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VW Käfer
Ein schwarzer VW Käfer scheint einem entgegen zu kommen. Die großen Scheinwerfer, rechts und links von der runden Motorhaube, schauen einen an. Darunter, wie ein feines Lächeln, die chromblitzende Stoßstange. (Foto: Carsten Schmeißer)

Wenn man seine persönlichen Erinnerungen im Museum wiederfindet

Köln, August 2024: Am 21. August lud das Team der Regionalgruppe Köln, als Dankeschön, seine Sponsoren und freiwilligen Helfer zu einer Führung ins Haus der Geschichte in Bonn ein. So manches Ausstellungsstück war einem noch aus der eigenen Jugend bekannt. Anekdoten wurden erinnert und in lebhaften Gesprächen ausgetauscht.

Die Zeitreise begann mit der „Stunde null“ 1945. Sinnbild war ein Armee-Jeep, mit dem weißen Stern der US-Streitkräfte auf der Motorhaube. Zumindest von alten Aufnahmen her kannte man die GI’s, die aus so einem Jeep heraus Kindern Schokolade oder Kaugummi gaben.

Ein paar Schritte weiter stand eine Lore, voll mit Schutt. Sie erinnerte an die in Trümmern liegenden deutschen Städte. Wir lernten, dass die Erzählung von den tatkräftigen Trümmerfrauen leider ein Mythos ist. Jedenfalls als Massenphänomen. Ohne schweres Gerät wäre das Aufräumen gar nicht möglich gewesen.

1948 kündigte sich der kalte Krieg an. Ein Jahr lang war West-Berlin abgeriegelt und wurde von der amerikanischen und englischen Luftwaffe über die Luftbrücke versorgt. Dafür stand ein Stück aus dem Rumpf eines Rosinenbombers. Wirklich groß, aus heutiger Sicht, war der Frachtraum nicht. Umso größer der Respekt vor der Leistung aller Beteiligten.

Die deutsche Teilung wurde symbolisiert durch ein Gittergeflecht in der Mitte des Rundwegs. Am 17. Juni 1953 kam es zum Volksaufstand in der DDR. Für die Niederschlagung stand drohend der vordere Teil eines russischen T34-Panzers. Er mahnt auch daran, dass die Geschichte 36 Jahre später ganz anders hätte ausgehen können. Deutschland hatte 1989 auch Glück gehabt!

Bei so viel Geschichte musste man sich erst einmal hinsetzen. Mehrere Reihen aus Klappstühlen kamen gerade recht. War das eine Schule? Naja, in gewisser Weise schon: es war Möblierung aus dem ersten Bundestag. Die junge Bonner Republik musste Demokratie noch lernen.

Neben der großen Politik gab es auch noch das normale Leben. Im Westen hieß das Konsum und  beginnende Massenmotorisierung. Dafür standen der Messerschmitt Kabinen Roller, die NSU Lambretta und, natürlich, der VW-Käfer! Hier eines der frühen Exemplare, noch mit so genanntem Brezel-Fenster im Heck und Winkern an der Seite, als Fahrtrichtungsanzeiger. Kein anderes Produkt steht so sehr für das westdeutsche Wirtschaftswunder. Er stand auf einer nach oben führenden Schräge, um den Wirtschaftsaufschwung (es geht bergauf) zu verdeutlichen und andererseits als Symbol für eine Verladerampe. Wurde der Käfer doch in alle Welt verschifft. Für das Lebensgefühl der Jugend standen die Mode und eine Jukebox.

Für die DDR stehen unter anderem der Trabbi und für den Erfindungsreichtum der Bevölkerung, in der immer wieder auch Mangelwirtschaft, ein Rasenmäher Marke Eigenbau. Das Schneidwerk wurde auf das Untergestell eines Kinderwagens montiert, der Motor und die Steuerung kamen von einem weiteren Gerät. Das ist Kreativität!

Ach, es gab noch so viel zu sehen. Jedes einzelne Stück wäre eines eigenen Buches würdig: warum ist das SPD-Wahlplakat in blau gehalten? Weil sie sich 1959 mit ihrem Godesberger-Programm vom Sozialismus verabschiedet hat und nicht mit den Kommunisten verwechselt werden wollte. Erst in den 1970er Jahren kehrte sie zur angestammten Farbe zurück. Oder der Wasserwerfer auf einem Polizei LKW, oder der VW-Bulli als Hippie-Bus. Bedrückend war noch mal der Vereinzelungsdurchgang für die Passkontrolle, vom Grenzübergang Berlin-Friedrichstraße.

Endlich 1989, Mauerfall und ein Jahr später die deutsche Wiedervereinigung. Unscheinbar und beinah übersehen: der 4+2 Vertrag, der die Basis dafür bildete, und der Vereinigungsvertrag zwischen BRD und DDR, jeweils im Faksimile.

Geschichte endet nicht. Dafür stand das kleine, offene Fischerboot, mit dem völlig überladen, Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gekommen waren. Das Boot stand vor wenigen Jahren mehrere Wochen zur Mahnung vor dem Kölner Dom.

Die Eindrücke zu den vielen Exponaten und der sehr informativen Führung mussten erst einmal verdaut werden. Das geschah am besten im Museumscafé bei lebhaften Gesprächen neben Kaffee und  Kuchen!

Carsten Schmeißer