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"Maria im Kapitol"

 

29. April 2017, ca. 30 Mitglieder der Regionalgruppe Köln

versammelten sich im Innenhof des Kreuzgangs von St.

Maria im Kapitol und warteten auf Herrn Dr. Bock, der uns

eine Führung durch den frühromanischen Kirchenbau

versprochen hatte.

St. Maria im Kapitol ist die größte der 12 romanischen

Kirchen in Köln. Der Zusatz „Kapitol“ bezieht sich auf eine

römische Tempelanlage.

Im 1. Jh. nach Christi, in der Römerzeit, wurde hier ein

Tempel für die Kapitolinische Trias „Jupiter, Juno, Minerva“,

die bedeutendsten römischen Gottheiten, gebaut. Dieser

Haupttempel der Colonia Claudia Ara Agrippinensis stand

nicht am Forum sondern auf einem Hügel oberhalb des

Rheins in der Nähe der südlichen römischen Stadtmauer

und war vom Rhein aus gut sichtbar. Er war von einem mit

Platten ausgelegten Tempelhof umgeben. Das Gebäude

hatte 4 Meter tiefe Fundamente, die von den späteren

Kirchen genutzt wurden.

Das weströmische Reich ging zu Ende, der Tempel verfiel

und im 5. Jh. eroberten die Franken Köln. Ein Hausmeier

des fränkischen Königs, Pipin der Mittlere, hielt sich ab 687

für einen längeren Zeitraum in Köln auf. Seine Frau

Plektrudis stiftete nach seinem Tod Anfang des 8. Jh. auf

den Überresten des Kapitols eine Kirche, wohlmöglich auch

einen Konvent für Frauen. Plektrudis wurde hier begraben.

Man fand den Kalksandsteinsarkophag nach dem 2.

Weltkrieg in der zerstörten Kirche. 881-882 plünderten die

Normannen Köln und brannten diese erste Kirche nieder.

Im 10. Jh. gründete der Kölner Erzbischof Bruno auf dem

Kapitolshügel für St. Maria ein Kloster und Mitte des 11. Jh.

initiierte der Erzbischof Hermann II. und seine Schwester

Ida, die Äbtissin des Klosters St. Maria, den Bau einer

neuen Kirche. Kreuzaltar und Längsschiff des Neubaus

wurden 1049 von Papst Leo IX geweiht, die Schlussweihe

erfolgte 1065.

Nach all den geschichtlichen Fakten begann die Führung

durch den großartigen dreischiffigen Kirchenbau mit dem

Chorabschluss als Dreikonchenanlage. Es handelt sich um

den frühesten abendländischen Dreikonchenchor und zitiert

die Grabeskirche in Bethlehem. Im Mittelalter schritten die

Pilger durch diesen Gang und versammelten sich in der

durch seine Größe und Höhe beeindruckenden Vierung.

Auch wir machten diesen Rundgang. Herr Dr. Bock machte

uns auf die massiven Pfeiler und Säulen mit

Würfelkapitellen im Chorumgang und Langhaus

aufmerksam. Auch in der großen Krypta, die wir

anschließend besichtigten, waren viele Würfelkapitelle zu

bewundern.

Die berühmten Holztüren von ca. 1060 sind im südlichen

Seitenschiff ausgestellt. Ursprünglich verschlossen die zwei

Türflügel das Portal der Nordkonche. 26 Reliefs zeigen

Szenen aus dem Leben Jesu. Leider konnten wir die

Holzschnitzereien nicht näher betrachten. Herr Dr. Bock

beschrieb uns einige Szenen, u.a. die Flucht der hl. Familie

nach Ägypten. Josef hat in seinem Proviantkorb einen

Kringel Blutwurst.

Der Renaissancelettner, der das Langhaus zum Chor hin

abschließt, wurde 1524 im Auftrag von 5 Kölner Patriziats-

Familien in Mechelen hergestellt. In Medaillons sind Szenen

aus der Jugendgeschichte Christi dargestellt sowie Szenen

aus dem Alten und Neuen Testament.

Der Kalksandsteinsarkophag, in dem die hl. Plektrudis

ursprünglich begraben wurde, befindet sich in der östlichen

Konche. Eine Grabplatte von 1160/70, die einen späteren

Sarg abschloss, konnten wir im Langhaus bewundern.

Herr Dr. Bock zeigte uns noch die im südlichen Seitenschiff

hängenden riesigen Knochen eines eiszeitlichen

Grönlandwales, der sich wahrscheinlich in einen Rheinarm

verirrte und dort verendete. In Köln werden sie als „Zint

Marjensrepp“ (Rippe der hl Maria) bezeichnet.

Großen Spaß hatten wir an dem hölzernen Handlauf am

Eingang zur Kirche. Er stellt einen langen Schlangenkörper

dar mit dem Schlangenkopf am oberen Ende. Die Schlange

verschlingt gerade eine Maus, deren Körper noch zur Hälfte

aus dem „Maul“ der Schlange herausragt.

Nach über 2 Stunden und nachdem wir noch das

Dreikönigspförtchen hinter St. Maria im Kapitol besichtigt

hatten, bedankten wir uns bei Herrn Dr. Bock für die

interessante und detailreiche Führung und trafen uns

erschöpft bei „dr Tant“.

Von Anne Weber