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„Tod und Teufel“ in Köln
Köln, 27.11.2024. Gerdi Hugoth gelang mal wieder ein Coup: sie organisierte eine Buchlesung im Citykirchenzentrum, hinter der Antoniter Kirche, mit Günter Leitner, Kunsthistoriker und langjähriger Kölner Stadtführer. Für zwei Stunden nahm Herr Leitner die Zuhörer mit in die frühe Zeit des Dombaus zu Köln, in der Frank Schätzing seinen Mittelalterkrimi spielen lässt. Darüber hinaus erläuterte Herr Leitner, wie immer kenntnisreich und unterhaltend, zusätzlich den historischen Kontext, den Frank Schätzing sehr gut recherchiert hatte und in denen er seine fiktive Kriminalgeschichte einbettete.
Also, September 1260, Hochmittelalter: der Stauferkaiser Friedrich II. war 10 Jahre tot, eine neue Regentschaft hatte sich noch nicht gefestigt. Zusätzlich rangen Adel und Klerus weiter um den Vorrang. Der Kölner Erzbischof, Konrad von Hochstaden, ließ zwölf Jahre zuvor den Grundstein zum Kölner Dom legen, um den Reliquien der Heiligen Drei Könige ein würdiges Haus zu bauen. Köln war Pilgerziel, Handelsmetropole und große Baustelle. Die Stadt wimmelte von Klerikern, Kaufleuten, Handwerkern, Bauern und fahrendem Volk. Die politische Macht lag bei einer Handvoll Patrizier Familien, allen voran der Familie Overstolz. Das wollte der Erzbischof ändern und entzog den Patriziern ihre politischen Ämter.
Vor diesem historischen Hintergrund entwickelt Frank Schätzing eine spannende Kriminalgeschichte: die Patrizier beschließen, den Erzbischof zu ermorden. Der Dombaumeister Gerhard wird Zeuge des Komplotts und muss daher sterben. Eines nachts stürzt er von einem Baugerüst am Dom in die Tiefe. War es ein Unfall? Der Herumtreiber und Dieb, Jacop der Fuchs, wird zufällig Zeuge des Vorgangs und sah, dass Gerhard gestoßen wurde. Umgekehrt wurde auch Jacop vom Täter bemerkt. Der Beginn einer tagelangen Verfolgungsjagd.
Schätzing verwebt seine fiktive Kriminalgeschichte mit historischen Motiven. Beispielsweise dem Kampf der reichen Patrizier mit der Kirche um die politische Vorherrschaft in einer der damals größten Städte nördlich der Alpen. Die Internationalität der mittelalterlichen Gesellschaft wird anhand des gedungenen Mörders dargestellt, der ursprünglich ein schottische Adliger war. Er hatte sich Jahre vorher dem Kreuzzug des französischen Königs, Ludwig dem Heiligen, angeschlossen und kam traumatisiert zurück. Erst dadurch konnte er zum Mörder werden. Auch der Kinder-Kreuzzug findet Erwähnung, der in Köln seinen Ursprung hatte. Erreichte ein Kind überhaupt das Mittelmeer bei Genua, so wurde es dort in die Sklaverei verkauft. Das ist wahrscheinlich der Ursprung der Sage vom „Rattenfänger von Hameln“.
Auch jede Zeitreise geht einmal zu Ende und die Zuhörer fanden sich alle wieder im Hier und Jetzt. Nur beim nächsten Dom-Besuch wird der Eine oder die Andere vielleicht genauer überlegen, wo wohl der nächtliche Obstgarten stand, in dem Jacop der Fuchs vom verbotenen Apfel der Erkenntnis naschte?
Den Roman ist als Hörbuch in der DZB erhältlich, Katalog-Nummer: 12571. Frank Schätzing hat 2024 eine Fortsetzung seiner Geschichte um Jacop den Fuchs, unter dem Titel „Helden“, veröffentlicht. In der DZB zu beziehen unter der Katalog-Nummer: 66863.
(Carsten Schmeißer)