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Elfrieda Metzner

Ein Erfahrungsbericht zum Leben mit AMD

von Elfrida Metzner, PRO RETINA Makula-Beraterin

Portrait von Frau Metzner, mit roter Bluse, hinter ein paar dekorativen Blumen stehend.
Portrait von Frau Metzner

Elfrieda Metzner lebt in ihrem Haus am Niederrhein umgeben von Pflanzen. Die Kamelie im Wintergarten ist so groß wie ein Baum und hat dunkelrote Blüten. So ganz genau kann sie die Farben aber nicht mehr erkennen. Rot geht in ihrer Wahrnehmung in schwarz über, grün bekommt manchmal eine weißliche Note und gelb spielt in rosa. Elfrieda Metzner hat seit 2008 Feuchte AMD, sieht aber, wenn sie sich mit Lucentis® behandeln lässt, noch etwa 40 Prozent auf dem Auge mit der Makuladegeneration. „Damit bin ich ja schon froh!“ Trotzdem: Auch von ihr fordert die Krankheit Geduld und Geschicklichkeit. Ein Flyer von PRO RETINA, mit der Einladung zu einem Patientensymposium, half ihr, den ersten Schock nach der Diagnose zu überwinden. Heute berät sie selbst Patienten und erzählt von ihren Erfahrungen.

Frau Metzner, haben Sie ein Motto im Umgang mit Ihrer Krankheit?
Elfrieda Metzner: Wenn andere es schaffen, mit der AMD zu leben, dann werde ich das auch schaffen! Ich muss allerdings meinen Optimismus immer nähren –und das tue ich auch.

Was ist für Sie nach sechs Jahren Leben  mit der AMD wichtig?
Metzner: Ich habe gemerkt, dass ich bei der geringsten Irritation sofort zum Augenarzt gehen muss. Diesen Sommer sah ich plötzlich schlechter. Es war schwierig, einen Facharzt zu finden, weil alle in Urlaub waren. Aber dann wurde eine Einblutung festgestellt und sofort Lucentis® gespritzt. Das hat geholfen. Ich kann wieder lesen, wenn auch meist mit der Lupe.

Wie ist die AMD erstmals aufgetreten?
Metzner: Von einem Moment auf den anderen! Eines Tages, es war kurz vor Weihnachten, ging ich aus dem Haus. Die Sonne blendete mich. Und plötzlich erkannte ich meinen Nachbarn nicht mehr! Es war ein Schock! Gleich nach Weihnachten ging ich zu meinem Augenarzt. Der hat die Feuchte AMD diagnostiziert und gleich gesagt, dass sie nicht heilbar ist.

Hatten Sie vorher schon einmal Augenkrankheiten?
Metzner: Auf einem Auge sehe ich seit jeher nur 25 bis 30 Prozent. In der Schule ist das aufgefallen. Ich bin 1940 im Sudetenland geboren und mit meiner Mutter 1945 zu den Eltern meines Vaters nach Breitenbrunn im Unterallgäu geflohen. Dort bin ich aufgewachsen. In der Schule mussten wir nähen und schwarze Röcke besticken – das konnte ich einfach nicht, weil ich nicht genug gesehen habe. Damit lernte ich aber zu leben. Im Jahr 2005 erkrankte ich dann auf dem bis dahin gesunden Auge an einer Bindehautentzündung und dann einer Gliose. Dadurch sah ich auf einem Auge nicht mehr ganz klar. Und drei Jahre später eben bekam ich die AMD.

War Ihr Leben durch die Augenkrankheit beeinträchtigt?
Metzner: Beim Führerschein habe ich zunächst den Sehtest nicht bestanden, durfte dann aber mit Auflagen fahren. Das geht jetzt nicht mehr und fehlt mir sehr. Immerhin: Zur Wassergymnastik, meinem Lieblingssport, nimmt mich meine Tochter mit.

Wie kamen Sie überhaupt vom Allgäu ins Rheinland?
Metzner: Mein Vater kam erst spät aus der Gefangenschaft nach Hause und starb schon wenige Jahre später mit 39 Jahren. Und drei Wochen später starb mein Großvater. Eine schlimme Zeit! Bei einem Besuch in Mülheim a. d. Ruhr, lernte ich meinen Mann kennen. Ihm bin ich an den Niederrhein gefolgt. Wir heirateten 1958. Nach einer kaufmännischen Ausbildung habe ich bis zur Geburt unseres ältesten Sohnes bei Krupp gearbeitet. Wir haben drei Kinder. Unseren Kaminbau-Betrieb, der 1967 gegründet wurde, führen jetzt schon seit 10 Jahren unsere Kinder weiter. Mein Mann hat jetzt auch AMD – aber die Trockene. Die ist weniger aggressiv. Er kann auch kaum noch Auto fahren. Das ist lästig.

Ich möchte in der Beratung vor allem Ängste nehmen und Wege zeigen, mit ihrer Krankheit fertig zu werden.

Elfrieda Metzner

Wie lassen Sie sich behandeln?
Metzner: Ich bekomme Spritzen-Therapien mit Lucentis®. Das stabilisiert mein Sehvermögen. Nach den ersten neun Injektionen war die Sehkraft sogar ein Jahr lang stabil. Jetzt brauche ich die Spritzen öfter. Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, dass die Krankheit nicht fortschreitet und war so glücklich darüber. Dann aber hatte ich, wie gesagt, im Sommer diese Einblutung. Immerhin hat die die Therapie geholfen. Leider ist es nicht selbstverständlich, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Spritzen-Therapie bezahlen. Ich bin sehr dafür, dass das eine normale Kassenleistung wird. Auch die Optische Kohärenztomografie (OCT), die berührungsfreie Untersuchung, bei der die Netzhaut mit Laserstrahlen abgetastet wird, muss bezahlt werden.

Was sind Ihre wichtigsten Hilfsmittel?
Metzner: Am meisten Hilfe erfahre ich von Menschen. Mein Mann unterstützt mich sehr. Zum Einkaufen nehme ich immer eine Lupe mit, um die Preise lesen zu können. Außerdem bin ich ohne meine Sonnenbrille (mit Kantenfilter)aufgeschmissen, weil helles Licht mich sehr blendet. Mein Lesegerät ist natürlich auch wichtig. Zuerst musste ich ja lernen, meine Fingernägel unter diesem Gerät zu schneiden.
Ich koche auch nach wie vor gerne – und dabei muss ich mich sehr konzentrieren und sorgfältig sein in allem, was ich tue, damit nichts umfällt, der Herd richtig eingeschaltet ist, nichts anbrennt. Alles braucht eben sehr viel mehr Zeit als früher, als ich zumindest auf einem Auge normal sah.

Wie wirkt sich die AMD auf Ihre Freizeit aus?
Metzner: Die meisten Dinge, die ich gerne mache, würde ich auch ohne Krankheit tun. Ich genieße unseren Garten. Mein Mann und ich beschäftigen uns mit Vögeln und wir sind Paten des Graureihers  (obwohl er in unserem Teich manchmal Fische frisst!). Ich bin im Seniors-Club der Volkshochschule. Das geht alles auch, wenn man nicht so gut sieht.

Worauf weisen Sie Menschen in der Beratung hin?
Metzner: Das ist sehr individuell. Ich möchte ihnen vor allem Ängste nehmen und Wege zeigen, mit ihrer Krankheit fertig zu werden. Ich sage auch immer, wie wohltuend es ist, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Ich arbeite gerne bei PRO RETINA mit.