Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol ändern.

Zum Inhalt springen

Inklusive Psychotherapie: Wie Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung besser versorgt werden können

Liebe Abonnenten,
die unten eingefügte Pressemitteilung "Inklusive Psychotherapie für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen" der Universität Witten/Herdecke (UWH) leiten wir mit dem Newsletter an Sie weiter.

Die Universität Witten/Herdecke untersucht, warum Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung oft ausgeschlossen werden und welche Maßnahmen Therapie wirklich zugänglich machen.

Studien zeigen: Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen haben ein erhöhtes Risiko, an psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen zu erkranken als Menschen ohne Beeinträchtigungen. Die Gründe sind vielfältig: Eine eingeschränkte Sinneswahrnehmung führt oft zu sozialer Isolation, beeinträchtigt die Kommunikation und kann die Selbstständigkeit begrenzen. Diese Belastungen wirken sich direkt auf das psychische Wohlbefinden aus.

Hürden im Gesundheitssystem

Unzureichende Kommunikationsmöglichkeiten, mangelndes Wissen bei Therapeut:innen und fehlende barrierefreie Therapiematerialien sowie Räume erschweren es zusätzlich, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Bastian Hardt, Doktorand am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie II der Universität Witten/Herdecke (UW/H), hat untersucht, wie Therapieangebote für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen verbessert werden können – und wo der größte Nachholbedarf liegt.

In einer Meta-Analyse, also einer systematischen Auswertung vieler bisheriger Studien, analysierten Hardt und sein Team die vorhandenen Ergebnisse: Für Menschen mit Hörbehinderungen gibt es vielversprechende Therapieansätze, die kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden einsetzen. Für Menschen mit Sehbehinderungen sind die wissenschaftlich fundierten Angebote dagegen noch sehr begrenzt.

„Wir sehen deutlich, dass Forschungslücken bestehen und spezifische Therapieansätze dringend weiterentwickelt werden müssen“, erklärt Hardt.

In einer ergänzenden Studie führten Hardt und sein Team Interviews mit Patient:innen und Therapeut:innen durch. Die Antworten zeigen, wie komplex die Hindernisse im Alltag sind:Häufig fehlen Gebärdensprachdolmetscher:innen oder visuelle Hilfsmittel, Anmeldungen und Formulare sind nicht barrierefrei gestaltet, und viele Patient:innen berichten von Missverständnissen oder Vorurteilen. Gleichzeitig betonen Fachleute und Betroffene, wie sehr technische Hilfsmittel, Selbsthilfegruppen, gezielte Schulungen für Therapeut:innen und die aktive Mitgestaltung der Therapie durch Patient:innen helfen können, diese Barrieren zu überwinden.

Inklusive Psychotherapie ist möglich

Die Studien zeigen: Wenn Therapeut:innen und Patient:innen gemeinsam Barrieren erkennen und Lösungen entwickeln, kann Therapie wirksam und zugänglich sein. Besonders wichtig sind:

 Visualisierte Inhalte und gemeinsame Kommunikationsformen bei Hörbehinderungen
 Anpassungen an auditiven Inhalten, barrierefreien Materialien und Orientierungshilfen bei Sehbehinderungen
 Einsatz technischer Hilfsmittel wie Mikrofone, Screenreader und Braille-Displays – Geräte, die Texte in tastbare Punkte übersetzen, damit blinde Menschen sie lesen können
 Austausch in Selbsthilfegruppen und persönliche Unterstützung

Bastian Hardt betont: „Wir hoffen, mit unseren Ergebnissen einen Anstoß für mehr Forschung, Sensibilisierung und konkrete Verbesserungen in der Praxis zu geben. Es geht letztlich um die Frage, ob Gesundheitsversorgung wirklich für alle Menschen zugänglich ist – oder ob ganze Gruppen weiterhin ausgeschlossen bleiben.“

Weitere Informationen:

Die Ergebnisse der beiden Studien wurden nun in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht:

Meta-Analyse: Hardt, B., Graser, J., Heidenreich, T., & Michalak, J. (2025). A systematic review and meta-analysis of psychological interventions for persons with hearing or vision impairment: Research gaps and call to action. Clinical Psychology: Science and Practice, 32(2), 135–154, APA PsycNet.

Qualitative Studie: Hardt, B., Heidenreich, T., Hunger-Schoppe, C., Adam, N., Heinen, J., Hopf, J., Röhlig, A., & Michalak, J. (2025). Barriers and accessibility-improving strategies in mental health services for persons with hearing or vision impairments: Perspectives from professionals and clients – A qualitative interview study. Psychology and Psychotherapy: Theory, Research and Practice. Advance online publication, The British Psychological Society.

Ansprechpartnerin:
Svenja Malessa
Pressereferentin
Administration  |  Kommunikation & Marketing
Alfred-Herrhausen-Straße 48, 58455 Witten
Raumnummer: 2.F05
Telefon: +49 151 5700 1544
E-Mail: Svenja.Malessa@uni-wh.de

Quelle: uni-wh.de vom 16.09.2025

Mit freundlichen Grüßen 
Ihre Newsletter-Redaktion
eingestellt von: Rainer Bartels 

NEU: Klinische Studien

Anmeldung Newsletter PRO RETINA auf einen Klick und Forschungsnewsletter
Patientenregister von PRO RETINA
LHON Patientenregister von PRO RETINA

Podcast und Infocast von PRO RETINA:
Blind verstehen und Forschung heute

Die Social-Media Kanäle von PRO RETINA:
Facebook
Instagram
X
YouTube

PRO RETINA - Jetzt spenden

Pro Retina - Stiftung zur Verhütung von Blindheit

PRO RETINA Deutschland e. V.
Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen
Mozartstr. 4 - 10
53115 Bonn

Telefon: +49 (228) 227 217 0
E-Mail: info@pro-retina.de
Internet: pro-retina.de

Forschung fördern – Krankheit bewältigen – selbstbestimmt leben