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Bericht zum 7. PRO RETINA-Forschungskolloquium in Potsdam (Teil 1)

7. Internationales PRO RETINA-Forschungskolloquium

Netzhautdegeneration – „Vision and Beyond“- ein interdisziplinärer Austausch

Zum nunmehr siebten Mal in Folge kamen in Potsdam am 8. und 9. April rund 140 Wissenschaftler, Mediziner und Patienten aus Europa, den USA und Kanada im Rahmen des PRO RETINA-Forschungskolloquiums zusammen. Auch in diesem Jahr stand wieder der interdisziplinäre Austausch zwischen Grundlagenwissenschaftlern und klinischen Forschern im Mittelpunkt. Besonders große Bedeutung hatte einmal mehr die Diskussion zwischen jungen Wissenschaftlern und erfahrenen Professoren. Dipl.-Biol. Johanna Meyer, Dr. Alexander Cunea, Dr. Arno Göbel, Dipl.-Biol. Carolina Brandstetter, Priv.-Doz. Dr. Peter Charbel Issa und Prof. Dr. Frank G. Holz (Bonn) berichten über das diesjährige Treffen. Wir werden aus diesem im aktuellen „Augenspiegel" (Ausgabe 6/2011) veröffentlichten Bericht insgesamt 4 Newsletter verschicken, angelehnt an die Themenschwerpunkte der wissenschaftlichen Sitzungen.

In seinem einleitenden Vortrag gab Prof. Eberhardt Zrenner (Tübingen) einen Überblick über neue diagnostische und therapeutische Ansätze bei erblichen Netzhautdegenerationen. In der Gentherapie, der Optogenetik (ein relativ neues Fachgebiet, das sich mit der Kontrolle von genetisch modifizierten Zellen mittels Licht beschäftigt), Neuroprotektion (Schutz der Nervenzellen und damit eine Verzögerung des Krankheitsverlaufes) oder auch der Realisierung von Netzhaut-Implantaten konnten in den letzten Jahren richtungsweisende Fortschritte erzielt werden. Zrenner führte den Anwesenden vor Augen, dass weitere intensive Anstrengungen im Sinne „from bench to bedside“ notwendig sind, um die Ursachen der retinalen Degenerationen auf molekularem und zellulärem Niveau weiter aufzudecken. Dies ist auch deswegen zunehmend von Bedeutung, da neue therapeutische Ansätze wie die Genersatztherapie oder pharmakologische Therapien, die in den Sehzyklus eingreifen, häufig eine molekulargenetische Diagnostik zur Voraussetzung haben.

"Seltene" sind zusammen recht häufig

Prof. Dr. Bernd Wissinger (Tübingen) stellte den Forschungsverbund HOPE vor, der 2009 gegründet wurde, um seltene erbliche Netzhauterkrankungen zu erforschen. Bei dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt liegt der Schwerpunkt in der Anwendung neuer Verfahren zur bildgebenden und funktionellen Diagnostik sowie in der genetischen Charakterisierung der unterschiedlichen Krankheitsbilder. Wissinger betonte auch die Wichtigkeit der Erforschung seltener Erkrankungen: In Deutschland sind rund vier Millionen Menschen von einer seltenen Erkrankung betroffen, in der gesamten EU etwa 35 Millionen, womit die vermeintlich seltenen Erkrankungen zusammengezählt eine hohe Häufigkeit aufweisen. Verdeutlicht wurde auch, dass der bestehende Mangel an Wissen und Erfahrung auch seitens der Ärzte in Bezug auf seltene Erkrankungen häufig zu einer verzögerten Diagnosestellung führen kann.

Signalübertragung vom Auge zum Gehirn 

Prof. Dr. Heinz Wässle (Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt) eröffnete die Vorlesungsreihe mit einem hochkarätigen und sehr anschaulichen Vortrag über die Komplexität der Signalübertragung vom Auge bis zur Sehrinde im Gehirn. Neben den vielzähligen morphologischen retinalen Ganglien- und Bipolarzelltypen illustrierte Prof. Wässle die Funktionsweise der retinalen Glutamatrezeptoren (Transmembranproteine in der Membran von Neuronen). Dabei erreichte er sein selbstgestecktes Ziel, innerhalb von 40 Minuten in konziser und kurzweiliger Form die vergangenen 30 Jahre der intensiven Forschung seiner Arbeitsgruppe zusammen zufassen.

Weitere Berichte zum Potsdam-Kolloquium folgen in den nächsten Tagen.