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Luxturna: Erste ophthalmologische Gentherapie in Deutschland

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Luxturna: Erste Gentherapie bei frühkindlicher erblicher Netzhautdegeneration in Deutschland

Ergänzend zu unserem Newsletter vom 28.11.2018 LCA: Gentherapie in Europa zugelassen möchten wir Sie nun über die neuesten Entwicklungen in Deutschland zu dieser ersten Gentherapie (Luxturna) im ophthalmologischen Bereich informieren.

Im November 2018 hatte die europäische Zulassungsbehörde EMA (European Medicines Agency) die gentherapeutische Behandlung von Patienten mit einer schweren erblichen Netzhautdegeneration zugelassen. Voraussetzung war, dass die Netzhautdegeneration durch bestimmte Mutationen im RPE65 Gen verursacht wurden: die Lebersche Kongenitale Amaurose (LCA 2) bzw. bestimmte Formen der Retinitis pigmentosa (RP). Die Erkrankung beginnt bei den Betroffenen bereits im frühen Kindesalter bzw. Teenageralter mit einer extrem ausgeprägten Nachtblindheit, die auch schon im Kleinkindalter zu einer faktischen Blindheit führen kann.

Voraussetzungen für gentherapeutische Behandlung mit Luxturna

Luxturna® (Voretigen Neparvovec) ist bei Patienten indiziert, die eine erbliche Netzhautdystrophie aufgrund von nachgewiesenen biallelischen (in beiden Allelen des Gens) RPE65-Mutationen aufweisen und über ausreichend lebensfähige Netzhautzellen verfügen. Absolut notwendige Voraussetzung für diese Therapie ist die molekulargenetische Diagnostik in einem dafür zugelassenen Labor. Am besten sollte vorher eine gründliche Untersuchung bei einem Spezialisten für die Erkrankung stattfinden, da es Formen gibt, die bereits ohne molekulargenetische Diagnostik erkennen lassen, dass das Gen RPE65 nicht die Ursache für die Erkrankung sein kann.

Ist eine gesicherte Diagnose gestellt ist, muss der Spezialist durch sehr eingehende Untersuchungen der Netzhaut und der Sehfunktionen (Sehschärfe, Gesichtsfeld) feststellen, ob die Veränderungen noch nicht zu stark sind, was einen Therapieeffekt ausschließen würde.

Was ist der Nutzen der Therapie?

In klinischen Studien in den USA wurde Luxturna bislang an 41 Patienten getestet. Bei den meisten Teilnehmern verbesserte sich die Sicht in der Dunkelheit deutlich, zudem gelang es ihnen besser, sich bei schlechten Lichtverhältnissen in einem Hinderniskurs zu orientieren. Eine eindeutige Verbesserung der Sehschärfe bei gutem Licht war bisher eher fraglich, aber insgesamt hat sich die Lebensqualität der meisten Patienten spürbar verbessert.

Leitlinie der Fachgesellschaften zur Behandlung mit Luxturna

Von den augenärztlichen Fachgesellschaften wurde eine Leitlinie für die Behandlung mit Luxturna erstellt. Sie enthält alle wesentlichen Punkte für die Behandlung. Therapiebegleitend wird von der Pharmafirma Novartis, die das Medikament vertreibt, eine Studie zur Erfassung möglicher Nebenwirkungen und des Therapieeffektes aufgelegt werden.

Kosten der Therapie

Die Kosten für die Behandlung sind sehr hoch. Allein das Medikament wird für beide Augen eines Patienten über 800.000 EUR kosten. Dazu kommen die Behandlungskosten der Therapie, die in der Regel in spezialisierten Zentren erfolgen wird. Der Antrag für diese neue Therapie wurde im Rahmen eines sogenannten NUB-Antrages gestellt ('NUB' steht für 'Neue Untersuchungen und Behandlungen'). Der Antrag wurde bereits positiv entschieden. Die Verhandlung mit den Krankenkassen selbst erfolgt in den nächsten Wochen. Wenn die Behandlung von der jeweils zuständigen Krankenkasse genehmigt wird, dann werden die Kosten von ihr vollständig übernommen.

Wichtig für die endgültige Kosten/Nutzen-Bewertung ist auch, wie lange die Wirkung von Luxturna anhält. Das lässt sich bislang aber noch nicht abschätzen: eindeutig belegt ist nur ein Zeitraum von einem Jahr - so lange konnten die Teilnehmer der größten Studie bislang beobachtet werden. Frühere, kleinere Studien deuten an, dass der Effekt mindestens drei Jahre lang anhält. Endgültige Aussagen werden wohl in erst in einigen Jahren möglich sein.

Behandlungszentren in Deutschland

Aktuell planen vier Zentren in Deutschland (Gießen, Tübingen, München und Bonn) zunächst ca. 15 Patienten in 2019 zu behandeln. Für diese Zahl wurde der NUB-Antrag gestellt. Es ist zu erwarten, dass in den Folgejahren bei gutem Effekt der Therapie wesentlich mehr Patienten behandelt werden. In Deutschland leben laut Angaben des Luxturna-Herstellers schätzungsweise 350 Menschen (andere Quellen sprechen von 200 Betroffenen) mit diesen seltenen biallelischen RPE65-Mutationen, für die eine Therapie mit Luxturna theoretisch in Frage kommen könnte.

Die einmalig zu applizierende Gentherapie mit Luxturna® ist laut Angabe des Herstellers voraussichtlich ab April 2019 an qualifizierten Behandlungszentren in Deutschland verfügbar.

Quellen: Universitätsklinikum Gießen; wissensschau.de; DBSV; Stellungnahme der Fachgesellschaften DOG, RI und BVA.

Downloads

luxturna-stellungnahme-19_02_22.pdf

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