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Hohe Auszeichnung für Professor E. Zrenner

Augenärzte ehren Erfinder des Netzhaut-Chips: Albrecht-von-Graefe-Medaille für Professor Eberhart Zrenner

Preisträger Prof. Zrenner (links) mit einem Vertreter der PRO RETINA
Preisträger Prof. Zrenner (links) mit einem Vertreter der PRO RETINA

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hat Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Eberhart Zrenner mit der Albrecht-von-Graefe-Medaille ausgezeichnet. Die höchste Ehrung der DOG wird nur alle zehn Jahre vergeben und würdigt außerordentliche Verdienste um die Augenheilkunde. Zrenner erhält sie insbesondere für seine wegweisenden Forschungsarbeiten zur Netzhautfunktion und -erkrankungen sowie für die maßgebliche Entwicklung des elektronischen Retina-Implantats, das blinden Menschen mit Retinitis pigmentosa ein orientierendes Schwarz-Weiß-Sehen ermöglicht. Die Verleihung fand am 1. Oktober 2016 im Rahmen des 114. DOG-Kongresses in Berlin statt.

Zrenner wirkte zwischen 1989 und 2013 als Ordinarius an der Universitäts-Augenklinik Tübingen. In dieser Zeit baute er als Gründungsdirektor das international renommierte Forschungsinstitut für Augenheilkunde auf, das sich der zellbiologischen, molekulargenetischen und elektrophysiologischen Forschung widmet. Seit 2013 leitet er als Seniorprofessor am Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) der Universität Tübingen eine Arbeitsgruppe zur Pathophysiologie des Sehens.

DOG-Präsident Prof. Dr. Horst Helbig würdigt Zrenners Bedeutung für das Fach: Er habe wesentlich dazu beigetragen, die Ursachen erblich bedingter Netzhauterkrankungen zu verstehen und den Weg für Therapieansätze wie Genersatztherapie und Neuroprotektion zu ebnen. Auf Grundlage der Tübinger Forschung und der Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München konnte im vergangenen Jahr in Tübingen erstmals in Deutschland eine Gentherapie am Auge durchgeführt werden.

Zu Zrenners bedeutendsten Leistungen gehört die Entwicklung eines elektronischen Netzhaut-Implantats für Patientinnen und Patienten mit Retinitis pigmentosa. Der unter die Netzhaut eingesetzte Kamera-Chip liefert Schwarz-Weiß-Bilder mit 1.500 Pixeln und wird über eine kleine Empfangsspule hinter dem Ohr mit Strom versorgt. Das Implantat ist inzwischen zertifiziert und an mehreren deutschen Zentren als Kassenleistung verfügbar. Die individuellen Ergebnisse variieren: Einige Patienten können große Buchstaben lesen, andere Gebäudekonturen oder Lichtquellen wahrnehmen. Voraussetzung für den Einsatz ist eine frühere Seherfahrung und eine intakte innere Netzhaut.

Zrenner erinnert sich, dass die Idee eines elektronischen Implantats anfangs als unrealistisch galt. Seine elektrotechnische Ausbildung habe jedoch geholfen, das Konzept beharrlich weiterzuverfolgen. Für Durchbrüche brauche es „Zwanzig-Jahres-Horizonte“ und ein eng kooperierendes Team mit vielfältigen Kompetenzen.

Neben seinen wissenschaftlichen Verdiensten engagiert sich Zrenner seit vielen Jahren intensiv für die Forschungsförderung in der Augenheilkunde. Er war Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ist Vorsitzender des European Vision Institute und wurde in zahlreiche renommierte Institutionen wie die Leopoldina, die Max-Planck-Gesellschaft, den Wissenschaftsrat und den Gesundheitsforschungsrat berufen. Zudem leitete er mehrere bedeutende Forschungsverbünde der DFG.

Die Albrecht-von-Graefe-Medaille wird laut Statuten an Persönlichkeiten vergeben, die sich – unabhängig von Nationalität – in besonderer Weise um die Förderung der Ophthalmologie verdient gemacht haben. Erster Träger war 1886 Hermann von Helmholtz, der den Augenspiegel erfand.

Im Anschluss an die Verleihung hielt Zrenner die Albrecht-von-Graefe-Gedächtnisvorlesung zum Thema „Augenheilkunde als medizinische Leitdisziplin“.

Auch innerhalb von PRO RETINA wirkt Zrenner seit vielen Jahren beratend in wissenschaftlich-medizinischen Gremien wie dem Wissenschaftlich-Medizinischen Beirat (WMB) und dem Arbeitskreis Klinische Fragen (AKF) und ist häufig als Referent tätig. Die Organisation dankt ihm ausdrücklich für sein langjähriges Engagement und gratuliert herzlich zu dieser herausragenden Auszeichnung.

Quelle: Pressemitteilung der DOG