Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol
ändern.
Das Auge als Fenster zum Nervensystem
Das Auge als Fenster zum Nervensystem
Das Auge als Fenster zum Nervensystem könnte künftig die Früherkennung von Krankheiten wie MS und Alzheimer erleichtern.
Den meisten Leserinnen und Lesern, die selbst von einer Netzhautdegeneration betroffen sind, dürften Untersuchungen wie die optische Kohärenztomographie (kurz: OCT) hinlänglich bekannt sein. Nun hören wir, dass die Netzhaut schon früh auch Hinweise auf krankhafte Veränderungen des zentralen Nervensystems liefert. Untersuchungen des Auges wie die OCT sollen daher künftig die Diagnose und Therapie neurodegenerativer Erkrankungen verbessern.
109. DOG Kongress
Auf dem 109. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (kurz: DOG) in Berlin am 29.09. bis 02.10.2011 diskutieren Experten, wie mithilfe bildgebender Untersuchungen des Auges Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Morbus Alzheimer aufzudecken sind. Darauf macht die DOG im Vorfeld ihrer Jahrestagung aufmerksam.
Früherkennung durch Augenuntersuchung
Bei den meisten Krankheiten verändern sich Zellen und Zellbestandteile bereits viele Jahre vor dem Auftreten erster Symptome. „Moderne bildgebende Verfahren können solche Prozesse schon früh sichtbar machen“, sagt [Prof] Frank G. Holz, Präsidiumsmitglied der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. „Und bei einer frühzeitigen Diagnose steigt die Chance, die jeweilige Erkrankung erfolgreich behandeln zu können.“ Bislang kommen bildgebende Techniken wie die OCT oder die konfokale Scanning-Laser-Ophthalmoskopie noch vor allem bei Augenerkrankungen wie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) zum Einsatz. Doch Untersuchungen der Netzhaut oder der Hornhaut könnten nach neuesten Erkenntnissen auch früh auf degenerative Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose oder Morbus Alzheimer hinweisen, erklärt die DOG. Bei der schwierigen Diagnose der Alzheimer-Erkrankung stützten sich Ärzte bislang auf Untersuchungen des Gehirns mithilfe aufwendiger radiologischer Verfahren wie der Computer- oder Magnetresonanztomographie. Auch Berichte von Angehörigen und Gedächtnistests könnten hier zwar Hinweise geben, doch sei damit eine frühe Diagnose der Krankheit derzeit kaum möglich.
Ein typisches Alzheimer-Merkmal sind laut DOG Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid in Nervenzellen des Gehirns. Bei den Patienten finde sich dieses Eiweiß jedoch auch vermehrt in Augenlinse und Netzhaut. Hochauflösende Bildgebungsverfahren könnten es nachweisen.
Projektförderung durch BMBF
„Wie sich dadurch künftig die Früherkennung der Krankheit verbessern lässt, untersuchen Wissenschaftler derzeit im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes“, teilt die Fachgesellschaft mit.
Einsatz von OCT bei MS
Bereits stärker etabliert sei die Diagnostik am Auge bei Multipler Sklerose (kurz: MS). Auch hier könnten Augenuntersuchungen mit bildgebenden Verfahren frühzeitig auf krankhafte Veränderungen hinweisen, heißt es. Bei der Autoimmunerkrankung MS zerstöre die körpereigene Abwehr die schützenden Hüllen der Nervenfasern. Per OCT ließen sich die Nervenfasern der Netzhaut sehr gut abbilden und analysieren. „Studien an MS-Patienten zeigen, dass sich so selbst minimale Verdünnungen der Nervenfasern in der Netzhaut präzise messen lassen“, berichtet Holz. „Damit könnte die OCT die Früherkennung der Krankheit künftig deutlich erleichtern. Zudem könnten Ärzte so den Erfolg einer Therapie oder den Nutzen neuer Medikamente besser beurteilen.“
Quellen:
- DOG
- Ophthalmologische Nachrichten Online