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Dresdener Infotag zum Thema Netzhaut

Dresdener Infotag zum Thema Netzhaut

Spannende Referate über Grundlagenforschung und neue therapeutische Ansätze gab es beim Dresdener Infotag zum Thema Netzhaut der am 10. 11. im "Centrum für Regenerative Therapien Dresden" stattfand. Zahlreiche Patienten und anderweitig Interessierte waren gekommen, um sich von Forschern und Klinikern der Augenheilkunde über neueste Ergebnisse der Grundlagenforschung und vielversprechende therapeutische Entwicklungen informieren zu lassen.

Müllerzellen in der Netzhaut

Nach den Grußworten von Professor Müller-Steinhagen (Rektor der TU Dresden) und Franz Badura (PRO RETINA), in denen beide unter anderem die große Bedeutung der von PRO RETINA eingerichteten Stiftungsprofessuren hervorhoben, ergriff Professor Jochen Guck (BIOTEC) das Wort. Der durch seine Arbeit an der University of Texas und am weltberühmten Cavendish Laboratory bekannt gewordene Biophysiker hatte sich der Aufgabe gewidmet, auf anschauliche und durchaus unterhaltsame Art mit dem "Märchen von der transparenten Retina" auf zu räumen. Diese sei alles andere als durchsichtig, sondern scheinbar "komplett falsch gebaut" und eine "eigentlich unsinnige Konstruktion", so Guck. Sicherlich eine zunächst irritierende Feststellung, denn wie kann das Auge sehen, wenn die Retina nicht transparent ist? Dafür hatte Guck auch sogleich eine Antithese parat, die noch erstaunlicher war als die Behauptung der nicht vorhandenen Transparenz der Retina. Diese, so Guck, sei nämlich durchdrungen von Gebilden, den sogenannten Müllerzellen, die große Ähnlichkeit mit Glasfaserkanälen hätten, die von der modernen Technik erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden.

Künstliches Sehen mit Netzhautimplantat

Für Patienten mit Netzhautdegeneration dürfte der Vortrag von Dr. Robert Wilke vom Krankenhaus Dresden Friedrichstadt besonders wichtig und aufschlussreich gewesen sein. Der Kliniker und Mediziningenieur sprach über Netzhautimplantate, an deren Entwicklung er unter anderem in Tübingen selber mitgewirkt hatte. Was z. B. mit einem subretinalen Chip bei der Wiedererlangung einer gewissen Sehfähigkeit heute bereits möglich ist, zeigte ein Video, in dessen Mittelpunkt eine männliche Testperson aus Finnland stand. Der vollkommen blinde Finne konnte mit Hilfe des Implantats ganz offensichtlich verschiedene Strichmuster auf einem Monitor sowie Gegenstände auf einem Tisch erkennen und sogar benennen. Selbst die falsche Schreibweise seines Vornamens konnte er optisch erfassen, womit er zeigte, dass auch das Lesen von Buchstaben mit Hilfe des Tübinger Chips im Prinzip möglich ist. Bei aller Euphorie über diesen ermutigenden Einstieg ins künstliche Sehen muss allerdings gesagt, werden, dass die Testperson keineswegs Farben, sondern nur Grautöne wahrnehmen konnte.

Nun war dieser Test, wie Wilke korrekterweise erklärte, eine gestellte Situation, mit der überhaupt die Funktionsfähigkeit des Chips untersucht und demonstriert werden sollte. Beispielsweise hätte man beim Setting für den Versuch auf Kontraste Wert gelegt. Im Alltag sei das Sehen mit dem Implantat sicher komplizierter, weil die Kontraste weniger klar seien. Um das Implantat aber tauglicher für den Alltag zu machen und differenzierteres Sehen zu ermöglichen, werde an der Verfeinerung der Fotodioden gearbeitet, antwortete Wilke auf eine Frage aus dem Publikum.

Fliegen in der Forschung

Des weiteren hielt Professor Elisabeth Knust, (MPI-CBG) einen Vortrag über "Tiermodelle in der Netzhautforschung", worin sie zur Überraschung mancher Teilnehmer über ihre Arbeit mit Fliegen berichtete. Auch Professor Lutz Pillunat, (UKD) ergriff das Wort. Er referierte über die schleichende Erblindung durch Grünen Star. Als letzte Referentin der Veranstaltung stellte Gretel Schmitz-Moormann kurz die Arbeit von PRO RETINA vor. Dabei ging sie insbesondere auf die zahlreichen Hilfsangebote ein, die von der Patientenorganisation Betroffenen und deren Angehörigen zur Verfügung gestellt wird.

Was über diese hoch interessante Veranstaltung im CRTD als vielversprechender Eindruck bleibt, ist die offensichtliche Tatsache, dass sich die Netzhautforschung auf hohem Niveau in der sächsischen Landeshauptstadt offenbar etablieren konnte. Das eröffnet hoffnungsvolle Perspektiven sowohl für die Patienten wie auch für den Wissenschaftsstandort Dresden.

Autor: Peter Bachstein, Medizin@suite101