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Blindentennis

Von Mandy Kugel

1984 begann der blinde japanische Schüler Miyoshi Takei Blindentennis zu entwickeln. Inzwischen ist dieser Sport auch in vielen europäischen Ländern sowie in Kanada und Australien populär. 2014 ist die International Blind Tennis Association gegründet worden; es gibt mittlerweile lokale, regionale und nationale Wettkämpfe. Langfristiges Ziel der Tennisverbände in England, Japan und Australien ist die Anerkennung des Blindentennis als neue paralympische Sportart. Martin Oswald, von Geburt an sehbehindert, ist ein begeisterter Blindentennisspieler. Mit ihm sprach Mandy Kugel aus dem Arbeitskreis Sport der PRO RETINA.

Martin, wie bist Du zum Blindentennis gekommen?

Ich habe Blindentennis während der Corona-Zeit für mich entdeckt. Diese Zeit habe ich bei meinen Eltern in Waibstadt verbracht. Kurz nach dem ersten Lockdown Mitte 2020 fand in Köln ein Blindentennis-Workshop statt. Darunter konnte ich mir zunächst überhaupt nichts vorstellen. Ich bin einfach mal hingefahren, um die Sportart auszuprobieren und um zu schauen, ob das was für mich sein könnte. Mir hat es dann total gut gefallen und ich wollte unbedingt weitermachen. Ich hatte das Glück, dass mein Vater Tennis spielt und sein Trainer sich bereiterklärt hat, mit mir Blindentennis zu spielen. Er musste sich die Sportart natürlich auch erst mal aneignen und die Ausrüstung besorgen. Die ersten Trainingseinheiten waren ein vorsichtiges Herantasten an die Sportart – sowohl für ihn als auch für mich. Im Lauf der Zeit hat es immer besser funktioniert, letztlich bin ich über ein Jahr lang jede Woche bei ihm im Training gewesen.

Wie unterscheidet sich Blindentennis von dem Tennissport, den man kennt?

Blindentennis wird mit einem Stoffball gespielt, der beim Aufprall rasselnde Geräusche von sich gibt, damit man ihn gut hört. Je nachdem, wie viel Sehrest vorhanden ist, darf der Ball unterschiedlich oft Kontakt mit dem Boden haben. Bei vollblinden Spielern der B1-Klasse darf der Ball bis zu viermal aufspringen, erst dann muss er zurückgeschlagen werden. Ich selbst bin in der B2-Klasse, da darf der Ball dreimal aufkommen. Dann gibt es noch B3 und B4 – der Ball darf entsprechend zweimal beziehungsweise einmal den Boden berühren. Um das Treffen des Balles zu erleichtern, werden verkürzte Juniorenschläger benutzt.

Das Spielfeld ist deutlich schmaler als beim normalen Tennis. Dadurch, dass man erst hören muss, wo der Ball auftrifft, hat man auch deutlich weniger Bewegungsspielraum. Die wichtigsten Linien wie die Schlag- oder die Auslinien werden dabei speziell abge-klebt, damit der Spieler sie mit den Füßen erfühlen kann und weiß, von wo aus er abschlagen muss.

Wichtig ist auch, dass die Spielerinnen und Spieler miteinander kommunizieren. Bevor der erste Spieler den Aufschlag macht, ruft er dem Gegenspieler: „Ready?“ zu. Dieser muss dann mit „Yes“ antworten, worauf der schlagende Spieler wiederum „Play“ verkündet. Erst dann darf gespielt werden. Dann wissen beide, dass sie schlagen dürfen und dass der Gegner bereit ist.

Wie geht es für Dich mit dem Blindentennis weiter?

Das gestaltet sich aktuell noch etwas schwierig. Nach dem zweiten Corona-Lock-down bin ich von Waibstadt nach Hamburg gezogen. Dort konnte ich im ansässigen Blindentennis-Stützpunkt ein paarmal mittrainieren, leider waren die verschiedenen Kurse zu dem Zeitpunkt belegt, sodass ich keinen Platz erhalten habe. Inzwischen wohne ich in Berlin und bin hier ebenfalls noch auf der Suche. Berlin hat aktuell keinen richtigen Stützpunkt und es gibt auch nicht so viele Spielerinnen und Spieler. Diese organisieren teilweise Spielmöglichkeiten bei ihren jeweiligen Tennisvereinen. Ich habe mittlerweile Kontakte geknüpft und konnte mehrfach mittrainieren. Ich hoffe sehr, dass ich bald eine dauerhafte Möglichkeit finde, hier in Berlin Blindentennis zu spielen. Mein Ziel ist es, mindestens einmal pro Woche zu trainieren.

Ich will auch definitiv wieder bei den nächsten Meisterschaften dabei sein. Sowohl bei den Deutschen Meisterschaften 2021 als auch bei den Norddeutschen Meisterschaften 2022 konnte ich jeweils ein Spiel gewinnen. Das ist in Anbetracht meiner bislang kaum vorhandenen Erfahrung und vor allem bei den wenigen Spielgelegenheiten, die ich derzeit habe, ein Erfolg für mich. Ich möchte mich aber unbedingt steigern, regelmäßig trainieren und dadurch auch auf den Turnieren bald größere Erfolge feiern.

Martin, für den Einblick in eine weitere tolle Sportart für seheingeschränkte Menschen danke ich dir und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Weitere Infos finden Interessierte auf www.dtb-tennis.de/Initiativen-und-Projekte/Inklusion/Blindentennis. Am Ende der Website sind die Ansprechpersonen genannt. Nutzerinnen und Nutzer klicken auf „Training und Ansprechpersonen“. Fragen beantwortet außerdem der Arbeitskreis Sport der PRO RETINA unter sport@pro-retina.de.

DIE AUTORIN Mandy Kugel ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Sport. Sie ist Ansprechpartnerin zum Thema Sport für die Regionen Thüringen, Rheinland-Pfalz und Bayern (Franken) sowie allgemein für die Sportarten Blindenbaseball und Showdown (Tischball).

Erschienen in der Retina aktuell, Nr. 166