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Judith, von einer Hör-Sehbehinderung betroffen
Seit meiner Geburt bin ich gehörlos und trage seit meinem zweiten Lebensjahr ein Cochlea Implantat. Zusätzlich habe ich eine Sehbehinderung: Retinitis Pigmentosa. Ganz grob gesagt bedeutet dies, dass mein Gesichtsfeld immer kleiner wird und ich erblinden werde. Zurzeit liegt mein Gesichtsfeld bei ca. 3 Grad. In diesem Text möchte ich über meine Erfahrungen in der Schulzeit berichten.
2 x 3 macht 4
Widdewiddewitt
Und drei macht Neune!!
Ich mach´mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt …
(Songtext „Pippi Langstrumpf“)
Eins ist klar, ich kann sehr viel besser rechnen als Pippi Langstrumpf und trotz mancher Probleme war mein Schulleben ganz schön bunt.
In meiner Grundschulzeit fand ich Sport blöd. Immer diese Ballspiele…. Dabei konnte ich den Ball nicht fangen oder schießen. Heute weiß ich, dass mein Gesichtsfeld da schon kleiner war und ich den Ball einfach zu spät gesehen habe.
Und bei Ausflügen immer diese blöden Nachtwanderungen… Ich sehe doch nichts… Tja, das ist meine Nachtblindheit, die so auch festgestellt wurde, durch eine Lehrerin bei der Nachtwanderung, da sie mich immer führen musste. Weitere Einschränkungen habe ich damals noch nicht bemerkt.
Meiner Mutter fiel ab der 6. Klasse auf, dass ich komische Wörter von der Tafel abgeschrieben habe oder dass die Sätze unvollständig waren (ich meine wer will auch alles wissen, so ist es doch spannender 😃). Ab diesem Zeitpunkt bestand der Verdacht, dass ich sehbehindert bin und es gab die Überlegung, dass ich nach Hannover auf eine spezielle Schule für Taubblinde wechsel.
Aber wer möchte schon gerne die Schule wechseln und neue Freunde finden. Gott sei Dank wollte meine Förderschule für Hörgeschädigte mich nicht loswerden. Die Schule hat nach Möglichkeiten gesucht, wie ich weiter am Unterricht teilnehmen kann. Das war so schön, dass sie mich unterstützt haben. Der Klassenlehrer hat ein White Board organisiert. Eine riesen große Hilfe für mich: Schriftgröße und Kontrast können angepasst werden, und ganz wichtig endlich war Kino in der Klasse möglich. 😎
Meinen Realschulabschluss hatte ich in der Tasche, aber überhaupt keine Idee wo die berufliche Reise hinführen sollte. Möchte ich ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland machen oder Abitur? Die Berater vom Integrationsfachdienst haben mir empfohlen zusammen mit meinen Freunden in Essen aufs Berufskolleg zu gehen.
Geplant hatte ich eigentlich, dass ich mein Abitur nach der 13. Klasse habe. Aber mein Gesichtsfeld verschlechterte sich wieder und meine Augen waren so schnell erschöpft. Eine liebe Freundin hat wie ein Schriftdolmetscher für mich den Unterrichtsstoff aufgeschrieben und so konnte ich zu Hause alles nacharbeiten. DANKE dafür! Aber es hat viel Kraft gekostet und ich war am Ende. So beschloss ich, dass für mich das Fachabi reicht und ich hatte auch schnell einen Ausbildungsplatz als Verwaltungsfachangestellte gefunden. Ich habe einen super Arbeitgeber, der sehr unkompliziert ist und mich unterstützt. Dort fühle ich mich sehr wohl.