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Gezielt wird mit den Ohren

Foto einer Showdown-Ausrüstung: Der Schutzhandschuh erinnert auf den ersten Blick an Baseball
Showdown-Ausrüstung: Der Schutzhandschuh erinnert auf den ersten Blick an einen Baseball

Der blinde Kanadier Joe Lewis erfand das Spiel in den 60er Jahren. Showdown, auch Tischball genannt, ist eine Mischung aus Airhockey und Tischtennis. Seit dem Jahr 2010 finden offizielle Deutsche Meisterschaften statt; 2015 war Showdown das erste Mal bei den IBSA World Games (oder auch IBSA World Championchips and Games) vertreten. Diese Wettkämpfe finden alle vier Jahre statt und werden von der International Blind Sports Federation (IBSA), also dem Internationalen Blindensportverband, organisiert. Spielerinnen und Spieler hoffen darauf, den Sport durch eine weiter wachsende, weltweite Verbreitung langfristig als paralympische Disziplin etablieren zu können.

Mandy Kugel und Anja Dehoff sind Mitglieder im Arbeitskreis Sport bei PRO RETINA. Die beiden sind aktive Showdown-Spielerinnen. Mit ihnen sprach Anne Kinski.

Anne: Wie und wann seid Ihr zum Showdown gekommen?

Mandy: 2011 habe ich Showdown im Aura-Hotel Saulgrub zum ersten Mal kennengelernt und war sofort von diesem Spiel begeistert. Nachdem ich aus Saulgrub zurück war, erkundigte ich mich, wo ich den Sport ausüben kann und fuhr dann immer einmal in der Woche zum Training nach Nürnberg. Die Fahrzeit betrug zwei Stunden hin und wieder zurück. Das war auf Dauer definitiv zu weit. Und so organisierte ich Showdown-Partien in meiner Heimat Oberfranken. Seit 2015 leite ich nun schon den Standort dort. Viele (so auch ich) spielen Showdown in der Freizeit, aber einige – wie Anja aus der RG Offenbach/Rodgau – üben den Sport als auch Turniersportart aus.

Anja: Ich selbst kam ganz spontan zum Showdown. Erst war es ein kleiner Ersatz für die Sportarten, die ich aufgrund meiner Seheinschränkung nicht mehr so intensiv ausüben konnte. Showdown erinnerte mich sehr an Tischtennis, was ich schon damals in den Pausen in der Schule oder in der Freizeit gern gespielt hatte. Und so blieb ich dabei. Je länger ich spielte, desto größer wurde der Wunsch an Turnieren teilzunehmen: erst ein Freundschaftsturnier, dann die Vereinsmeisterschaften und dann die erste Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften. Mittlerweile spiele ich in der B-Liga im Einzelturnier und im Mannschaftsspiel bereits in der A-Liga.

Anne: Wow, echte Prominenz unter uns. Was meint Ihr, unterscheidet Showdown im Vergleich zu anderen Blindensportarten?

Mandy: Es ist ein 1-zu-1-Sport und kann gleichermaßen von sehenden, seheingeschränkten und blinden Menschen gespielt werden. Eine Verdunkelungsbrille sorgt für gleiche Bedingungen aller Spielerinnen und Spieler. Außerdem kann Showdown von allen Interessierten ausgeübt werden, unabhängig von Alter und physischer Konstitution.

Anne: Wie muss ich mir so eine Showdownplatte vorstellen? Und was brauche ich, um überhaupt spielen zu können?

Foto eines Showdown-Spieltischs. Er hat eine Länge von 3,6 Metern und ist 1,2 Meter breit.
Der Spieltisch hat eine Länge von 3,6 Metern und ist 1,2 Meter breit.

Anja: Der Spieltisch hat in etwa die gleichen Maße wie eine Tischtennisplatte, besitzt aber abgerundete Ecken und eine 14 Zentimeter hohe Bande. Auf beiden Endseiten gibt es je ein Tor. Das Tor ist eine quadratische Öffnung in der Bande. Anstelle eines Netzes wie beim Tischtennis ist in der Mitte des Tisches, oberhalb der Bande, eine hochkant stehende Platte angebracht. Im Gegensatz zum Tischtennis muss der Ball unterhalb der Platte durchgespielt werden.
Für deine persönliche Ausstattung brauchst du einen Schläger einen Schutzhandschuh für die Schlaghand, eine Verdunkelungsbrille und ein Kunststoffball. Der Schläger ist ähnlich wie ein Tischtennisschläger, außer dass er eine rechteckige Form hat. Das hat damit zu tun, dass der Ball wie beim Airhockey auf dem Spieltisch direkt oder über die Banden ins Tor gespielt wird. Der Schutzhandschuh schützt deine Hand vor Treffern. Und der Ball ist ein gut hörbarer, rasselnder Hartplastikball, der ungefähr die Größe eines Tennisballs hat. Für das Probetraining in einem Verein brauchst du dir erstmal keine Ausrüstung anzuschaffen. Diese wird vor Ort gestellt.

Anne: So, ich stelle mir vor, ich habe jetzt alles, was ich brauche. Wie wird das Spiel nun gespielt und was ist das Ziel?

Anja: Jede und jeder versucht durch geschickte Spielweise, harte oder langsame Schläge, direkt oder über die Banden, den Ball in das gegnerische Tor zu befördern. Im gleichen Maße versucht der verteidigende Spieler die gegnerischen Angriffe abzuwehren und selbst Druck aufzubauen. Jedes erzielte Tor wird mit zwei Punkten gewertet. Weitere Punkte können erzielt werden, wenn der Gegner einen Fehler begeht. Es gibt viele Arten von Fehlern – zum Beispiel das Springen des Balls über die Bande ins Aus. Es gewinnt, wer zuerst mindestens elf Punkte mit einem Abstand von zwei Punkten erreicht hat. Im Team-Wettbewerb gewinnt das Team, das mindestens 31 Punkte mit einem Abstand von zwei Punkten gegenüber dem gegnerischen Team erreicht. Es gibt natürlich noch viele weitere Spielregeln, die nachgelesen werden können auf www.showdown-germany.de/uber-showdown/spielregeln.

Anne: Klingt extrem spannend. Ich will es unbedingt ausprobieren. Gibt es eine Übersichtsseite mit allen Vereinen deutschlandweit?

Mandy: Interessierte finden alle Infos auf www.showdown-germany.de/uber-showdown/organisation/regionen-und-ansprechpartner.

Anne: Ich danke Euch für den Einblick in eine weitere spannende Sportart für seheingeschränkte und blinde Menschen. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß und viel Erfolg.

Fragen beantworten Anja und Mandy unter sport@pro-retina.de.