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Pilotstudie zum AMD-Kantenfilter-Projekt gestartet

Von Dr. Frank Brunsmann, Dr. Claus Gehrig und Heike Ferber

Unser verstorbenes Mitglied Annie Freund hat in ihrem Testament an die AMD-Betroffenen gedacht. Sie hat einen erheblichen Betrag für Zwecke der AMD-Forschung über die PRO RETINA-Stiftung zur Verhütung von Blindheit zur Verfügung gestellt und bestimmt, dass Ehrenpräsident Dr. Rainald von Gizycki die Verwendung der Mittel begleitet.

Damit diese Mittel so gut wie möglich im Sinne der Betroffenen eingesetzt werden können, haben sich der AK Makula der PRO RETINA und die Fachbereichsleitung Diagnose und Therapie die Frage gestellt: Welches Projekt verspricht einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, der von Relevanz für Betroffene ist, und würde ohne diese Mittel absehbar nicht zustande kommen? Dies ist also die Frage des Mehrwerts, denn Forschung, die bereits aus öffentlichen Mitteln in ausreichendem Maß gefördert wird, sollte hier nicht adressiert werden.

Bei der Befassung mit dieser Frage sind wir auf eine Erfahrung von nicht wenigen AMD-Betroffenen gestoßen. Es handelt sich hier um die Nutzung von sogenannten Kantenfiltern, welche in unterschiedlichen Situationen eingesetzt werden, zum Beispiel zur Verringerung der Blendung oder zur Verbesserung des Kontrastsehens. Andere Betroffene empfinden das Tragen eines Kantenfilters generell als nicht hilfreich oder sogar nachteilig.

Es scheint also ein sehr individuelles Phänomen zu sein. Wissenschaftlich untersucht worden ist es nur am Rande und wenig aussagekräftig. Da ein Nutzen wissenschaftlich bislang nicht belegt wurde, ist es für eine Krankenkasse nicht leicht, einen Einzelantrag auf Kostenerstattung zu bewilligen, auch wenn der oder die AMD-Betroffene vom Kantenfilter wesentlich profitiert. Denn die Hilfsmittel-Richtlinie gibt vor, dass Kantenfilter bei AMD generell nicht erstattungsfähig sind.

Der AK Makula hat zudem festgestellt, dass viele Betroffene gar nicht in die Situation kommen, konkret zu testen, ob oder welcher Kantenfilter für sie einen Gebrauchsvorteil bringt. Dabei gibt es sowohl bei Augenoptikern wie für Mitglieder der PRO RETINA die Möglichkeit, verschiedene Kantenfilter zu testen. So hat Dr. Konrad Gerull bereits vor Jahrzehnten maßgeblich den Aufbau und die Pflege des Kantenfilterkoffer-Angebots der PRO RETINA auf den Weg gebracht. Auf diese Weise können Mitglieder zu Hause in aller Ruhe verschiedene Kantenfilter in unterschiedlichen Alltagssituationen testen. Das Angebot ist unentgeltlich und trägt wesentlich dazu bei, eine fundierte persönliche Entscheidung zu treffen: Profitiere ich von einem bestimmten Kantenfilter oder nicht? Und auch ein „Nein“ für alle Kantenfilter ist hilfreich, denn es beantwortet die Frage und vermeidet eine Fehlanschaffung.

Die PRO RETINA und ihre Stiftung sind daran interessiert, die Frage der Nützlichkeit von Kantenfiltern bei AMD wissenschaftlich zu klären. Als Vorstufe wird eine Pilotstudie durchgeführt. Ziel dieser Pilotstudie ist es, anhand von Angaben AMD-Betroffener genauer eingrenzen zu können, in welchen Alltagssituationen häufig von Verbesserungen durch Kantenfilter berichtet wird und worin diese Vorteile bestehen. Es wird gebeten, dass sich ausschließlich AMD-Betroffene beteiligen, die deutlich von Kantenfiltern profitieren.