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Chemikalie als Lichtschalter

Chemischer Wirkstoff lässt blinde Mäuse auf Licht reagieren

Ein chemischer Wirkstoff, der erblindeten Mäusen in die Augen geträufelt wird, scheint Netzhautzellen wieder lichtempfindlich zu machen.

Im Experiment injizierten die Forscher blinden Mäusen eine winzige Menge der Substanz mit der chemischen Bezeichnung Acrylamide-Azobenzol-Quaternär-Ammonium (AAQ) in die Augen. Nach kurzer Einwirkzeit überprüften die Wissenschaftler den Effekt der Chemikalie: Sie leuchteten den Mäusen mit einem hellen Licht in die Augen. Dabei habe man mehrere Anzeichen dafür beobachtet, dass die Tiere wieder sehen konnten, berichten sie. So zog sich die Pupille der Mäuse als Reaktion auf die Helligkeit zusammen. Außerdem wandten sich die Tiere vom Licht ab und flüchteten in dunklere Käfigbereiche. Beide Reaktionen treten bei blinden Mäusen nicht auf. Weitere Tests sollen noch detailliertere Daten bringen.

Der jetzt erstmals an Mäusen getestete Wirkstoff macht Netzhautzellen lichtempfindlich, die normalerweise nicht zum Sehen benutzt werden. Diese übernehmen dadurch die Funktion der geschädigten Sehzellen im Auge, wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Neuron" berichtet. Die wie ein Schalter wirkende Chemikalie lagert sich an bestimmte Ionenkanäle der Netzhautzellen an: bei Lichteinfall öffnen sich die Ionenkanäle und das elektrische Milieu der Zelle verändert sich. Dadurch funktionieren diese Zellen auf ähnliche Weise wie Sehzellen. Ihr elektrisches Signal kann von Nerven weitergeleitet und letztlich im Gehirn in ein Bild umgewandelt werden.

Der chemische Wirkstoff werde einfach wiederholt ins Auge gegeben und wirke dann jeweils eine begrenzte Zeit. "Das bedeutet, dass man die Dosierung einfach ändern kann, man kann die Substanz in Kombination mit anderen Therapien einsetzen oder einfach mit der Einnahme aufhören", sagt Studienleiter Richard Kramer von der University of California in Berkeley.

Wirkung erst am Mausmodell getestet

Die Forscher sehen in den Forschungsergebnissen eine echte Hoffnung für Menschen mit fortschreitenden Netzhautschäden: "Dies ist ein großer Fortschritt für die Wiederherstellung der Sehkraft", sagt Russell Van Gelder von der University of Washington, Koautor der Studie. "Noch müssen wir testen, ob dieser Wirkstoff auch beim Menschen auf die gleiche Art wirkt wie bei den Mäusen", sagt Van Gelder. Aber die bisherigen Ergebnisse seien sehr vielversprechend. Denn sie zeigten, dass diese Substanzgruppe der Netzhaut ihre Lichtempfindlichkeit wiedergeben könne.

Wie die Forscher berichten, sind neuere Versionen der Substanz bereits im Test. Ihre Wirkung hält mehrere Tage statt wie bisher nur mehrere Stunden an und reagiert sensibler auch auf schwächeres Licht. Weitere Tests mit Mäusen sollen zudem zeigen, wie gut ihre Sehkraft durch diese Behandlung wiederhergestellt wird.