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Optogenetik: Erste Klinische Studie mit RP-Patienten
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Optogenetik soll RP-Betroffenen helfen
In der USA startet eine klinische Studie, in der erstmals mit Patienten getestet werden soll, ob optogenetische Verfahren genutzt werden können, um erblindeten Menschen mit Retinitis Pigmentosa (RP) eine bessere Wahrnehmungsmöglichkeit zu ermöglichen. Dabei sollen Retroviren Algen-DNA in retinale Ganglienzellen bringen, um diese lichtempfindlich zu machen.
Die Optogenetik kombiniert optische und genetische Methoden. Mit ihr lassen sich ausgewählte Nervenzellen gezielt ein- und ausschalten, - wie mit einem Lichtschalter. Seit ca. 10 Jahren forschen Neurowissenschaftler an dieser neuen Methode. Dabei wird ein bestimmtes Gen mittels eines Trägervirus (Vektor) in eine Nervenzelle geschleust. Das Gen ist die Bauanleitung für ein bestimmtes Protein, das sogenannte Kanalrhodopsin. Es kommt vor in Grünalgen und bildet in der Zellwand einen Kanal, der sich bei Lichteinfall öffnet und die Nervenzelle aktiviert: die Zelle lässt sich mittels Licht ein- und ausschalten.
Bisherige Tierversuche mit Optogenetik sind vielversprechend, und Patienten mit Augenerkrankungen sollen nun die ersten sein, die von der Optogenetik profitieren könnten.
Erste klinische Studie mit RP-Patienten
Die geplante klinische Studie soll bereits im kommenden Monat in der Retina Foundation of the Southwest in Texas an 15 Patienten mit der degenerativen Netzhauterkrankung Retinitis Pigmentosa durchgeführt werden. Die Krankheit lässt die Rezeptorzellen in der Netzhaut nach und nach absterben, wodurch ein Patient nach und nach erblindet. In der Testreihe sollen die speziell mit dem Erbgut von Blaualgen ausgestatteten Retroviren direkt in die obere Netzhaut injiziert werden, schreibt MIT Technology Review. Dort sorgen die Viren dann dafür, dass die Ganglienzellen Licht aus dem bläulichen Spektrum wahrnehmen können — in der Hoffnung, dass das Hirn diese Informationen dann verarbeiten kann.
Volle Sehleistung mittels Optogenetik nicht erreichbar
Die volle Sehfähigkeit werden die Patienten mit dieser Methode nicht wiedererlangen: Etwa 100.000 lichtempfindliche Ganglienzellen erhoffen sich die Forscher pro Netzhaut — eine geringe Auflösung im Vergleich zum gesunden Auge und mutmaßlich nur in einer Farbschattierung funktionsfähig. Anstatt nur hell und dunkel sollten die Probanden aber künftig Möbelstücke erkennen können und eventuell sogar große Buchstaben lesen können, hoffen die Forscher. Was genau die Patienten nachher sehen, lässt sich allerdings bisher nur erraten.
Die Studie ist die erste Versuchsreihe mit Optogenetik an Menschen. Bei Mäusen ließen sich mit der Methode neurologische Prozesse wie etwa der Angstreflex steuern — und vorher erblindete Tiere konnten Bildern folgen und versteckten sich vor hellem Licht. Die Erkenntnisse des Teams aus Texas dürften auch für Forschungsfelder wie die Parkinsontherapie und andere Gebiete der Neurologie äußerst interessant werden.
Quellen: wired.de vom 19.02.2016; www.welt.de; clinicaltrials.gov