Viele Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu sozialen und politischen Veränderungen. Dieses Engagement ist für die Gesellschaft unverzichtbar – oft sogar notwendig –, weil hauptamtliche Strukturen allein nicht ausreichen. Bei PRO RETINA engagieren sich schätzungsweise 350 blinde und sehbehinderte Menschen rund fünf Stunden pro Woche. Das entspricht etwa 91.000 Stunden pro Jahr, in denen ehrenamtlich Tätige wertvolle Unterstützung leisten, Versorgungslücken schließen und professionelle Angebote sinnvoll ergänzen.

Menschen mit Behinderung sollten überall die Möglichkeit haben, ihre Zeit und Energie für ihre Ziele und Überzeugungen einzusetzen. Ehrenamtliches Engagement ist ein grundlegender Bestandteil gleichberechtigter Teilhabe. Dennoch bestehen Hürden: Assistenzleistungen, die die Arbeit sehbehinderter Aktiver erleichtern, werden bislang nur im beruflichen Kontext finanziert – nicht aber im Ehrenamt.

In einem Schreiben an die Mitglieder des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ des Deutschen Bundestages wird darauf hingewiesen, dass die Förderung des Ehrenamts nur dann wirksam ist, wenn sie konkrete Lösungen für Menschen mit Behinderung bietet und echte Teilhabe ermöglicht. Die Bereitschaft, sich zu engagieren, sei groß – sowohl in der Selbsthilfe als auch in der Politik. Doch technische Hilfsmittel allein genügen nicht, um ein Ehrenamt zuverlässig auszuüben. Eine bezahlte Assistenz ist häufig unverzichtbar, kann von vielen Betroffenen aber nicht finanziert werden, was zu Ausgrenzung führt.

Um diese Barriere abzubauen, fordert PRO RETINA eine einkommens- und vermögensunabhängige Förderung von Assistenzleistungen auch im ehrenamtlichen Bereich. Nur so können Menschen mit Behinderung gleichberechtigt an sozialen und politischen Aktivitäten teilnehmen und ihr Engagement zum Wohl der gesamten Gesellschaft einbringen.