre-ten. Die Erkennung angeborener Störungen ist wichtig als Eignungstest für bestimmte Tätigkeiten. Die erworbenen Farbsinnstörungen treten oft schon am Beginn einer Erkrankung auf und sind daher ein sensitives Frühzeichen für eine Funktionsstörung. Die Prüfung des Farbensehens dauert je nach Test und Ausmaß der Farbsinnstörung ca. 5-10 Minuten.
Die Adaptationsgeschwindigkeit (Anpassungsgeschwindigkeit) an verschiedene Lichtverhältnisse wird mit dem Adaptometer untersucht. Zu Beginn der Untersuchung blickt der Patient auf eine weiße, hellbeleuchtete Hohlkugel. Während dieser Zeit wird das Sehpigment der Stäbchen gebleicht, so dass sie ihre Funktion einstellen. Daher erfolgt die Sehwahrnehmung nur noch über die Zapfen. Im Anschluss blickt der Patient auf ein dunkles Feld mit Testfiguren. Nun wird die Zeit bis zur Wahrnehmung der Figuren gemessen und in einer Adaptationskurve aufgetragen. Die Anpassung erfolgt, indem sich die Stäbchen während dieser Zeit regenerieren. Da die Adaptation langsam vor sich geht, dauert diese Untersuchung ca. 1 Stunde.
Untersuchungen der Netzhautstruktur
Die wichtigste Methode zur Untersuchung der Netzhautstruktur ist die Untersuchung des Augenhintergrundes (Ophthalmoskopie). Der Augen-hintergrund wird auch als Fundus bezeichnet und statt Ophthalmoskopie der Begriff Funduskopie verwendet. Die Beobachtung vorhandener oder fehlender Veränderungen des Augenhintergrundes in Zusammenhang mit der Sehschärfe ist Grundlage für die Auswahl weiterer notwendiger Untersuchungsverfahren.
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren der Ophthalmoskopie: die indirekte und die direkte Ophthalmoskopie. Bei der indirekten Ophthalmoskopie hat der Augenarzt eine Lichtquelle, heute in der Regel auf dem Kopf, um durch eine mit halb ausgestrecktem Arm vor das Auge gehaltenen Lupe die Netzhaut zu beleuchten und zu beobachten. Indem er den Patienten bittet, in verschiedene Richtungen zu schauen, kann er die gesamte Netzhaut beobachten. Dieses Verfahren erlaubt rasch einen Gesamtüberblick über die Netzhaut zu bekommen, hat aber nur eine geringe Vergrößerung, ist also weniger geeignet, feine Details zu erkennen. Wichtig ist die indirekte Ophthalmoskopie z.B. zur Behandlungsplanung bei einer Netzhautablösung oder bei Tumoren des Augenhintergrundes, aber auch zur Beurteilung der Ausprägung der Pigmentierungen (Knochenkörperchen).
Bei der direkten Ophthalmoskopie hat der Augenarzt früher einen Augenspiegel sehr nahe vor das Auge gehalten, um vor allem die Netzhautmitte (Makula) zu untersuchen. Dieses Verfahren wurde weitgehend ersetzt durch neue Lupen, die zusammen mit der Spaltlampe (Lichtquelle mit scharf begrenztem spaltförmigem Lichtstrahl, der in seiner Breite veränderbar ist) angewendet werden. Dabei hat der Patient das Kinn auf einer Kinnstütze aufgesetzt und mit einem Lichtspalt wird durch eine kleine Lupe die Netzhaut beleuchtet und beobachtet. Durch die stärkere Vergrößerung im Vergleich zur indirekten Ophthalmoskopie lassen sich Details besser wahrnehmen, z.B. Drusen bei einer beginnende Gefäßneubildung unter der Netzhaut (choroidale Neovaskularisation), eine Makuladystrophie oder Veränderungen des Sehnervenkopfes (Papille). In den meisten Fällen wird die Lupe nur vor das Auge gehalten. Bestimmte Lupen müssen auf die mit Tropfen betäubte Hornhaut aufgesetzt werden. Diese aufgesetzten Lupen werden heute vorwiegend verwendet, wenn zusätzlich eine Behandlung geplant ist, z.B. eine Laserbehandlung der Netzhaut oder eine photodynamische Therapie. Dann gewährleisten die aufgesetzten Lupen, dass nicht plötzlich während der Behandlung die Augen zugekniffen werden oder starke Augenbewegungen stattfinden.
Die Ophthalmoskopie ist wesentlicher Bestandteil der Diagnosestellung und der kontrollierten Behandlung von Netzhautveränderungen. Die Ophthalmoskopie wird oft als unangenehm empfunden, weil sie den Patienten blendet und diese Blendung nach der Untersuchung noch einige Minuten anhält. Zusätzlich ist oft eine Erweiterung der Pupille mit Tropfen nötig, um insbesondere die äußeren Bereiche der Netzhaut zu unter-suchen. Durch die Verwendung moderner Lupen und die geeignete Kombination der verschiedenen Ophthalmoskopieverfahren lässt sich die Untersuchungsdauer reduzieren.
Wesentliches Problem der Ophthalmoskopie ist die Dokumentation zur Verlaufskontrolle bei fortschreitenden Erkrankungen, wie Netzhautdystrophien. Sichtbare Veränderungen des Augenhintergrundes lassen sich zwar beschreiben, jedoch sind geringe Änderungen im Verlauf aufgrund dieser Beschreibung nicht sicher zu identifizieren.
Das retinale Pigmentepithel (RPE) ist wichtig sowohl für die Versorgung der lichtempfindlichen Zellen (Photorezeptoren) der Netzhaut als auch für die Entsorgung von Stoffwechselprodukten. Diese werden zum größten Teil in den Zellen des RPE in kleinste Bestandteile zerlegt und aufgearbeitet oder über die Aderhaut entsorgt. In den Zellen des RPE sammeln sich im Laufe des Lebens Stoffwechselendprodukte der täglichen Verarbeitung der Photorezeptoraußensegmente als Ablagerungen (Lipofuszin) an. Lipofuszin zeigt das Phänomen der Fluoreszenz, d.h. Licht einer bestimmten Wellenlänge wird anders als das Licht in einer anderen Wellenlänge von diesem Stoff abgestrahlt. Damit am Augenhintergrund (Fundus) das abgestrahlte Licht ungestört erkannt werden kann, wird mit einer speziellen Filtertechnik die Wellenlänge des eingestrahlten Lichts (488 nm) auf den Bereich begrenzt, der dem Lipofuszin entspricht und über einen zweiten Filter nur der Wellenlängenbereich des abgestrahlten Lichts (540 nm) mit Hilfe einer Kamera aufgezeichnet.
Die Fundusautofluoreszenz erlaubt eine Darstellung der Verteilung von Lipofuszin im RPE. Andere Substanzen als Lipofuszin können ebenfalls Autofluoreszenz zeigen, jedoch wird durch die Wahl der Aufnahmefilter im Wesentlichen die Fundusautofluoreszenz durch Lipofuszin dokumentiert.
Eine gleichmäßige Verteilung geringer Lipofuszinmengen am Fundus als Hintergrundleuchten bei der FAF-Untersuchung, ist ein normales Zeichen für gesunde und aktive RPE-Zellen. Weit fortgeschrittene degenerative Prozesse führen zu einem Untergang des RPE. Sie stellen sich bei der Fundusautofluoreszenz aufgrund des Fehlens von Lipofuszin dunkel dar. Aktive degenerative Prozesse sind an einer verstärkten Fundusautofluoreszenz aufgrund der verstärkten Lipofuszinansammlung erkennbar.
Die Fundusautofluoreszenz erlaubt eine einfache Dokumentation der Struktur des retinalen Pigmentepithels ohne Anwendung von Farbstoff. Dadurch ist sie leicht und risikolos wiederholbar und auch bei Kindern gut einsetzbar. In bestimmten Fällen zeigen sich in der Fundusautofluoreszenz bereits Veränderungen, während die Ophthalmoskopie noch unauffällig ist, so dass die Fundusautofluoreszenz zur Früherkennung krankhafter Veränderungen.
Am Augenhintergrund gibt es zwei Blutgefäßsysteme zur Versorgung der Netzhaut: Eines direkt in der Netzhaut (Netzhautgefäße) und ein zweites unter dem RPE in der Aderhaut (Aderhautgefäße). Diese Blutgefäße sind bei verschiedenen Erkrankungen verändert, daher ist es wichtig, sie untersuchen zu können. Diese Darstellung der Gefäße nennt man Angiografie. Um die Gefäße besser sichtbar zu machen, wird ein Farbstoff in eine Armvene gespritzt. Über den Blutkreislauf gelangt der Farbstoff in die Blutgefäße der Augen und verteilt sich dort. Sobald der Farbstoff im Auge ankommt, wird eine Serie von Fotos über einen Zeitraum von ca. 10 Minuten gemacht, um dessen Verteilung darzustellen. Die verwendeten Farbstoffe haben die Eigenschaft der Fluoreszenz: Wenn man sie mit Licht einer bestimmten Wellenlänge (488 nm) anleuchtet, strahlen sie Licht einer anderen Wellenlänge (540 nm) ab. Durch Verwendung spezieller Filter wird nur dieses abgestrahlte Licht aufgefangen. Damit erscheinen Stellen ohne Farbstoff in der Angiografie dunkel und die Orte mit Farbstoffanreicherung abhängig von der Menge an Farbstoff unterschiedlich hell. Am hellsten sind daher bei gesunden Augen die Blutgefäße der Netzhaut.
Bei der Optischen Kohärenz-Tomografie (OCT) handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das mit Hilfe eines ungefährlichen Laserlichts, durchgeführt wird. Sie wird vom Augenarzt empfohlen, wenn sich bei einer vorherigen Untersuchung unklare Veränderungen an der Netzhaut gezeigt haben oder um den Verlauf einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zu kontrollieren. Netzhauterkrankungen bei denen eine OCT sinnvoll sein könnte sind: trockene oder feuchte AMD, venöse Verschlüsse der Netzhaut, diabetische Netzhauterkrankung, drohende oder vorhandene Makulaforamen (Netzhautloch in der Netzhautmitte), Makulaödeme oder unklare Sehverschlechterungen.
Bei der OCT handelt es sich um eine schmerzfreie Untersuchung, die nur wenige Minuten dauert. Zuerst müssen die Pupillen mittels Augentropfen erweitert werden. Bis die Pupillen sich vollständig erweitert haben, dauert es zwischen 15 und 30 Minuten. Nur so kann der Augenarzt im Ruhezustand des Auges Fotos anfertigen. Durch die Erweiterung der Pupille erhöht sich die Blendempfindlichkeit und man kann in der Nähe nur verschwommen sehen. Aufgrund der Weitstellung der Pupillen darf der Patient an diesem Tag nicht selber Auto fahren.
Ähnlich wie bei einer Computertomographie oder einer Magnetresonanztomographie wird die Netzhaut oder Aderhaut in dem untersuchten Bereich durch ein Laserverfahren in optische Schnitte zerlegt, da die verschiedenen Schichten der Netzhaut das Laserlicht unterschiedlich reflektieren. Im Anschluss an die Untersuchung erfolgt eine Auswertung und Besprechung der Befunde sowie gegebenenfalls ein Therapievorschlag.