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Envision Glasses – Neues Hilfsmittel für blinde und stark sehbehinderte Menschen

von Christian Schulte

Bei unsrer letzten Telefonkonferenz am 19.03.21 ab 19:00 Uhr gab es neben dem persönlichen Austausch, Fragen der (neu)Betroffenen und der Bekanntgabe von aktuellen Infos erstmals auch einen Vortrag mit anschließender Fragerunde. Manfred Jaklin von der Laatzener Hilfsmittelvertriebsfirma IPD Infosystem Produktion and Distribution GmbH stellte einige neue Hilfsmittel für blinde und stark sehbehinderte Menschen vor. Neben der Orcam war es vor allem Envision Glasses.

Dieses System basiert auf der künstlichen Intelligenz und ist in vielen Alltagssituationen eine gute Hilfe. Damit man die Hände frei hat, ist das Kamerasystem entweder auf einem Titanium Brillengestell oder einem Smith-Brillengestell angebracht. Letzteres ist vor allem für blinde und stark sehbehinderte Menschen empfehlenswert. Dieses Gestell hat einen seitlichen Blendschutz mit Durchlüftung und es sind eigene Gläser mit Farbschutzfilter montiert worden.

Mithilfe von Envision Glasses kann man sich Texte in 60 Sprachen vorlesen lassen, wenn die Kamera darauf zeigt. Selbst halbwegs lesbare Handschriften werden gelesen. Wichtig ist hier eine ausreichende Beleuchtung. Wenn man noch etwas Restsehvermögen hat, kann man dies natürlich besser einschätzen und auch die Texte, Schilder oder Wegweiser besser anvisieren. Auch beim Einkaufen kann dies eine gute Hilfe sein. Die gelesenen Informationen können in der Bibliothek der Envision-App gespeichert werden.

Man kann mit der Envision Glasses auch Bilder machen. Mithilfe der künstlichen Intelligenz wird einem dann jeweils geschildert, was in der Umgebung zu sehen ist. Die Funktion „Objekte erkennen“ ermöglicht es, aus einer Liste verschiedene Gegenstände auszuwählen. Wenn sie dann ins Blickfeld der Kamera kommen, erklingt ein Hinweiston. Wenn man die Funktion „Erkunden“ auswählt, werden einem alle Gegenstände und Objekte genannt, die im Blickfeld der Kamera auftauchen. So erhält man einen guten Eindruck von seiner momentanen Umgebung.

Hilfreich ist auch die Funktion „Personen suchen“: Alle Menschen, die man zuvor fotografiert und mit Namen und vielleicht ergänzenden Infos gespeichert hat werden akustisch genannt, wenn sie ins Blickfeld der Kamera treten, wie zum Beispiel: „Ihnen kommt gerade ihr Chef Herr Müller entgegen.“ Für ganz erblindete Personen ist auch die Funktion „Farberkennung“ wichtig, da sie bei der Kleidungswahl jeweils genannt bekommen, welche Farbe das Kleidungsstück hat. Wichtig ist auch hier eine gute Beleuchtung.

Man kann aber auch diverse Apps herunterladen, wie zum Beispiel die Währungserkennung. Hier werden nicht nur Euro-Scheine erkannt, sondern auch viele andere Währungen. Euro-Münzen können allerdings nicht erkannt werden. Es gibt aber auch Navigations-Apps. Mit einer guten WLAN-Verbindung kann man sich von vorher festgelegten Menschen mittels Videoanruf helfen lassen. Sie sehen dann auf ihrem Smartphone, was die Kamera der Envision Glasses gerade aufzeichnet. Manfred Jaklin sagte, dass dies hilfreich sein kann, wenn die Anzeige von Zugverbindungen im Bahnhof nicht so leicht lesbar oder weiter entfernt ist. Per GPS ist auch eine Lokalisierung möglich, wenn man sich zum Beispiel in einer fremden Stadt verlaufen hat.

Jetzt noch einige technische Details: Envision Glasses ist 20 Zentimeter lang, mit Kamerakopf 5,2 Zentimeter breit und 3 Zentimeter tief und wiegt 46 Gramm. Der Akku hat eine Laufzeit von fünf Stunden. Mit einem mitgelieferten USB-Type-C-kabel kann man ihn in 30 Minuten zu 50 Prozent aufladen. Ein Mono-Lautsprecher ist integriert. Zudem ist das Gerät wasser- und staubabweisend, kann also im Regen nass werden.

Auf meine Nachfrage sagte Manfred Jaklin, dass man diese neuartige Sehhilfe von der Krankenkasse bewilligt bekommt, wenn man gesetzlich blind ist. Dies sind alle Menschen, die auf dem besseren Auge maximal zwei Prozent Sehkraft haben. Wenn das Gesichtsfeld eingeschränkt ist, können es aber entsprechend mehr Prozent Sehkraft sein. Wichtig ist, dass man das Gerät zuvor eine Woche in seinem Alltag ausprobiert und schaut, wie gut man damit zurechtkommt und inwieweit es hilfreich ist. Schließlich ist niemandem damit geholfen, wenn es anschließend nicht genutzt wird. Aus diesem Grund sollte man zunächst einen Termin bei Manfred Jaklins Firma in Laatzen ausmachen. Die Kontaktdaten findet Ihr gleich anschließend.

Wenn Ihr mit den Envision Glasses gut zurechtkommt, solltet Ihr zu Eurer Augenärztin/Eurem Augenarzt gehen, die Sehkraft und das Gesichtsfeld testen lassen und um eine Verordnung für die Krankenkasse bitten. Ihr solltet dort auch schildern, dass Ihr gut mit dem Hilfsmittel zurechtkommt und es für Euch eine große Hilfe ist, um Euren Alltag eigenständig bewältigen zu können. Dann werdet Ihr die Envision Galsses hoffentlich bezahlt bekommen. Hier noch die Kontaktdaten von der Firma IPD. Dort könnt Ihr sicher auch die Wegschreibung erfragen.

IPD Infosystem Produktion and Distribution GmbH
Würzburger Straße 8 a
30880 Laatzen
E-Mail: post@ipd.gmbh
Webseite: www.ipd.gmbh
Telefon: (05 11) 9 36 30 90