Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol ändern.

Zum Inhalt springen

Auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach reisten Mitglieder der RG Köln für vier Tage in die Bundeshauptstadt

Foto des Bundesadlers am Eingang zum Bundesministerium für Gesundheit
Der Bundesadler am Eingang zum Bundesministerium für Gesundheit

Auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und des Bundespresseamtes haben Mitglieder der PRO RETINA Regionalgruppe Köln vom 17. bis zum 20. Juli 2023 interessante und spannende Tage in Berlin verlebt. Es war ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt worden. Stadtführer Christian betreute uns fürsorglich und versorgte uns humorvoll mit vielen Informationen. Unser Busfahrer Uwe brachte uns immer pünktlich und sicher zu den Terminen.

Montag 17. Juli 2023

Bis 9:00 Uhr trudelten 35 gut gelaunte Menschen mit Sehbehinderung, Blinde und deren Begleiter am Kölner Hauptbahnhof ein. Bald setzte sich die große Gruppe (zu den Reisenden der PRO RETINA gesellten sich noch einige Mitglieder aus dem Wahlkreis von Prof. Lauterbach) unter Leitung von Frau Shari Zöller in Bewegung und begab sich auf Gleis 2. Mit Hilfe von Mitarbeitern der DB war der Einstieg bald geschafft und die Reise in die Bundeshauptstadt begann. Mit nur einer halben Stunde Verspätung erreichten wir den Berliner Hauptbahnhof und wurden direkt zum Bundestag gebracht.
Vor dem Bundestag auf dem Platz der Republik steht ein 28,5 m hoher Fahnenmast, an dem die „Flagge der Einheit“, eine 60 qm große Deutschlandfahne jeden Tag 24 Stunden lang weht.

Bild des Bundesadlers im Plenarsaal des deutschen Bundestages
Der Bundesadler im Plenarsaal des deutschen Bundestages

Auf der Tribüne im Plenarsaal erhielten wir viele Informationen. Hier sind nur einige Stichworte genannt: Wahl/Abstimmung, Redezeiten, drei Regierungsgewalten (Legislative, Exekutive und Judikative) und die fünf ständigen Verfassungsorgane. Diese sind der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Deutsche Bundestag mit der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der Bundesrat mit Bundesratspräsident Peter Tschentscher, die Bundesregierung mit Bundeskanzler Olaf Scholz und das Bundesverfassungsgericht mit dem Präsidenten Prof. Dr. Stephan Harbarth. Es gibt also 4 Präsidenten und nur einen Kanzler.
Nach soviel „Input“ ging es auf das Dach des Reichstages und natürlich haben wir die Kuppel begangen und tolle Ausblicke zu allen Seiten genossen. Es ist sicher nicht ganz falsch, bei unserer Gruppe von Sehbehinderten und Blinden von „Ausblicken“ zu sprechen. Wie so oft haben die sehenden Begleiter den anderen durch ihre Beschreibungen und Erläuterungen zumindest Eindrücke verschafft. Wer wollte, konnte sich einen kostenlosen Audioguide ausleihen.
Nach dem Besuch im und auf dem Reichstag brachte uns der Bus zu unserem Hotel in der Nähe des Potsdamer Platzes. Es erfolgten Zimmerbezug und schon bald gab es ein leckeres Abendessen … und die wohlverdiente Nachtruhe.

Dienstag, 18. Juli 2023

Gut ausgeschlafen und frisch gestärkt begann der zweite Tag unserer Reise mit dem Besuch der Dauerausstellung „Wege, Irrwege, Umwege - Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland" im Deutschen Dom auf dem Gendarmenmarkt. Auf fünf Etagen werden alle wichtigen Etappen zur Entstehung, Entwicklung und Festigung des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet.
Anmerkung: Die Bezeichnung „Dom" stiftet hier aber Verwirrung, denn das Gebäude hatte nie eine kirchliche Funktion.
Dieser eigentlich wunderbare Platz ist eine einzige riesige Baustelle. Ein unterirdisches System soll zukünftig Regenwasser reinigen,  speichern und bei Starkregen helfen, örtliche Überschwemmungen zu vermeiden. Zudem soll der Platz barrierefrei werden.

Am frühen Nachmittag brachte uns der Bus pünktlich zur Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Drei Damen führten uns in Gruppen durch die sehr interessante Ausstellung „Einblick ins Geheime. Ausstellung zum Stasi-Unterlagen-Archiv“. Wir erhielten Informationen zum Archiv (111 Kilometer Regale voller Akten, mehr als 1,8 Millionen Fotos sowie rund 30.000 Film- und Tondokumente). Im Kartensystem werden rund 41 Millionen Karteikarten aufbewahrt, die auch heute noch für die Recherche in den Stasi-Unterlagen eine Schlüsselfunktion darstellen. Es war nicht nur sehr warm in diesem Haus 7 der Stasi-Zentrale, sondern auch ziemlich bedrückend.

Nach diesem Besuch begann die Stadtrundfahrt unter politischen Gesichtspunkten. Wir erhielten viele Eindrücke von der ehemals geteilten Stadt. Nur einige Stationen können aufgezählt werden:
— Eastside-Gallery mit dem sozialistischen Bruderkuss der alten Männer
— Alexanderplatz mit dem 368 Meter hohen Fernsehturm, dem höchsten Gebäude Deutschlands, dem Roten Rathaus, dem Sitz des Berliner Senats und der Marienkirche, der ältesten noch sakral genutzten städtischen Pfarrkirche Berlins
— Prachtboulevard „Unter den Linden“ vom Brandenburger Tor bis zur Schloßbrücke mit dem Humboldtforum im Stadtschloß, mit der zentralen Gedenkstätte „Neue Wache“ für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, mit der russischen Botschaft, mit der Humboldt-Universität, mit der Berliner „Filiale“ von Madame Tussauds
— Parlaments- und Regierungsviertel mit dem Reichstag und dem Bundeskanzleramt, mit dem Paul-Löbe-Haus, in dem die Ausschüsse des Bundestages untergebracht sind, mit der Residenz des Bundespräsidenten in Schloß Bellevue und vielen Botschaften
— Breitscheidplatz mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, im Berliner Volksmund sind das achteckige Kirchenschiff und der neue Glockenturm auch unter dem Ausdruck „Lippenstift und Puderdose“ geläufig und die Turmruine wird auch „Hohler Zahn“ genannt. Natürlich ist der furchtbare Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 in der Erinnerung aller Mitfahrenden verankert.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer genießen den Ausklang eines ereignisreichen Tages im Innenhof des Hotels
Teilnehmerinnen und Teilnehmer genießen den Ausklang eines ereignisreichen Tages im Innenhof des Hotels

— Kurfürstendamm mit zahlreichen Modeketten, Shopping-Malls wie unter anderem Bikini Berlin, mit Schmuckgeschäften, Luxusboutiquen und Kaufhäusern wie Galeria, Europa-Center und KaDeWe
Auch hier erzählte Christian wieder viel aus der Geschichte und auch Geschichtchen, so dass die Zeit wie im Flug verging.
Tipp: Mittags ab 13:00 Uhr kann man in der Nordischen Botschaft gut zu annehmbaren Preisen essen.
Nach dem Abendessen im Paulaner Wirtshaus saßen noch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im ruhigen Innenhof unseres Hotels und ließen diesen ereignisreichen Tag Revue passieren.

 

Mittwoch 19. Juli 2023

Nach einem guten Frühstück brachte uns der Bus zu unserem Termin im Gesundheitsministerium.
Der Gesundheitsminister meldete sich mit kurzem Videogruß aus seinem Urlaub. Seine ihn vertretenden Mitarbeiter berichteten ausführlich über die Arbeitsweise im Ministerium und über einige der laufenden Projekte.
Im Anschluss daran folgte eine lebhafte und auch kritische Diskussion. Einige Themen werden hier genannt:
— Krankenhausreform
— Medikamentenmangel
— Digitalisierung
— Erwartung, dass seltene Erkrankungen (Fokus natürlich auf Augenerkrankungen) stärker beachtet werden.
— Sterbehilfe
— Transplantationsmedizin
— Überarbeitung der Ausbildungs- und Studienordnungen

Die Kölner Reisegruppe vor der Pressewand im Bundesgesundheitsministerium
Die Kölner Reisegruppe vor der Pressewand im Bundesgesundheitsministerium


Nach dem obligatorischen Gruppenbild wurden wir zum nächsten Programmpunkt gebracht.

Im Jüdischen Museum Berlin im Stadtteil Kreuzberg konnte sich jeder Mitreisende innerhalb von 2 Stunden gegebenenfalls mit einem Audioguide einen Eindruck von der Dauerausstellung machen. Nicht nur die Ausstellung, die durch die 1700-jährige jüdische Geschichte und die Kultur in Deutschland führt, erwies sich als sehr eindrucksvoll dargestellt. Auch die Kombination der Museumsgebäude aus dem barockem Altbau und dem Neubau, der  nach Entwürfen des US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind erbaut und im Jahr 2001 fertig gestellt wurde, machen einen erneuten Besuch nötig. Zum Museum gehören noch eine Gartenanlage aus den 1980er Jahren und der Garten des Exils mit 49 quadratischen Stelen, die auf einer schrägen Ebene stehen.

Bestandteil der Informationsreise war natürlich auch die Versorgung der Gruppe mit Mittag- und Abendessen, im Hotel oder in einem italienischen oder chinesischen Restaurant. Es war schon eine bemerkenswerte Leistung der Restaurants die circa 50 Teilnehmer in 90 Minuten „abzufüttern“. Wer allerdings auf die Idee kam, einer Gruppe von sehbehinderten und blinden Menschen Schweinshaxe am Knochen auf viel zu kleinen Tellern zu servieren, war nicht herauszufinden. So geschehen im Paulaner Wirtshaus am Potsdamer Platz.

Unser Fremdenführer Christian erklärte, dass jeder Abgeordnete drei mal pro Jahr bis zu 50 Personen zu einer ähnlichen Informationsfahrt einladen kann. Es ist ein nicht zu verachtender Wirtschaftsfaktor für Hotels, Gastronomie und Busunternehmen und eine große Aufgabe für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Nach einem späten Mittagessen brachte uns Uwe mit dem Bus bis in die Nähe des Nikolaiviertels. Von hier aus konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Rest des Tages in Eigenregie gestalten und zum Hotel zurückkehren.

Donnerstag 20. Juli 2023

Auch dieser Tag begann mit dem gewohnt guten Frühstück. Und dann kam die Nachricht aus diversen Apps: der ICE nach Köln fällt aus. Die nächste Information war dann, dass ein Ersatzzug eingesetzt wird und die Platzreservierungen ungültig waren. Unsere Reiseleitung Frau Zöller und Christian, nicht zuletzt die Mitarbeiter am Berliner Bahnhof Ost sorgten dafür, dass unsere Gruppe den Zug erreichte und alle einen Sitzplatz bekamen.
Danach erfolgte die Rückfahrt problemlos. Am Kölner Hauptbahnhof  löse sich die Reisegruppe auf.
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer wird diese mit Informationen und Erlebnissen gefüllten Tage im Gedächtnis behalten und sich gerne daran erinnern. Eine wertvolle Erfahrung wird sicher sein, Menschen näher kennengelernt zu haben, die auch mit einer Augenerkrankung leben müssen ….. und trotzdem das Lachen nicht verlernt haben und aktiv am Leben teilnehmen.

(Text: Margarete Schulte,
Fotos: Charlotte Brückner, Margarete Schulte)