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LCA: Erste Patientin mit zugelassener Gentherapie an der LMU München behandelt
Am vergangenen Mittwoch haben Augenärzte des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität erstmals in Deutschland die erste zugelassene Gentherapie zur Behandlung einer erblich bedingten Netzhauterkrankung eingesetzt. Unter der Leitung von Professor Siegfried Priglinger wurde eine Patientin mit dem kürzlich zugelassenen Wirkstoff Voretigen Neparvovec behandelt. Damit nimmt die LMU-Augenklinik eine führende Rolle in der Therapie bisher nicht behandelbarer Augenerkrankungen ein.
Eine Vielzahl genetischer Veränderungen kann zu Erkrankungen der Netzhaut führen. Die Leber’sche hereditäre Amaurose (LCA) umfasst eine Gruppe genetisch heterogener Netzhauterkrankungen, die durch einen fortschreitenden Verlust funktionsfähigen Netzhautgewebes gekennzeichnet sind. Die Betroffenen erleiden über die Zeit eine zunehmende Gesichtsfeldeinschränkung bis hin zur vollständigen Erblindung.
Das nun verfügbare Therapeutikum markiert einen Wendepunkt in der Augenheilkunde. „Endlich können wir Krankheiten behandeln, die bisher nicht behandelbar waren. Mit dem Einzug der Gentherapie in den klinischen Alltag werden wir in Zukunft für eine wachsende Zahl erblich bedingter Augenleiden eine kausale Therapie anbieten können“, betont Professor Priglinger, Direktor der Augenklinik.
Auch die Patientenorganisation PRO RETINA Deutschland e. V. hebt die Bedeutung des neuen Therapieverfahrens hervor. Für Betroffene einer solch schwerwiegenden seltenen Netzhauterkrankung und ihre Familien stellt die Gentherapie einen wichtigen Meilenstein dar – sie weckt Hoffnung und eröffnet erstmals realistische Perspektiven auf eine Verbesserung des Sehvermögens.
Wirkprinzip der Gentherapie
Die Behandlung erfolgt operativ im Rahmen einer pars-plana-Vitrektomie, bei der der Glaskörper entfernt wird, um Zugang zur Netzhaut zu schaffen. Anschließend wird das Gentherapeutikum über eine nur 0,1 mm dünne Kanüle mit einem Volumen von 0,3 ml subretinal injiziert.
Das Medikament nutzt modifizierte, nicht krankheitsauslösende Adeno-assoziierte Viren (AAV) als Transportvehikel. Diese bringen eine funktionsfähige Kopie des defekten RPE65-Gens in die Zielzellen ein. Dort kann wieder ein intaktes Protein gebildet werden, das den physiologischen Sehzyklus unterstützt und somit die Signalverarbeitung der Sehzellen ermöglicht.
Mit diesem Therapieansatz steht erstmals eine zugelassene Gentherapie für Menschen zur Verfügung, die biallelische Mutationen im RPE65-Gen tragen. Dieses Gen kodiert das Enzym Retinoid-Isomerohydrolase, das für die Regeneration von 11-cis-Retinal essenziell ist – einem zentralen Bestandteil der lichtempfindlichen Sehpigmente (Opsine). Fehlt das Enzym oder ist es nicht funktionsfähig, lassen sich Lichtreize nicht korrekt verarbeiten, was zu starker Sehminderung oder Blindheit führen kann.
Quellen: idw-online.de vom 05.06.2019; Presseinfo Klinikum der Universität München; Pressemitteilung PRO RETINA Deutschland e. V.