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Laura K., Usher-Syndrom

Portrait einer jungen Frau mit schulterlangem braunen Haar und elegantem schwarzen Kleid. Vor ihr steht eine Rose.
Portrait Laura

Am Anfang dachte ich, ich sei ein sehr tollpatschiger Mensch und würde mich nicht genug konzentrieren. Als ich das erste Mal in einem Club war, bin ich die Treppe zum Eingang runtergefallen. Abends rempelte ich oft unbeabsichtigt Menschen an und kassierte böse Blicke oder Worte. Wenn mir jemand die Hand geben wollte, merkte ich es manchmal viel zu spät. Irgendwann war mir bewusst, dass ich weniger sehen konnte als andere. Es dauerte aber noch lange, bis ich mich zum Augenarzt traute.

Ich habe Usher Syndrom. An dem Tag meiner Diagnose wurde mir von der Ärztin ein Zettel mit der Diagnose in die Hand gedrückt. Unten an der Straße angekommen, googelte ich meine Krankheit und fing vor Schock an zu weinen. „Einschränkung des Gesichtsfelds bis hin zur Erblindung“. Die Ärztin hatte sich nicht die Zeit genommen, um mir die Folgen dieser Diagnose zu erklären.

Es folgten die wohl schwersten Monate meines Lebens. Ich stand kurz vorm juristischen Staatsexamen. Mein damaliger Freund war überfordert mit der Diagnose. Wir trennten uns kurze Zeit danach. Es stellte sich schnell heraus, dass meine kleine Schwester ebenfalls von der Krankheit betroffen war. Das machte mich unglaublich traurig, fast noch mehr als meine eigene Diagnose.

Doch das Leben ging weiter. Es scheitern nur die Menschen, die nach Rückschlägen nicht wieder aufstehen. Ich fasste neuen Mut. Ich schrieb das Examen und bestand es. Ich überlegte mir, was ich mit der Zeit machen wollte, in der ich noch vergleichsweise „gut“ sehen konnte und entschied mich dazu spontaner zu werden. Mit einer Freundin setzte ich mich ins Auto und wir durchquerten ohne Ziel mehrere Länder. Mit meiner Schwester flog ich nach Griechenland zum Island-Hopping. Ich ging öfter wandern und fuhr häufiger mit dem Fahrrad. Ohne meine Familie und meine Freunde an meiner Seite hätte ich das alles nicht geschafft.

Ich habe eine Behinderung. Ich bin aber nicht meine Behinderung. Ich bin so viel mehr. Ich werde trotz meiner Behinderung Anwältin werden, werde trotz meiner Behinderung einen Marathon laufen, werde trotz meiner Behinderung eine Familie gründen und werde trotz meiner Behinderung jeden Tag versuchen das Positive im Leben zu sehen.