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Personalisierte genetische Beratung für die Stargardt-Krankheit

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Personalisierte genetische Beratung für die Stargardt-Krankheit: Risikoabschätzung für Nachkommen auf der Grundlage des Schweregrads der Variante

Arzt kann werdende Eltern nun besser über das Risiko einer Sehschwäche informieren

Wie wahrscheinlich ist es, die genetisch bedingte Stargardt-Krankheit an seine Nachkommen zu vererben? Bis jetzt gab es auf diese Frage keine gute Antwort. Eine neue Studie der Gruppe von Professor Frans Cremers in der Abteilung für Humangenetik am Radboudumc (Universitätsklinikum) in Nijmegen ändert dies nun. Die Forscher haben zuvor eine Übersicht über alle Fehler in der DNA veröffentlicht, die die Stargardt-Krankheit verursachen können. Jetzt wurde auf der Grundlage der Daten von fast 6000 Menschen mit dieser Krankheit und einer Kontrolldatenbank das Risiko berechnet, dass die Nachkommen die Krankheit bekommen können.

Zwei genetische Fehler

Die Stargardt-Krankheit tritt bei einem von zehntausend Menschen auf und ist eine so genannte rezessive Krankheit. Das bedeutet, dass sich diese Form der Sehschwäche nur dann entwickelt, wenn das Kind von beiden Elternteilen ein fehlerhaftes ABCA4-Gen geerbt hat. Wenn jemand mit Morbus Stargardt ein eigenes Kind bekommt, wird dieses Kind also immer eines der beiden fehlerhaften Gene erhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind die Krankheit entwickelt, hängt also vor allem davon ab, ob der Fehler im ABCA4-Gen vom anderen Elternteil stammt, der häufig nicht erkrankt ist. Die Frage ist also: Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand ein solches fehlerhaftes Gen trägt, ohne selbst davon betroffen zu sein? In dieser Studie von Stéphanie Cornelis, Esmee Runhart und Kollegen [2022] wurden viele dieser ABCA4-Genfehler im Detail analysiert. "Wir haben uns angeschaut, wie häufig diese Genfehler in der Bevölkerung vorkommen und untersucht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Elternteil ohne Morbus Stargardt trotzdem einen Fehler im ABCA4-Gen an sein Kind weitergibt." so Cornelis.

Wahrscheinlichkeitsberechnung

Diese Risikobewertung ist komplex, weil nicht alle Kombinationen von Fehlern im ABCA4-Gen zu einer Erkrankung führen. "Einige Fehler haben schwerwiegendere Auswirkungen als andere", erklärt Cremers. "Eine Kombination von zwei leichten Fehlern, die in der Bevölkerung sehr häufig vorkommen, führt nicht zu einer Krankheit, während ein schwerer und ein leichter genetischer Fehler zusammen eine Krankheit verursachen können." Die Berechnung ergab, dass wenn jemand mit der Stargardt-Krankheit und jemand ohne die Krankheit gemeinsam ein Kind bekommen, das Risiko zwischen 0,7 % und 3,1 % liegt, dass das Kind ebenfalls an M. Stargardt erkranken wird. Anhand dieser Ergebnisse können Ärzte Menschen mit M. Stargardt genauer über das Risiko ihres Kindes, eine Sehschwäche zu entwickeln, informieren. "Darüber hinaus kann auch der andere Elternteil genetisch getestet werden", erklärt Cremers. "Dadurch kann man die Erkrankungswahrscheinlichkeit noch genauer bestimmen. Aber genetische Untersuchungen sind teuer und nicht überall auf der Welt verfügbar."

Anwendung auf andere Krankheiten

Die komplexe Berechnung der Erkrankungswahrscheinlichkeit, die in dieser Studie verwendet wurde, lässt sich laut Cremers auch auf andere rezessive Krankheiten anwenden, die nur auftreten, wenn beide Elternteile ein fehlerhaftes Gen weitergeben. Cremers sagt: "Ich denke, dass wir diese Methode zur Risikoabschätzung in Zukunft auch sehr gut zum Beispiel beim Usher-Syndrom, bei dem sowohl das Gehör als auch das Sehvermögen betroffen sind, oder bei der Mukoviszidose anwenden können. Auch diese Krankheiten können auf schwere und leichte Mutationen zurückzuführen sein."

Diese Forschungsarbeit wurde veröffentlicht im American Journal of Human Genetics: Personalized Genetic Counseling for Stargardt Disease: Offspring Risk Estimates Based on Variant Severity (Personalisierte genetische Beratung für die Stargardt-Krankheit: Risikoabschätzung für Nachkommen auf der Grundlage des Schweregrads der Variante)