Viele Kinder beginnen spät zu sprechen, erste Wörter teilweise erst mit 3-4 Jahren. Die Sprache ist undeutlich. Es zeigt sich ein Dysgrammatismus und Stammeln (Auslassen oder Ersetzen von Lauten), was teilweise auch auf Hörstörungen oder Störungen in der auditiven Wahrnehmung zurückzuführen ist. Darüber hinaus sind Wortschatz und Sprachverständnis eingeschränkt. Meist tauchen Probleme im Schriftspracherwerb auf.

Empfehlung: logopädische Behandlung und pädaudiologische Untersuchung

In der oben genannten Studie von Prof. P. Nater weisen jeweils etwa ein Drittel der Untersuchten IQ-Werte im unteren Durchschnittsbereich, im Bereich der Lernbehinderung und im Bereich der leichten geistigen Behinderung auf.

Beobachtet werden gute mathematische Fertigkeiten, insbesondere im Vergleich zu den eher schwachen Leistungen im sprachlichen Bereich und ein ausgeprägtes Langzeitgedächtnis.

Eine Empfehlung zum Besuch einer Bildungseinrichtung kann immer nur auf einer Einzelfallentscheidung beruhen. Aufgrund der zunehmenden Sehbehinderung besuchen BBS Betroffene überwiegend Einrichtungen für Sehbehinderte und Blinde. Wir finden sie aber z.B. auch in Schulen für Geistige Entwicklung, Motorische Entwicklung, Lernen, Sprache oder auch in allgemein bildenden Schulen. Im Erwachsenenalter arbeiten viele in einer Werkstatt für behinderte Menschen, einige sind auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt.

Adipositas und Sehschädigung sowie ein schwacher Muskeltonus beeinträchtigen die Motorik. Die Betroffenen haben Probleme mit dem Gleichgewicht, bewegen sich oft ungern, verlangsamt, unkoordiniert, kraftarm, ängstlich-verkrampft. Auch in der Feinmotorik zeigen sich erhebliche Schwächen beim Schreiben, Schneiden, Kleben, Basteln.

Empfehlung: Physiotherapie und ggf. Ergotherapie und angemessene Sport- und Bewegungsangebote: z.B. Training an Fitnessgeräten, therapeutisches Reiten, Fahrradfahren (Tandem, Paralleltandem, Trailer), Spazierengehen, Schaukeln, Klettern, Rutschen usw.

Die Betroffenen verhalten sich oft passiv und abwartend, lassen gerne andere handeln und sind lieber reproduktiv als kreativ tätig. Viele haben Ängste: Ängste bzgl. der Krankheit und vor medizinischen Eingriffen, insbesondere vor dem  zunehmenden Sehverlust, Ängste vor bestimmten Situationen, Orten, Personen, Ängste vor neuem. Einige zeigen autistische Verhaltensweisen. Sie neigen dazu, Neuem mit Abwehr oder Reaktionslosigkeit bis hin zur Handlungsunfähigkeit zu begegnen. Sie sind meist stark auf eine strukturierte Umgebung angewiesen, Veränderungen verunsichern sie. Oft entwickeln sie auch eigene Regeln und Vorstellungen, von denen sie sich nur schwer abbringen lassen. Die Interessen beschränken sich häufig auf wenige Bereiche. Hier entwickeln sie oft eine gewisse Leidenschaft und Begeisterung. Für andere Dinge lassen sie sie sich hingegen meist nur schwer motivieren.   

Viele zeigen eine mangelnde persönliche Selbstständigkeit. Kinder und Jugendliche orientieren sich eher an Erwachsenen als an Gleichaltrigen. Die Aufnahme und der Erhalt sozialer Kontakte ist deutlich erschwert. Sie haben Schwierigkeiten in der Selbsteinschätzung, trauen sich oft zu wenig, manchmal aber auch zu viel zu.

Die Betroffenen sind meist ruhig und freundlich und gehen Konflikten aus dem Weg. Sie zeigen jedoch extreme emotionale Labilität und Schwankungen. So fehlt häufig die Fähigkeit, sich bei Erregung sozial angemessen zu verhalten. Es kommt zu heftigen Wutausbrüchen, Verweigerung, kleinkindhaftem Verhalten (wütendes Schreien, Trotz), auch ältere reagieren mit Weinerlichkeit. Fühlen sie sich hingegen sicher und geborgen reden sie gerne und viel und können sehr humorvoll sein.

Empfehlung: Ein strukturierter, ritualisierter Tagesablauf, der auch Rückzugsmöglichkeiten offenhält, ist für viele Betroffene hilfreich. Gleichwohl sollten sie auch in angemessenem Rahmen mit Herausforderungen konfrontiert werden, denen sie sich von selbst nicht stellen würden. Gegebenenfalls kann auch eine heilpädagogische, verhaltens- oder psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein.

Eine umfangreiche Entwicklungsdiagnostik ist sowohl die Voraussetzung für eine angemessene Förderung im Bereich der Frühförderung als auch Grundlage zur Wahl von Kita und Schule sowie Beschäftigung, Ausbildung und berufliche Förderung.

Die Anbindung an ein SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) oder ein MZEB (Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit geistiger Behinderung und/oder schwerer Mehrfachbehinderung) ist dabei oft hilfreich.