Möchten Sie die Darstellung der Website ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen?
Die Einstellungen können Sie auch später noch über das Symbol ändern.

Zum Inhalt springen
Das Foto zeigt Dr. Winfried Bröckelmann, Sprecher der Seniorenvertretung Köln-Innenstadt
Das Foto zeigt Dr. Winfried Bröckelmann, Sprecher der Seniorenvertretung Köln-Innenstadt (Foto: Carsten Schmeisser)
Das Foto zeigt Raphael Netolitzky von der Hilfsmittelberatung Eye t 4 u
Das Foto zeigt Raphael Netolitzky von der Hilfsmittelberatung Eye t 4 u (Foto: Carsten Schmeisser)

Köln, 24.08.2024. Circa 50 Mitglieder unserer Regionalgruppe trafen sich Ende August in der Aula des Ursulienen Gymnasiums. Gerdi Hugoth hatte ein vielseitiges Programm zusammengestellt und führte in Vertretung von Ute Palm durch die Veranstaltung. Frau Palm schickte herzliche Grüße von ihrem Krankenlager. Wir wünschen ihr an dieser Stelle weiterhin beste Genesung.

Seniorenvertretung Köln-Innenstadt

Im ersten Vortrag stellte Herr Dr. Winfried Bröckelmann, der Leiter der Seniorenvertretung Köln-Innenstadt, deren Arbeit vor. Alle fünf Jahre wählen die über 60-jährigen Bewohner des Viertels fünf Vertreter in das Gremium. Derzeit sind 24000 Menschen wahlberechtigt. Die Aufgabe der Interessenvertretung ist, die Belange von Senioren und Seniorinnen gegenüber der lokalen Politik zu vertreten. Die Hauptthemen sind:

1.   Wohnen: Wohnraum ist knapp und teuer. Ältere Menschen wollen möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben. Aber, vielleicht ist die Wohnung längst zu groß und deren Pflege sehr mühsam geworden? Wie kann ein Wohnungstausch organisiert werden, ohne dass für eine kleinere Wohnung mehr Miete gezahlt werden muss?

2.   Pflege: Die Situation in der Innenstadt ist besser als in anderen Stadtvierteln. Dennoch ist die Versorgung mit stationären Pflegeplätzen, wie auch mit Plätzen in der Tagespflege, nicht zufriedenstellend.

3.   Öffentlicher Raum: Er ist knapp. Die Ansprüche von Fußgängern konkurrieren mit denen von Rad- und E-Roller-Fahrern, aber auch mit denen der Außengastronomie und denen des ruhenden Verkehrs. Es wurde bereits erreicht, dass, zumindest straßeneinheitlich, Tische und Stühle der Gastronomie auf dem Trottoir entweder nur hausseitig oder nur straßenseitig aufgestellt werden dürfen. Damit reduziert sich ein Slalom-Laufen auf dem Gehsteig. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist jedoch oft leider nicht gegeben.

4.   Mobilität: Dieses Thema ist eng mit dem öffentlichen Raum verknüpft. Mangelnde Barrierefreiheit, beispielsweise durch Baustellen, schränkt die Mobilität von Menschen mit Behinderung massiv ein. Bei Missständen sollte sich niemand scheuen, aktiv zu werden und seine zuständige Seniorenvertretung oder den Behindertenbeauftragten der Stadt anzusprechen oder auch einen Bürger-Antrag an seine Bezirksvertretung zu stellen. Zusätzlich gibt es in Köln seit zwei Jahren einen Fußverkehrsbeauftragten.

5.   Klima: Die Innenstadt ist hoch versiegelt. Die Temperatur dort ist bis zu 4° C höher als außerhalb der Stadt. Für Teile der Innenstadt wird eine Studie erstellt zu den Fragen: wo befinden sich Sitzplätze im öffentlichen Raum, wo gibt es zu trinken und wo gibt es Schatten? Grundsätzliches Ziel ist eine Entsiegelung des Stadtraumes und die Schaffung von Luftschneisen. Als Teil des Hitze-Aktionsplans der Stadt Köln sollen alle Menschen über 80 Jahren angeschrieben werden, um abzufragen, wer von Ihnen Hilfe braucht.

Hilfsmittelberatung Eye t 4 u

Als nächster Redner stellte Raphael Netolitzky sein Unternehmen „Eye t 4 u“ vor. Er berät bei der Auswahl von einzelnen Hilfsmitteln bis hin zur Komplettausstattung, sei es für das private Leben, sei es für Schule und Ausbildung oder Beruf. Herr Netolitzky berät Hersteller unabhängig. Da er selber sehbehindert ist, versteht er einerseits die Situation Betroffener und hat andererseits alle von ihm angebotenen Hilfsmittel selber getestet, ob sie die versprochene Leistung überhaupt erbringen.

Wird ein Hilfsmittel von der Krankenkasse genehmigt, dann kümmert er sich um die Lieferung und schult den Anwender ausführlich in der Bedienung des Geräts. Wird ein Antrag abgelehnt, unterstützt er bei der Formulierung eines Widerspruchs. Er wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass er dabei keine Rechtsberatung vornehmen kann. Krankenkassen prüfen einen Hilfsmittelantrag immer auf folgende Kriterien: ist überhaupt ein Bedarf vorhanden, ist das Gerät dafür zweckmäßig und ist die Anschaffung wirtschaftlich? Genügt ein genehmigtes Gerät zwar diesen allgemeinen Anforderungen, nicht aber den speziellen eigenen, kann es sinnvoll sein, den Differenzbetrag für ein wertigeres Gerät selber zu tragen. Zwar behält die Krankenkasse das Eigentum an so einem Gerät, wird es aber so gut wie nie zurück verlangen. Nach fünf Jahren ist für ein zwischenzeitlich defektes Gerät eine Neuversorgung möglich.

Leben mit trockener AMD

Als letzte Rednerin des Nachmittags ließ uns Gerdi Hugoth an ihrem Leben mit trockener AMD teilhaben. Sie berichtete von der Diagnose, wie sie diese anfangs nicht wahrhaben wollte, bis erste Symptome auftraten, von der Verzweiflung über den langsamen Verlust ihres Sehens, dann aber auch darüber, wie sie ihr Schicksal annahm und wieder Kraft für ein aktives und selbstbestimmtes Leben schöpfen konnte. Auf ihre bekannte direkte Art vorgetragen, berührte ihr Erfahrungsbericht und gleichzeitig ließ ihr trockener Humor die Zuhörer immer wieder lachen. Viele im Publikum haben wohl ähnliche Erfahrungen gemacht und verstanden sehr gut, wovon Gerdi Hugoth sprach.

Vordergründig ist es die Geschichte eines Verlustes. Tatsächlich aber ist es eine stille Heldengeschichte, die Gerdi Hugoth lebt, so, wie jeder andere selbst Betroffene auch. Es ist die Geschichte eines immer wieder „und dennoch!“, obwohl es unklar ist, wie das Leben weitergeht, „und dennoch!“. Obwohl jeder Tag vielleicht mehr Kraft kostet, als man zu haben glaubt, „und dennoch!“. Das verdient höchsten Respekt!

So waren wieder mal viele interessante Themen angesprochen worden, die im Anschluss in angeregten Gesprächen weiter diskutiert wurden.

Hinweise und Kontaktdaten:

* Zur einfachen Meldung von Schäden oder Mängeln im öffentlichen Raum:

       - Smartphone-App: Mängelmelder

       - Auf der Internetseite der Stadt Köln „Sag’s uns“

         https://sags-uns.stadt-koeln.de/

* Seniorenvertretung Köln-Innenstadt:

  Homepage: www.senioren-innenstadt.de

  Email: info@senioren-innenstadt.de

*  Raphael Netolitzky:

  Telefon 02237 6034888

  Email: raphael.netolitzky@eyet4u.eu