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Blaues Licht- Gefahr für die Netzhaut?

Blaues Licht - Gefahr für die Netzhaut?

PRO RETINA Deutschland rät zur Achtsamkeit


Bonn. LED-Lampen eroberten noch vor wenigen Jahren die deutschen Haushalte, weil sie keine gesundheitsschädlichen Stoffe wie Quecksilber enthielten. Nun sind die LED-Leuchtmittel in eine neue Gesundheitsdiskussion verstrickt. Das blaue Licht von LED ist in den Blickpunkt von Ärzteschaft, Wissenschaft und allgemeiner Öffentlichkeit geraten. Insbesondere geht es um die Frage: Schädigt es unsere Netzhaut? Fördert sogar der hohe Anteil blauen Lichts in LEDs die altersbedingte Makuladegeneration (AMD)? PRO RETINA Deutschland sieht hier noch weiteren Klärungsbedarf und rät anlässlich des Tages der Sehbehinderung am heutigen 6. Juni zur Achtsamkeit im Umgang mit modernen künstlichen Lichtquellen.

Blaues Licht ist kurzwellig und damit energiereicher als zum Beispiel rotes Licht, das zum langwelligen Bereich gehört. Aus physikalischer Sicht ist es damit potenziell schädlicher. Zur Wirkung auf die Gesundheit jedes Einzelnen sagt dies aber noch nichts Eindeutiges aus. Dafür spielen auch zusätzliche Faktoren bei der Nutzung von LED eine wesentliche Rolle. Solche Faktoren sind beispielsweise Lichtintensität, Einfallswinkel oder Einwirkdauer der Strahlung.

Generell diskutieren Wissenschaft, Ärzteschaft und Medien derzeit dennoch breit darüber, ob die exzessive Nutzung moderner Lichtquellen z. B. in elektronischen Geräten unsere Augen zu stark belastet. Ausschlaggebend für diese Annahmen sind Studien, die im Tiermodell eine frühe AMD durch starke Blaulichtexposition festgestellt haben. Laut experimenteller Studien soll es bei hohem Blaulichtanteil zu chemischen Reaktionen in der Netzhaut kommen können, die dort zu Abbauprodukten führen, den sogenannten Drusen. Auf Dauer können diese Reaktionen erhebliche Probleme bei der Versorgung der Sehzellen in der Makula verursachen. Am Ende dieses Prozesses kann es laut aktueller Studienergebnisse zu einer Makuladegeneration mit dem Verlust des Sehens in der Mitte des Blickfeldes kommen.

AMD – eine Krankheit, die immer jünger wird

Die Erkrankung der Netzhaut tritt heute meist im höheren Alter auf. Für Augenexperten wie Prof. Peter Heilig, Uniklinik Wien, ist jedoch längst nicht mehr jede Makuladegeneration altersbedingt. „Phototoxizität wurde lange Zeit als mögliche Noxe unterschätzt oder sogar negiert“, urteilt er. Heilig vermutet, dass die „hohe Energie der kurzwelligen Strahlung im Extremfall auf die Dauer phototoxisch ist. Sie kann in den Sehzellen im wichtigsten Quadratviertelmillimeter – der Makula – das Licht ausblasen.“

Die Dosis macht das Gift

Dr. Sandra Jansen, Beraterin in der Geschäftsstelle der PRO RETINA, rät eher zur kritischen Betrachtung aktueller Studienergebnisse: „In diesen Studien wurde als Tiermodell Ratten gewählt, die unter Laborbedingungen mitunter über einen sehr langen Zeitraum mit unterschiedlichen Lichtquellen bestrahlt wurden“, erläutert sie. Ratten seien aber nachtaktive Tiere, deren Netzhaut sich von der menschlichen unterscheidet. Ob dieses Tiermodell unter Alltagsbedingungen auf den Menschen übertragbar ist, sei deshalb fraglich.

Auch staatliche Bundesbehörden in Deutschland und der Schweiz raten derzeit zur vorsichtigen Bewertung des Risikofaktors „Blaulicht“ in LED-Lichtquellen.

Es gibt offenbar auch wissenschaftliche Hinweise darauf, dass bei vergleichbarer Helligkeit die gesundheitliche Belastung durch LED in einer vergleichbaren Größenordnung liegen dürfte wie die lange bekannte Belastung durch Leuchtstoffröhren oder Tageslicht. Warm-weiße LED scheinen demnach hinsichtlich der Blaulichtgefährdung sogar günstigere Eigenschaften aufzuweisen als Halogenlichtquellen.

Schlafstörungen durch blaues Licht?

Auch die Frage, ob die Menge an blauem Licht in den Displays beim Einschlafen hinderlich sein kann, ist in Studien derzeit nicht ausreichend belegt. Allerdings weiß man, dass Blaulichteinfall die Produktion und Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt.

Der Vorsitzende von PRO RETINA Deutschland, Franz Badura, fordert aufgrund der vielen noch offenen Fragen zum Blaulicht: „Die Diskussion muss weitergehen. Insbesondere für den Krankheitsverlauf von Menschen mit Netzhautdegeneration oder drohender Erkrankung sind wissenschaftliche Belege zu den Einflüssen von Blaulicht von großer Bedeutung.“

Intensive Diskussion und Erforschung aus Sicht der Patienten begleiten

PRO RETINA Deutschland wird die wissenschaftlichen Entwicklungen zu diesem Thema deshalb konsequent im Blick haben und seine Mitglieder darüber auf dem Laufenden halten.

Seit langem unterstützt die älteste und renommierte Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhauterkrankungen die Erforschung von Krankheitszusammenhängen und Behandlungsmöglichkeiten.

In der aktuellen Ausgabe von „Retina aktuell“ – dem Mitgliedermagazin von PRO RETINA Deutschland – wird die aktuelle Studienlage ausführlich beleuchtet und hinterfragt (Erscheinen Ende Juni 2019).

In den 56 Regionalgruppen der Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhauterkrankungen finden regelmäßig Vorträge, Workshops und Symposien zu den neuesten medizinischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Netzhauterkrankungen statt sowie Erfahrungsaustausch zu allen Fragen rund um den Alltag mit der chronischen Erkrankung. Übersicht über Regionalgruppen der PRO RETINA Deutschland www.pro-retina.de/regionalgruppen/uebersicht.

Zum heutigen Tag der Sehbehinderung finden in einigen Regionen öffentliche Veranstaltungen von PRO RETINA Deutschland/ oder mit Beteiligung von PRO RETINA-Aktiven statt. Hier finden Sie Informationen dazu: https://www.pro-retina.de/seminare/2019/sehbehindertentag-2019-veranstaltungsuebersicht

Kontakte

Medizinische Fachfragen, Studieninformationen und Patientenregister:
Dr. Sandra Jansen
Telefon (0228) 227 217-0
E-Mail: patientenregister@pro-retina.de

Interviewanfragen:
Ines Nowack
Telefon (0228) 227 217 -24
E-Mail: E-Mail-Kontakt der Presse

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