Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol ändern.

Zum Inhalt springen

DOG 2022: Komplementinhibitoren und Gentherapie als neue Strategien gegen AMD

Anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) berichtete ein DOG-Experte auf der hybriden Kongress-Pressekonferenz über neue Therapieansätze für die bisher nicht behandelbare trockene altersabhängige Makuladegeneration (AMD).

Die AMD ist eine der häufigsten Ursachen für Sehverlust und Erblindung weltweit, in den Industrieländern sogar die häufigste. Während der Verlauf der sogenannten feuchten AMD heute medikamentös gut abgemildert werden kann, entzieht sich die trockene Form der Erkrankung bislang einer effektiven Therapie. Neue Wirkstoffe aus der Gruppe der Komplementinhibitoren geben nun jedoch Anlass zur Hoffnung, dass auch die trockene Spätform der AMD künftig in ihrem Verlauf gebremst werden kann. Unter andrem wurde erklärt, welchem Wirkprinzip die neuen Substanzen folgen und wie weit ihre klinische Entwicklung gediehen ist.

Die Entwicklung der AMD schreitet schleichend voran: Durchschnittlich zehn Jahre dauert es, bis die Frühform der Erkrankung in die späte AMD übergeht, ab der sich Sehstörungen im Alltag bemerkbar machen. „In dieser späten Phase werden zwei verschiedene Krankheitsformen unterschieden“, erläuterte Professor Dr. med. Frank Holz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn und Vorsitzender der Stiftung Auge. „Die sogenannte feuchte Form, die auf das Aussprossen feinster, undichter Blutgefäße in die Augennetzhaut zurückgeht, und die trockene Form, bei der aufgrund von Ablagerungen unter der Netzhaut die lichtempfindlichen Zellen absterben.“

Seit rund 15 Jahren kann die überschießende Gefäßneubildung bei der feuchten AMD mithilfe sogenannter VEGF-Inhibitoren verlangsamt werden. Diese Wirkstoffe blockieren den Wachstumsfaktor „vascular endothelial growth factor“ (VEGF), der hauptsächlich für das Gefäßwachstum verantwortlich ist. Für die trockene Form steht ein vergleichbarer Behandlungserfolg dagegen noch aus.

In den vergangenen Jahren sind die Krankheitsmechanismen, die der trockenen AMD zugrunde liegen, immer besser verstanden worden. „Es sind mittlerweile mehrere Faktoren bekannt, die an dem komplexen Degenerationsprozess in der Netzhaut mitwirken“, sagte Holz. Hierzu zählt die übermäßige Aktivierung des sogenannten Komplementsystems als Bestandteil der Immunabwehr, die die alternde, sehr stoffwechselaktive Makula mit den chronischen Ablagerungen attackiert. Ein neues Therapiekonzept basiert nun darauf, die Aktivität des Komplementsystems zu hemmen. Zwei der neuen als Komplementinhibitoren bezeichneten Wirkstoffe haben in Phase-2- beziehungsweise Phase-3-Studien bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt. „Die Ausbreitung der Netzhautschäden konnte mit ihrer Hilfe verlangsamt werden“, berichtete Holz. „Einmal untergegangene Sehzellen lassen sich so jedoch nicht regenerieren“, dämpfte der DOG-Experte mögliche Erwartungen. Eine Sehverbesserung sei daher nicht zu erzielen.

Die neuen Wirkstoffe wurden im Rahmen der klinischen Studien entweder monatlich oder einmal alle zwei Monate ins Auge gespritzt. Um diese aufwendige Behandlung zu vereinfachen, wird derzeit auch an gentherapeutischen Ansätzen zur Drosselung des Komplementsystems geforscht. „Therapeutische Nukleinsäuren können in einem einmaligen mikrochirurgischen Eingriff in das Auge eingebracht werden“, so Holz. Ein entsprechender Wirkstoff befindet sich ebenfalls bereits in der Phase 2 der klinischen Erprobung.

Die Zulassung eines ersten Komplementinhibitors ist im kommenden Jahr möglich. Wenn diese Hürde genommen sei, so Holz, könne in einem nächsten Schritt auch die Anwendung in früheren AMD-Stadien geprüft werden – möglicherweise lasse sich so das Voranschreiten der Erkrankung noch vor den ersten Sehverlusten verhindern.

Als typische Alterserkrankung zählt die AMD zu denjenigen Krankheiten, deren Häufigkeit mit dem demografischen Wandel deutlich zunimmt. Im Verlauf der Erkrankung gehen die Sehzellen in der Mitte der Augennetzhaut nach und nach zugrunde. Betroffen ist dabei hauptsächlich die sogenannte Makula, der Bereich des schärfsten Sehens. Patientinnen und Patienten mit AMD sind daher immer weniger dazu in der Lage, beispielsweise Gesichter zu erkennen oder zu lesen.

Quellen:
DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft)
biermann-medizin.de vom 02.10.2022
https://biermann-medizin.de/dog-2022-komplementinhibitoren-und-gentherapie-als-neue-strategien-gegen-amd/

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Newsletter-Redaktion

PRO RETINA Deutschland e.V.
Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Netzhautdegenerationen
https://www.pro-retina.de/