Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol ändern.

Zum Inhalt springen

Blind verstehen - Das Schulprojekt im Radio

Der Blindenführhund Nella liegt bei einem Grundschulbesuch auf dem Boden.
Der Blindenführhund Nella liegt bei einem Grundschulbesuch auf dem Boden.

Ein Schulbesuch in Weitramsdorf von Mandy Kugel und Doreen Rottmann sowie ihrem sehbehinderten Sohn Aaron war Thema einer Radioreportage des Senders Radio Eins Coburg. Hier wurde dieser Schulbesuch speziell vorgestellt, es werden aber auch Schulbesuche in Pflegeschulen durchgeführt.

Oft sind die Pflegeschüler bereits sensibel für Sehbehinderte, aber noch ohne Erfahrung, die bei den Besuchen zum Beispielen mit Simulationsbrillen vermittelt wird. Grundschulbesuche haben oft den  Schwerpunkt Hilfsmittel, höhere Klassen haben dann schnell das Thema Ethik in der Diskussion.

Drittklässler interessiert dabei, wie man mit einer Sehbehinderung lebt, wie man den Haushalt bewältigt oder wie man einkauft. Bei der Frage nach dem Sport konnte der Blindenfußball mit eingebautem Glöckchen vorgestellt werden, auch Kampfsportarten wie Judo können ausgeübt werden.

Nella, die Blindenführhündin, wurde ebenfalls vorgestellt. Nella war ebenfalls beim Besuch dabei. So konnte das Führgeschirr gezeigt werden und das typische Verhalten des Führhundes, seinen Herrn an Hindernissen vorbeizuführen, oder kurz stehenzubleiben, wenn zum Beispiel der Bordstein erstiegen werden muss. Die Ausbildung eines Führhundes dauert mindestens sechs Monate. Dennoch muss der Mensch das Ziel wissen und den Weg dorthin, der Hund kann nur beim Ausweichen helfen, nicht entscheiden, ob links oder rechts herum der Weg zum Metzger führt. Erstaunen kam auf, als der Wert eines ausgebildeten Führhundes mit über 40.000 Euro genannt wurde. Auch, dass der Führhund während seiner Arbeit nicht angefasst werden soll, wurde besprochen.

Doch auch ohne Führhund kann man sich mit dem Blindenlangstock gut an Leitlinien entlang tasten. Die Kinder wußten auch bereits, dass ein Blinder nicht ungefragt angefasst und gezogen werden, sondern zuerst angesprochen werden möchte. Der Blinde kann dann selbst sagen, ob er gut allein zurecht kommt oder sich nach dem Weg erkundigen will.

Motivation der Schulbesuche ist es, Verständnis zu schaffen, Missverständnisse auszuräumen, die Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben vorzustellen, auch einmal die Hilfsmittel zu zeigen und den Umgang mit Blinden zu erklären. Auch Kochen und andere Haushaltsarbeit lässt sich mit sprechenden Waagen oder selbstklebenden Markierungspunkten für die Herdeinstellungen gut bewältigen. Auch das Abschätzen von Flüssigkeiten im Becher mit hereingehaltenem Finger - oder einem Füllstandsmesser für Heißgetränke, der an den Tassenrand geklemmt wird und dann piept, wenn die Tasse fast voll ist - wird gezeigt.

Mandy Kugel hebt auch die tollen Möglichkeiten des Allhilfsmittels Handy hervor, das verschiedene Apps laufen lassen kann, von Farberkennung bis zur Navigation und sich per Sprache oder Berührung, also blicklos, bedienen lässt. Apps wie Seeing AI werden gezeigt, die vor die Kamera gehaltene Briefe vorliest oder Produkte beim Einkaufen oder in der Küche erkennt und ansagt.

Den meisten Kindern sind blinde Menschen in der näheren Verwandtschaft oder Bekanntschaft nicht bekannt, schon daher war der Schulbesuch sehr spannend für Kinder. Die Besucher stellten auch die Blindenschrift vor, deren Buchstaben ertastet werden können. Ein kurzes Gedicht in Blindenschrift blieb bei der Klasse zum späteren "Entschlüsseln". Besonders der Parcours, den die Kinder mit dem Blindenlangstock - also ohne zu schauen - bewältigen sollten, hat nachhaltigen Eindruck bei Ihnen hinterlassen. Aber auch die möglichen Sportarten, die Blinde ausführen können, sind mit Interesse aufgenommen worden. Und natürlich war der Blindenführhund ein großes Thema bei der Nachbesprechung.

In der Nachlese zwischen dem Radiosender und Doreen Rottmann und Mandy Kugel wurde auch noch herausgehoben, dass Menschen, die immer mal wieder mit Blinden zu tun haben, wie zum Beispiel Busfahrer, geschult werden, um besser auf die Blinden eingehen zu können. Auch die Kinderfeuerwehr hat inzwischen Schulungen bekommen um in Gefahrensituationen mit Blinden und Sehbehinderten angemessen zu helfen.

Ein guter Tipp zum Schluss war, dass man Blinde beim Führen nicht schiebt, sondern der Blinde hakt sich beim Sehenden ein und geht selbständig nebenher.

Den gesamten Radiobeitrag findet man in der Mediathek von Radio Eins Coburg

Hier gehts zum Beitrag