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Podiumsdiskussion: Barrierefreiheit an den Berliner Bühnen - Stellenwert und Finanzierungsstrategien
Am 29. Mai besuchte die Sachbearbeiter*in der Interessensvertretung die Podiumsdiskussion „Barrierefreiheit an den Berliner Bühnen – Stellenwert und Finanzierungsstrategien“ im Roten Salon der Volksbühne Berlin. Die Podiumsdiskussion war von Berliner Spielplan Audiodeskription organisiert wurden. Das Projekt stellt an verschiedenen Berliner Theatern wie dem Friedrichstadtpalast, der Deutschen Oper Berlin, dem Berliner Ensemble, der Schaubühne und dem Theater an der Parkaue Audiodeskriptionen bei ausgewählten Aufführungen bereit. Es stellt den Wissenstransfer, der durch die im Kulturbereich übliche hohe Fluktuation gefährdet ist, sicher und kontrolliert die Qualität von Audiodeskriptionen. Anlass der Podiumsdiskussion war, dass die finanzielle Förderung des Projekts durch die Stiftung Lotto e.V. zum 31.05.2024 ausläuft. So sollte die Podiumsdiskussion zum einen eine Bestandsaufnahme darstellen, aber auch Möglichkeiten der Weiterfinanzierung des Projekts aufzeigen.
Auf dem Podium saßen neben den beiden Moderatorinnen Imke Baumann und Lavinia Knop-Walling Peer Mock-Stümer (Vorsitzender des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus, CDU), Melanie Kühnemann-Grunow (Sprecherin für Kultur der SPD-Fraktion), Daniel Wesener (Sprecher für Kulturfinanzierung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen), Christina Schulz (Intendantin des Theaters an der Parkaue), Dr. Bernd Schmidt (Intendant des Friedrichstadt-Palastes), Thomas Fehrle (Geschäftsführender Direktor der Deutschen Oper Berlin) und Joachim Günzel (Vorsitzender des ABSV e.V.).
Die Diskussion begann zunächst mit einer guten Nachricht: bis zum 31.12.2025 kann der Spielplan Audiodeskription durch Haushaltsmittel des Berliner Senats weiter finanziert werden. Alle Anwesenden, und insbesondere Herr Mock-Stümer und Frau Kühnemann-Grunow als Mitglieder der amtierenden Regierung, äußerten lebhaftes Interesse an der Weiterführung des Projekts, und auch an seiner Verstetigung. Dabei wurde jedoch klar, dass es unterschiedliche Vorstellungen gibt, wie diese Verstetigung am besten möglich ist. Während einige Anwesende feste Stellen an den Theater bevorzugten, betonten andere, dass es Sinn machen kann, die bereits existierende Expertise in Projekten wie dem Spielplan Audiodeskription stärker zu nutzen, statt an jedem Theater eigene neue Stellen zu schaffen.
Außerdem wurde deutlich, dass die generelle Unsicherheit von Kulturförderung auch die Barrierefreiheit gefährdet. In der Kulturförderung kann, anders als in anderen Haushaltsbereichen, schnell gekürzt werden. Gleichzeitig sind an vielen Theatern Stellen und Projekte zum Abbau von existierenden Barrieren oft keine Pflichtprojekte, so dass diese gestrichen werden, wenn Theatern ebenfalls die Mittel gestrichen werden. So wird das verbriefte individuelle Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben gefährdet. Zwar wäre eine Verankerung von Audiodeskriptionen als Pflicht an Theatern durch Selbstverpflichtungen oder Fördervorgaben durch die Berliner Politik möglich, dies müsste dann jedoch fest finanziert werden – getreu dem Motto „wer bestellt, bezahlt“ bzw. „wer Inklusion fordert, muss sie auch finanziell fördern“. Alle anwesenden Senatsmitgliedern bekräftigten jedoch das Interesse daran dies im Rahmen des Berliner Kulturförderungsgesetzes, das noch in dieser Legislaturperiode erlassen werden soll durchzusetzen. Frau Baumann stellte fest, dass dies der Anfang eines dringend notwendigen Paradigmenwechsels sein kann, um jahrzehntelange Versäumnisse in Bezug auf Barrierefreiheit in Deutschland aufzuholen, und hoffte auf entsprechende Taten, die den Worten folgen.