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OCT als Kassenleistung bei feuchter altersabhängiger Makuladegeneration und diabetischem Makulaödem
Bonn, 21.12.2018. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat beschlossen, die Optische Kohärenztomographie (OCT) zur Diagnostik und Therapiesteuerung bei der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) sowie beim diabetischen Makulaödem in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufzunehmen. Mit diesem bildgebenden Verfahren lässt sich der Krankheitsverlauf präzise beurteilen und der Bedarf für wiederholte intravitreale Injektionen zuverlässig bestimmen.
Bedeutung der Entscheidung
Fachgesellschaften der Augenheilkunde betonen seit Langem, dass die OCT als Standardverfahren zur regelmäßigen Beurteilung der Netzhaut unerlässlich ist. Bislang mussten Patientinnen und Patienten diese Untersuchung jedoch meist als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlen. Nur im Rahmen einzelner Selektivverträge oder in bestimmten Klinikambulanzen wurden die Kosten bereits übernommen.
Auch aus Sicht der Selbsthilfe ist diese Entscheidung längst überfällig. Angesichts der großen Bedeutung der OCT für die Früherkennung und Verlaufskontrolle schwerer Augenerkrankungen stellt der Beschluss einen wichtigen Fortschritt für Betroffene dar. Dr. Claus Gehrig, stellvertretender Fachbereichsleiter Diagnose und Therapie der PRO RETINA, begrüßt die Entscheidung ausdrücklich: „Der Beschluss ist für Patientinnen und Patienten mit feuchter AMD oder diabetischem Makulaödem eine sehr gute und lang erwartete Nachricht. Wir hoffen, dass auch für weitere Krankheitsbilder Lösungen gefunden werden, die der Relevanz dieser Diagnostik gerecht werden.“
Rechtskraft des Beschlusses
Der G-BA-Beschluss ist noch nicht endgültig. Das Bundesministerium für Gesundheit prüft ihn innerhalb einer Zweimonatsfrist. Anschließend legt der Bewertungsausschuss innerhalb von sechs Monaten die Vergütungshöhe im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) fest. Ein Anspruch auf die OCT als Kassenleistung ist daher frühestens im Herbst 2019 zu erwarten. Für Patientinnen und Patienten, die aktuell im Rahmen von IVOM-Selektivverträgen behandelt werden, ergeben sich zunächst keine Änderungen.
Was ist eine OCT-Untersuchung?
Die Optische Kohärenztomographie ist ein hochauflösendes bildgebendes Verfahren, mit dem die einzelnen Schichten der Netzhaut detailliert erfasst werden. Sie ermöglicht die Darstellung von Flüssigkeitsansammlungen, Gewebsveränderungen oder Verdickungen – insbesondere im Bereich der Makula.
Die OCT ist unverzichtbar für
- Diagnostik,
- Verlaufskontrolle und
- individualisierte Therapieplanung
bei zahlreichen Makulaerkrankungen. Sie dient vor allem dazu, den Bedarf an intravitrealen Injektionen (IVOM) bei der feuchten AMD und beim diabetischen Makulaödem zu steuern. Je nach OCT-Befund wird entschieden, ob weitere Injektionen notwendig sind, eine Behandlungspause möglich ist oder eine Therapie wieder aufgenommen werden muss.
Der G-BA legt fest, dass die OCT ausschließlich durch Fachärztinnen und Fachärzte für Augenheilkunde durchgeführt werden darf, um die Behandlungsqualität sicherzustellen.
Hintergrund: AMD und diabetische Retinopathie
- Altersabhängige Makuladegeneration (AMD): Etwa 7,4 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. 10–15 % entwickeln die aggressive „feuchte“ Form (nAMD), die ohne Behandlung zu schweren Sehbehinderungen führen kann. Die Standardtherapie besteht aus regelmäßigen intravitrealen Medikamenteninjektionen zur Hemmung krankheitsfördernder Wachstumsfaktoren.
- Diabetische Retinopathie: Sie ist die häufigste Erblindungsursache bei Menschen im erwerbsfähigen Alter. Rund 1,3 Millionen Betroffene in Deutschland sind aufgrund dieser Erkrankung erblindet. In jedem Stadium kann ein diabetisches Makulaödem auftreten – eine durchlässigkeitsbedingte Flüssigkeitsansammlung in der Makula.
Über den GBA
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Er ist vom Gesetzgeber beauftragt zu entscheiden, auf welche Untersuchungs-und Behandlungsmethoden gesetzlich Krankenversicherte Anspruch haben. In einem Bewertungsverfahren wird durch den G-BA geprüft, welche ambulanten und stationären Leistungen für eine zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung der Krankenversicherten ausreichend sind.
Über PRO RETINA Deutschland e.V.
PRO RETINA Deutschland e.V., eine Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen, wurde über 40 Jahren von Betroffenen und deren Angehörigen als gemeinnütziger Verein gegründet, um sich selbst zu helfen. PRO RETINA ist eine bundesweit tätige Organisation mit mehr als 50 Regionalgruppen und circa 6.000 Mitgliedern.
1,2 Gutenberg-Gesundheitsstudie (Gutenberg Health Study - GHS) www.gutenberg-gesundheitsstudie.de