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Bericht zum 6. PRO RETINA-Forschungskolloquium in Potsdam (Teil 1)
6. Internationales PRO RETINA-Forschungskolloquium
Netzhautdegeneration – 10 Jahre im neuen Jahrhundert – wohin führt der Weg? Ein interdisziplinärer Dialog.
Zum mittlerweile sechsten "Potsdam-Meeting" trafen sich rund 160 Wissenschaftler, Mediziner und Patienten aus Europa und den USA. Ziel des Kolloquiums war der interdisziplinäre Austausch zwischen Grundlagenforschern und klinischen Wissenschaftlern, um bei degenerativen Netzhauterkrankungen neue Erkenntnisse zu den Ursachen sowie Ansätze zur Diagnostik und Therapie zu diskutieren. Dr. Monika Fleckenstein, Dr. Florian Alten, Dr. Peter Charbel Issa und Prof. Frank Holz berichten über das diesjährige Treffen. Wir werden aus diesem im aktuellen „Augenspiegel“ (Ausgabe 7-8/2010) veröffentlichten Bericht 4 Newsletter verfassen, jeweils einen mit dem Inhalt einer der vier wissenschaftlichen Sitzungen mit unterschiedlichen Themen-Mittelpunkten.
Die Eröffnungsrede hielt Eva Luise Köhler, Schirmherrin der Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen (ACHSE). Sie betonte, dass auf dem Weg zur Entwicklung neuer Therapien das Verständnis der zugrundeliegenden Krankheitsprozesse eine zentrale Bedeutung besitzt. Erkenntnisse auf dem Gebiet der Genetik, Zell- und Molekularbiologie in Kombination mit innovativer klinischer Diagnostik stellen dabei die Grundlage für effektive Therapieansätze dar. Die Tagung in Potsdam sei ein sichtbares Zeichen für die gute und produktive Zusammenarbeit von Grundlagenwissenschaftlern und klinisch forschenden Augenärzten.
Prof. Dr. Eberhart Zrenner ging anschließend auf grundlegende Fragen zu seltenen Netzhauterkrankungen ein und stellte den Forschungsverbund HOPE vor, der im Rahmen des Programms „Seltene Erkrankungen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die Projektpartner befassen sich mit der Optimierung und Integration klinischer Phänotypisierung und genetischer Diagnostik bei erblichen Netzhauterkrankungen. Weiterhin sollen neue Therapien und Applikationssysteme entwickelt werden.
Erste Sitzung: Diagnostik
Die erste wissenschaftliche Sitzung unter dem Vorsitz von Klaus Rüther (Berlin) stellte die Diagnostik retinaler Erkrankungen in den Mittelpunkt:
Bart Leroy (Ghent) unterstrich die drei Säulen zur Diagnosefindung; klinische, elektrophysiologische und molekulargenetische Diagnostik. So können Unterschiede im klinischen Phänotyp richtungweisend für die Identifizierung von Krankheits-verursachenden Genen sein. Die Elektrophysiologie vermag dabei den Phänotyp besser zu definieren. Unterschiedliche Mutationen in einem Gen allerdings können auch zu unterschiedlichen Krankheitsausprägungen mit unterschiedlicher klinischen Verlauf führen.
Hendrik Scholl (Baltimore) stellte erste Daten zur hochauflösenden Struktur-Funktions-Korrelation mittels einer neuen Software (MultiModalMapper) dar, welche in Kooperation mit dem Institute for Ophthalmic Research der Universität Tübingen und der Universitäts-Augenklinik Bonn angewandt wurde. Beispielhaft wurde anhand der Überlagerung von Mikroperimetrie-Ergebnissen mit hochauflösender OCT (Optische Kohärenztomografie: hochauflösende Methode zur Untersuchung der Netzhautstruktur) und Fundus-Autofluoreszenz-Aufnahmen gezeigt, wie auf diese Weise relevante Informationen über den Erkrankungsverlauf und hinsichtlich der funktionellen Bedeutung mikrostruktureller Netzhautveränderungen gewonnen werden können.
Christoph Friedburg (Giessen) zeigte Perspektiven bezüglich der Rolle psychophysischer und elektrophysiologischer Diagnostik retinaler Erkrankungen mit dem Fokus auf die Untersuchung von Kindern auf. Er erläuterte, wie die funduskorrelierte (Fundus=Augenhintergrund) Perimetrie (Mikroperimetrie) durch die Nachführung der Testpunkte mit Augenbewegungen die Aussagekraft von Gesichtsfelduntersuchungen bei Kindern verbessern kann.
Ulrich Kellner (Siegburg) erläuterte die Bedeutung neuer bildgebender Verfahren in vivo bei der Diagnosestellung erblicher Makula- und Netzhautdegenerationen. Gerade mittels SLO (Scanning-Laser-Ophthalmoskop)-basierter Autofluoreszenz lassen sich – nicht-invasiv - wichtige differentialdiagnostische Merkmale identifizieren, die auch für die Verlaufsbeurteilung von Bedeutung sind.
Die Berichte zu den weiteren Sitzungen (Neue Mechanismen degenerativer Erkrankungen, Identifikation neuer Krankheits-verursachender Gene, Therapie) folgen in den nächsten Tagen.