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AMD: Gentherapie in erster Studie erfolgversprechend

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Gentherapie der AMD in erster klinischer Sicherheits-Studie erfolgreich

Eine Gentherapie, die Netzhautzellen zu Produzenten eines Biologikums macht, hat in einer offenen Phase-1-Studie bei Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) vielversprechende Ergebnisse erzielt. Biologika sind Arzneimittel mit einer komplexen Struktur und einem hohen Molekulargewicht, die aus oder mithilfe biologischer Organismen gewonnen werden. Einziges Hindernis in dieser Studie war laut der Publikation im Wissenschaftsmagazin THE LANCET eine Immunität gegen das Hilfsvirus, das die Gene in die Netzhautzellen transportiert.

Verändertes Schnupfenvirus als Genfähre

Die Standardbehandlung bei der feuchten Form der AMD besteht heute in monatlichen Injektionen von Antikörpern oder Fusionsproteinen in den Glaskörper des Auges (intravitreal), was zu einer Blockierung des Wachstumsfaktors VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) führt. Dieser ist für das pathologische Wachstum von Blutgefäßen (Neovaskularisierung) verantwortlich, die zur Sehstörung führen. Die Injektionen in den Augapfel sind jedoch für den Patienten unangenehm, für die meist älteren Betroffenen beschwerlich und mit einem gewissen, wenn auch geringen Risiko (Infektion) verbunden.

Eine Gentherapie, die Netzhautzellen zu Produzenten der Anti-VEGF-Medikamente macht, könnte die Patienten hier entlasten. Die Behandlung, die derzeit an US-Kliniken erprobt wird, besteht aus der einmaligen intravitrealen Injektion eines Adeno-assoziierten Virus (AAV2). Es handelt sich im die Variante eines Adenovirus, das beim Menschen nur eine harmlose Erkältung verursacht.

Kontinuierliche Medikamentenabgabe nach einmaliger Injektion

Für die Behandlung wird das Virus mit einer Genfracht beladen, die es nach der Injektion ins Auge in den Netzhautzellen abliefert. Die Genfracht enthält die Bauanleitung für eine lösliche Variante eines VEGF-Rezeptors (sFlt-1). Die Helferviren laden die Gene in den Netzhautzellen ab, die danach kontinuierlich das Anti-VEGF-Medikament produzieren. Regelmäßige Wiederholungen wie bei der derzeitigen Standardbehandlung sind nicht vorgesehen.

Phase-I-Studie mit 19 AMD-Patienten

Bisher wurden 19 Patienten mit fortgeschrittener feuchter AMD im Alter über 50 Jahre behandelt. Der Visus auf dem behandelten Auge war bei ihnen auf unter 10% abgefallen. Da die Phase-1-Studie vor allem die Sicherheit der Therapie untersucht, wurden Patienten ausgewählt, die unter der Standardbehandlung keine Erfolgsaussichten mehr hatten. Daher sah das Team um Peter Campochiaro von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore auch nur für 11 der 19 Patienten überhaupt eine vage Chance auf eine Besserung der feuchten AMD.

Bei sechs dieser elf Patienten kam es tatsächlich zu einem deutlich Rückgang der intraretinalen und subretinalen Flüssigkeit sowie zu einer Verbesserung des Visus. Bei den anderen fünf Patienten schlug die Behandlung nicht an. Campochiaro führt dies auf neutralisierende Antikörper gegen das Adenovirus zurück, die bei allen dieser fünf Patienten gefunden wurden. Diese Patienten hatten vermutlich nach einer früheren Infektion eine Immunität entwickelt. Abwehrzellen im Auge könnten die Viren vernichtet haben, bevor diese ihre Genfracht in den Retinazellen abliefern konnten.

Unwirksamkeit durch Immunschutz?

Die Immunität könnte sich zu einem gewichtigen Nachteil der Gentherapie entwickeln. Insgesamt 60 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung haben laut Campochiaro einen Immunschutz gegen Adenoviren. Um diesen Patienten die Therapie anbieten zu können, müssten die Forscher auf einen anderen Virushelfer ausweichen. Dies ist technisch möglich. Die Gruppe müsste dann allerdings wieder von vorn mit ihren Studien beginnen, was wiederum bei klinischen Studien heute eine Verzögerung um mehrere Jahre bedeutet.

Die Verträglichkeit der Gentherapie scheint jedoch gut zu sein. Nur bei zwei Patienten kam es zu Fieber und einer intraokularen Entzündung, die mit einem topischen Steroid erfolgreich behandelt werden konnte.

Quelle: aerzteblatt.de vom 17.05.2017

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