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Blinde sehen über die Zunge - BrainPort in Testphase

Mit der Zunge "sehen"?

Nach dem Sichten verschiedener Meldungen möchte man Etwas humorig schon anmerken, dass es künftig eine völlig andere Bedeutung haben könnte, wenn blinde Menschen die Zunge zeigen.

In den USA testen derzeit Probanden ein neuartiges System, das Erblindeten Seheindrücke vermitteln kann. Der sogenannte BrainPort, der Bilder auf dem Umweg Zunge an das Gehirn weiterleitet, ist ein Projekt des National Eye Instituts (NEI).

"Erst prickelt es auf der Zunge, und dann siehst du Bilder im Kopf, wie du sie nie mehr für möglich gehalten hättest." Erik Weihenmayer ist noch immer gerührt, wenn er es schafft, mit seiner kleinen Tochter "Schere, Stein, Papier" zu spielen. Das Fingerspiel ist für die meisten Menschen ein Kinderspiel. Für den blinden Amerikaner ist es eine größere Leistung als den Mount Everest zu besteigen. Weihenmayer konnte bislang nicht die Symbole sehen, die seine Tochter für das Spiel mit ihren Händen formte. Dank eines neuen Geräts erkennt der als Teenager Erblindete nun wieder jeden ihrer Finger, heißt es.

Der "BrainPort" ist ein Projekt des renommierten amerikanischen National Eye Institutes (NEI).

"Es ist dein Gehirn, das sieht - nicht die Augen", berichtet Weihenmayer, der eine Sonnenbrille mit einer kleinen Kamera auf der Nase trägt. "Und wenn die Augen nicht funktionieren, müssen die Bilder einen anderen Zugang zum Hirn finden." Etwa über die Zunge, wie es beim "BrainPort" geschieht. Das Gegenstück zur Kamera ist nämlich ein drei Quadratzentimeter großes Plättchen, das wie ein Lutscher in den Mund geschoben wird.

"Die digitalen Kamera-Bilder werden in elektrische Signale umgewandelt und über bis zu 600 Elektroden als Pixel an die Zunge weitergegeben", erklärt Programmleiter Michael Oberdorfer vom National Eye Institute in den Meldungen. "Die Idee des BrainPorts ist es, defekte Sinne zu ersetzen." Bei der Blindenschrift Braille etwa, gelangen Zeichen durch den Zeigefinger ins Hirn. "Das Hirn ist formbar und es lernt, auch über Umwege an Informationen zu kommen. Und ein Organ, das sich wegen seiner extremen Sensitivität dazu eignet, ist die Zunge."

Nach rund zwölf Jahren der Entwicklung wartet die Herstellerfirma Wicab, die den BrainPort in Zusammenarbeit mit der Universität Madison (Wisconsin) erarbeitet hat, nun auf grünes Licht von den Kontrollbehörden. "Wenn alles klappt, können wir die Tests noch in diesem Jahr ausweiten und das Gerät schon bald in den Handel geben", erklärt Wicab-Geschäftsführer Robert Beckmann.

Der BrainPort koste derzeit noch rund 10.000 Dollar (7.200 Euro).

Wir werden dieses Thema weiter im Auge oder besser auf der Zunge behalten, und über weitere Neuigkeiten zu gegebener Zeit sicher wieder informieren.