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Neuer Therapieansatz bei Retinitis pigmentosa

Neuer Gentherapieansatz bei RP

Forscher aus München und Tübingen berichten über einen neuen Gentherapieansatz bei Retinitis pigmentosa (RP), der bei Mäusen ausprobiert wird.

Die Netzhauterkrankung RP führt zu einer fortschreitenden Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung: Ursache ist die Degeneration der Photorezeptoren in der Netzhaut, zunächst der sogenannten Stäbchen, die dem Sehen bei geringer Helligkeit und der Orientierung im Raum dienen, und anschließend der sehr lichtempfindlichen sogenannten Zapfen, die für die Farbwahrnehmung und detailiertes Sehen notwendig sind.

Mutationen in über 50 Genen können die Krankheit auslösen. Für bestimmte Formen der Erkrankung existieren bereits Erfolg versprechende Ansätze für Gentherapien. „Es gibt aber bisher keine effiziente Behandlungsmöglichkeit bei direkt betroffenen Fotorezeptoren, was die häufigsten Ursache ist“, sagt der LMU-Pharmakologe Stylianos Michalakis, der nun gemeinsam mit der Biologin Regine Mühlfriedel von der Augenklinik der Universität Tübingen eine Gentherapie bei Mutationen bestimmter Ionenkanäle der Stäbchen entwickelte. Ionenkanäle sind porenbildende Transmembranproteine, die elektrisch geladenen Teilchen, Ionen, das Durchqueren von Biomembranen ermöglichen. Aufgrund dieser Funktion werden sie auch als Kanalproteine oder Tunnelproteine bezeichnet.

"Die sogenannten CNG-Kationenkanäle in der Plasmamembran der Stäbchen spielen eine entscheidende Rolle für die Wahrnehmung von Licht" erklärt Mühlfriedel. Aufgebaut sind die Kanäle aus vier Untereinheiten, eine davon ist das große Transmembranprotein CNGB1. Mäuse, bei denen das CNGB1-Gen ausgeschaltet wurde, zeigen einen ähnlichen Krankheitsverlauf wie menschliche Patienten und werden im Alter von etwa einem Jahr blind.

Therapie mit Langzeiteffekt

Durch den Einsatz sogenannter AAV-Gentransfervektoren (Adeno-assoziierte Viren, die als Genfähren verwendet werden und fremdes genetisches Material in Zellen einschleusen können) gelang es den Wissenschaftlern, ein therapeutisches Gen in die Netzhaut von Mäusen mit defektem CNGB1-Gen einzuschleusen - und tatsächlich konnte dadurch die Produktion von CNGB1 wieder aktiviert werden und die Stäbchen reagierten wieder auf Lichtreize. „Besonders wichtig ist, dass das Gehirn der therapierten Mäuse die neuen Informationen auch korrekt verarbeitet, was wir mit einem Sehtest nachweisen konnten“, betont Michalakis.

Neben seiner Effizienz zeichnet sich der neue Ansatz auch durch seine lang anhaltende Wirkung aus: Auch ein Jahr nach Therapiebeginn war der positive Effekt im behandelten Teil der Netzhaut noch deutlich nachzuweisen. Die Ergebnisse der Münchener und Tübinger Gemeinschaftsarbeit sind daher ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung und klinischen Anwendung einer Gentherapie degenerativer Netzhauterkrankungen auch beim Menschen.

Quelle: DocCheckNews"

Originalpublikation: Human Molecular Genetics