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Workshop Seide im Museum für Ostasiatische Kunst Von Sandra Moqaddem

Workshop Seide im Museum für Ostasiatische Kunst

Von Sandra Moqaddem

Am 12. November konnten wir in einer kleinen Gruppe am Workshop

"Seide" teilnehmen. Walter Bruno Brix vom Museum für Ostasiatische Kunst

Köln führte uns zunächst durch die aktuelle Ausstellung "Goldene Impressionen - Japanische Malerei 1400 - 1900". Seine anschaulichen und detailreichen Schilderungen ließen in uns die Kompositionen, Farben und Bilder erwachen. Vergleichbar zu den biblischen Pergamentrollen waren in Japan zu der Zeit ähnliche Rollen üblich, jedoch werden hier nicht wie bei der westlichen Papierherstellung heute die Holzfasern fein zerhäckselt, sondern nur die Leitungsbahnen verwendet, was das Papier wesentlich haltbarer macht.

Rollbilder waren beispielsweise in Tempeln oder bei reichen Bürgern üblich. Zu bestimmten Anlässen oder zu Ehren der Gäste konnten sie hervorgeholt und gelesen werden, indem man die Rolle Stück für Stück ausrollte und las. Sehr oft waren, vergleichbar mit unseren mittelalterlichen Buchmalereien, die Texte mit kostbaren Illustrationen versehen, die den Inhalt auch für jene, die des Schreibens und Lesens nicht kundig waren, verdeutlichten. Die Perspektive ist nicht die uns seit der Renaissance bekannte Zentralperspektive (oder vorher

Parallelperspektive), das wäre den Japanern zu einseitig gewesen.

Vielmehr versuchen sie die Realität einzufangen oder nachzubilden, so

wie sie sich dem Betrachter darstellt, der mit den Augen in seiner

Umgebung verweilt, mal hierhin und mal dorthin springt, Details aufgreift oder wieder in das Große Weite abschweift. So kann es also durchaus sein, dass in der Illustration Dinge von links, mal von rechts gezeigt werden; man das Gefühl hat, von oben auf die Szene drauf zu schauen oder verschiedene Dinge in gleicher Größe übereinander gestaffelt sind. Farben waren entweder haltbare Erdpigmente oder Pflanzenfarben, die nun im Laufe der Zeit verblasst sind, Tusche und

auch Gold. Der Untergrund war Papier oder Seide konnte auf Papier

aufgespannt werden. Manche Arbeiten haben auch eine Seideneinfassung als

Passepartout.

Auch die Hängebilder wurden den jahreszeitlichen Anlässen entsprechend oder zu Ehren der Gäste aufgehängt, waren also nur kurzzeitig sichtbar und konnten danach - wie die Rollbilder auch - platzsparend in Behälter eingerollt und weggeräumt werden, was sicher durch den Lichtschutz auch die Haltbarkeit der Arbeiten erhöhte und den Innenraum in der Gestaltung flexibler machte. Im Gegensatz zu unseren Gepflogenheiten: Wenn ein Gobelin oder Ölbild dann einmal hing, hing es auf Dauer.

Auf den Rollbildern waren eher höfische Szenen zu sehen. Geishas - je älter die Dame, desto dunkler der Kimono. Männliche junge Schauspieler oder auch Kurtisanen, die sich einer langen Pfeife bedienten, auf die sie sich sogar stützen konnten. Die Portugiesen hatten das Pfeiferauchen nach Japan gebracht. Es existierte eine Art Geheimsprache, man erinnert sich an die französischen Literatursalons und "la carte de tendre". So konnte die Kurtisane durch die Art des Gebrauchs ihrer Pfeife signalisieren, ob ihr (oder wer ihr als)

Kundschaft genehm war oder nicht. Auf einer Darstellung war eine Person

zu sehen, die eine Spießlaute spielte. Diese war mit Katzenhaut

bespannt, kam ursprünglich aus China, wo sie aus Schlangenhaut gefertigt

üblich war.

Am Hofe lebten alle gemeinsam in großen Hallen. Dann

war die Idee der Stellwände geboren, um flexibel Zimmer unterteilen und

Privatsphäre gewährleisten zu können. Diese Stellwände waren mit Papier

bespannte Holzrahmen, die oben und unten in Holzleisten eingefasst

waren, die seitlich in die Wände verschraubt wurden. Wir standen vor

einem vielleicht zwei Meter hohen und sechs Meter breiten Exemplar,

monochrom in Tusche gehalten. Es waren verschiedene Farbabstufen in

Schwarz und verschiedenen Grautönen zu sehen. Drachen waren abgebildet.

Dann standen wir vor einer farbigen und auch mit Gold bemalten Stellwand -

oder vielmehr Schiebetür -, die eine Festprozession aus Kyoto zeigte.

Der Pestumzug wird dort heute noch durchgeführt. Auch hier konnte sich

das Auge wieder in vielen Einzelheiten und Details aufhalten, hierhin

und dorthin springen und beispielsweise bei dem kleinen Pagen verweilen,

der auf einem Prozessionswagen thront.

Im "Drachenraum" ließ Walter Brix verschiedene Seidentücher durch die Runde gehen.

Verschiedene Seidentücher in der Runde, darunter ein Vorhang für die Tür

So gab es Pongé - fein und weich -, Dupion mit typischen unregelmäßigen Fäden, die dadurch entstehen, dass sich durch eine Mutation bedingt zwei Raupen gleichzeitig in einen Kokon verspinnen und die dadurch entstehenden Fäden sich nicht auseinanderhaspeln lassen und mal dick, mal dünn sind. Schappseide geringerer Qualität entsteht aus Abfällen. Wildseide hat auch eine geringere Qualität, denn beim Schlüpfen werden durch Fermente Löcher in den Kokon gebracht, wodurch der einst einzeln durchgängig gesponnene Seidenfaden unterbrochen wird, was zu unterschiedlichen Dicken im Stoff bei der Verarbeitung führt. Unheimlich - die kleinen braunen Reste im Stoff sind ehemalige Raupen.

Ein Bildschirmlesegerät erfreute sich musealen Einsatzes und wir konnten in Echtfarben stark vergrößert die nterschiedlichen Strukturen der Seidenqualitäten und -webarten betrachten. Manche Stoffe hatten eine rechte und eine linke Seite.

Verschiedene Kokons machten die Runde. Währenddessen erfuhren wir, dass sich die Seidenraupen von Eichenblättern oder von Blättern des Maulbeerbaumes ernähren und unter speziellen Bedingungen gehalten werden. Wenn der Zeitpunkt der Verpuppung gekommen ist, produzieren sie - auf welche Art und Weise es

genau entsteht, um genau einen Seidenfaden mit diesen Qualitäten zu

erhalten, konnte noch nicht wissenschaftlich genau geklärt werden - in

ihrem Maul die Seide in speziellen Drüsen und umwickeln sich in bis zu

dreihunderttausend Windungen in einem Faden. Die Raupen werden

beobachtet und am Schlüpfen gehindert oder genauer gesagt vor dem

Schlüpfen abgetötet, um einen Qualitätsverlust der Seide zu vermeiden

durch Enzyme, die vor dem Schlüpfen Löcher in den Kokon bringen. Danach

wird der Faden abgewickelt - in der Fachsprache heißt das: Abhaspeln -

gereinigt und weiter verarbeitet.

Aufsehenerregend war der "Seidenschrei".

Der Seidenschrei - Walter Brix reibt ein Stück Gewebe aneinander.

Nimmt man ein Seidengewebe und reibt es dicht vor dem Ohr aneinander,

entsteht ein typisches Geräusch - eben dieser Seidenschrei.

Auch wir entdeckten, wie sich der Seidenschrei anhört.

Damen konnte man hören, wenn sie sich in kostbaren Seidengewändern näherten.

Genauso unerwartet war für uns, dass Seidengewebe dicht und schwer sein kann

wie bei dem Obi-Gürtel, mit dem Kimonos hinten geknotet gegürtelt werden, in der Taille bis unter das Brustbein reichend. Er kann durchaus aus Seidenbrokat und sehr teuer sein.

Die Struktur des Obi-Gürtels am Bildschirmlesegerät.

Während wir gedrehte Goldfasern für Brokat verwenden, ist es in Japan

üblich, Goldfasern platt einzubringen, also nicht zu drehen, was eine

andere Reflexion hervorruft. Es können sogar Papierstreifen verwendet

werden. Auch ein Sari aus Indien ging durch die Runde. Dann gab es Darstellung auf Seide mit den hundert Knaben.

Das Tuch der hundert Knaben.

Auch hier konnte das Auge wieder bei allen Details verweilen und sich hier und da eine Szene aus dem Ganzen herauspicken. Wir waren verwundert darüber, wie man Handarbeit mit kleinen Stichen in solch einer winzigen Größe bewerkstelligen konnte - und die Gesichter der Knaben hatten sogar persönlichen Ausdruck! Das Bildschirmlesegerät lief zu Topform auf und wir konnten Musikantengruppen, Löwen, Wasserträger und alle möglichen Alltagszenen betrachten.

Details am Bildschirmlesegerät: Wasserträger auf dem Tuch

Ein weiterer Höhepunkt und krönender Abschluss des Workshops waren zwei Hochzeitskimonos, die die Damen anprobieren konnten. Sie waren hochwertig verarbeitet, so dass der Rapport der Ärmel sich ohne Unterbrechungen auf dem Rücken wiederfindet. Unten gab es einen dicken wattierten Saum, der gewährleistete, dass der Kimono nach unten schön fiel. Auf einem beigegoldenen Kimono waren erhaben goldene Fächer dargestellt, auf einem roten ein stilisierter Vogel etwa in Form eines Kranichs.

Details cremerfarbener Kimono: erhabene Fächer in Gold und rote Bordüren

Details roter Kimono: stilisierte Kraniche in Schwarz-Weiß und Florales in Gold.

In Japan ziehen sich die Frauen während der Hochzeit des öfteren um und tragen unterschiedliche Gewänder und präsentieren sich so dem Publikum, durchaus auch mal in einem europäischen Brautkleid.

Workshop Seide im Museum für Ostasiatische Kunst
Von Sandra Moqaddem

Am 12. November konnten wir in einer kleinen Gruppe am Workshop "Seide" teilnehmen. Walter Bruno Brix vom Museum für Ostasiatische Kunst Köln führte uns zunächst durch die aktuelle Ausstellung "Goldene Impressionen - Japanische Malerei 1400 - 1900". Seine anschaulichen und detailreichen Schilderungen ließen in uns die Kompositionen, Farben und Bilder erwachen. Vergleichbar zu den biblischen Pergamentrollen waren in Japan zu der Zeit ähnliche Rollen üblich, jedoch werden hier nicht wie bei der westlichen Papierherstellung heute die Holzfasern fein zerhäckselt, sondern nur die Leitungsbahnen verwendet, was das Papier

wesentlich haltbarer macht.

Rollbilder waren beispielsweise in Tempeln oder bei reichen Bürgern

üblich. Zu bestimmten Anlässen oder zu Ehren der Gäste konnten sie

hervorgeholt und gelesen werden, indem man die Rolle Stück für Stück

ausrollte und las. Sehr oft waren, vergleichbar mit unseren

mittelalterlichen Buchmalereien, die Texte mit kostbaren Illustrationen

versehen, die den Inhalt auch für jene, die des Schreibens und Lesens

nicht kundig waren, verdeutlichten. Die Perspektive ist nicht die uns

seit der Renaissance bekannte Zentralperspektive (oder vorher

Parallelperspektive), das wäre den Japanern zu einseitig gewesen.

Vielmehr versuchen sie die Realität einzufangen oder nachzubilden, so

wie sie sich dem Betrachter darstellt, der mit den Augen in seiner

Umgebung verweilt, mal hierhin und mal dorthin springt, Details

aufgreift oder wieder in das Große Weite abschweift. So kann es also

durchaus sein, dass in der Illustration Dinge von links, mal von rechts

gezeigt werden; man das Gefühl hat, von oben auf die Szene drauf zu

schauen oder verschiedene Dinge in gleicher Größe übereinander

gestaffelt sind. Farben waren entweder haltbare Erdpigmente oder

Pflanzenfarben, die nun im Laufe der Zeit verblasst sind, Tusche und

auch Gold. Der Untergrund war Papier oder Seide konnte auf Papier

aufgespannt werden. Manche Arbeiten haben auch eine Seideneinfassung als

Passepartout.

Auch die Hängebilder wurden den jahreszeitlichen Anlässen

entsprechend oder zu Ehren der Gäste aufgehängt, waren also nur

kurzzeitig sichtbar und konnten danach - wie die Rollbilder auch -

platzsparend in Behälter eingerollt und weggeräumt werden, was sicher

durch den Lichtschutz auch die Haltbarkeit der Arbeiten erhöhte und den

Innenraum in der Gestaltung flexibler machte. Im Gegensatz zu unseren

Gepflogenheiten: Wenn ein Gobelin oder Ölbild dann einmal hing, hing es

auf Dauer.

Auf den Rollbildern waren eher höfische Szenen zu

sehen. Geishas - je älter die Dame, desto dunkler der Kimono. Männliche

junge Schauspieler oder auch Kurtisanen, die sich einer langen Pfeife

bedienten, auf die sie sich sogar stützen konnten. Die Portugiesen

hatten das Pfeiferauchen nach Japan gebracht. Es existierte eine Art

Geheimsprache, man erinnert sich an die französischen Literatursalons

und "la carte de tendre". So konnte die Kurtisane durch die Art des

Gebrauchs ihrer Pfeife signalisieren, ob ihr (oder wer ihr als)

Kundschaft genehm war oder nicht. Auf einer Darstellung war eine Person

zu sehen, die eine Spießlaute spielte. Diese war mit Katzenhaut

bespannt, kam ursprünglich aus China, wo sie aus Schlangenhaut gefertigt

üblich war.

Am Hofe lebten alle gemeinsam in großen Hallen. Dann

war die Idee der Stellwände geboren, um flexibel Zimmer unterteilen und

Privatsphäre gewährleisten zu können. Diese Stellwände waren mit Papier

bespannte Holzrahmen, die oben und unten in Holzleisten eingefasst

waren, die seitlich in die Wände verschraubt wurden. Wir standen vor

einem vielleicht zwei Meter hohen und sechs Meter breiten Exemplar,

monochrom in Tusche gehalten. Es waren verschiedene Farbabstufen in

Schwarz und verschiedenen Grautönen zu sehen. Drachen waren abgebildet.

Dann

standen wir vor einer farbigen und auch mit Gold bemalten Stellwand -

oder vielmehr Schiebetür -, die eine Festprozession aus Kyoto zeigte.

Der Pestumzug wird dort heute noch durchgeführt. Auch hier konnte sich

das Auge wieder in vielen Einzelheiten und Details aufhalten, hierhin

und dorthin springen und beispielsweise bei dem kleinen Pagen verweilen,

der auf einem Prozessionswagen thront.

Im "Drachenraum" ließ Walter Brix verschiedene Seidentücher durch die Runde gehen.

Verschiedene Seidentücher in der Runde, darunter ein Vorhang für die Tür

 

So gab es Pongé - fein und weich -, Dupion mit typischen

unregelmäßigen Fäden, die dadurch entstehen, dass sich durch eine

Mutation bedingt zwei Raupen gleichzeitig in einen Kokon verspinnen und

die dadurch entstehenden Fäden sich nicht auseinanderhaspeln lassen und

mal dick, mal dünn sind. Schappseide geringerer Qualität entsteht aus

Abfällen. Wildseide hat auch eine geringere Qualität, denn beim

Schlüpfen werden durch Fermente Löcher in den Kokon gebracht, wodurch

der einst einzeln durchgängig gesponnene Seidenfaden unterbrochen wird,

was zu unterschiedlichen Dicken im Stoff bei der Verarbeitung führt.

Unheimlich - die kleinen braunen Reste im Stoff sind ehemalige Raupen.

Ein Bildschirmlesegerät erfreute sich musealen Einsatzes und wir

konnten in Echtfarben stark vergrößert die nterschiedlichen Strukturen

der Seidenqualitäten und -webarten betrachten. Manche Stoffe hatten eine

rechte und eine linke Seite.

Verschiedene Kokons machten die

Runde. Währenddessen erfuhren wir, dass sich die Seidenraupen von

Eichenblättern oder von Blättern des Maulbeerbaumes ernähren und unter

speziellen Bedingungen gehalten werden. Wenn der Zeitpunkt der

Verpuppung gekommen ist, produzieren sie - auf welche Art und Weise es

genau entsteht, um genau einen Seidenfaden mit diesen Qualitäten zu

erhalten, konnte noch nicht wissenschaftlich genau geklärt werden - in

ihrem Maul die Seide in speziellen Drüsen und umwickeln sich in bis zu

dreihunderttausend Windungen in einem Faden. Die Raupen werden

beobachtet und am Schlüpfen gehindert oder genauer gesagt vor dem

Schlüpfen abgetötet, um einen Qualitätsverlust der Seide zu vermeiden

durch Enzyme, die vor dem Schlüpfen Löcher in den Kokon bringen. Danach

wird der Faden abgewickelt - in der Fachsprache heißt das: Abhaspeln -

gereinigt und weiter verarbeitet.

Aufsehenerregend war der "Seidenschrei".

Der Seidenschrei - Walter Brix reibt ein Stück Gewebe aneinander.

 

Nimmt man ein Seidengewebe und reibt es dicht vor dem Ohr aneinander,

entsteht ein typisches Geräusch - eben dieser Seidenschrei.

Auch wir entdeckten, wie sich der Seidenschrei anhört.

 

Damen konnte man hören, wenn sie sich in kostbaren Seidengewändern näherten.

Genauso

unerwartet war für uns, dass Seidengewebe dicht und schwer sein kann

wie bei dem Obi-Gürtel, mit dem Kimonos hinten geknotet gegürtelt

werden, in der Taille bis unter das Brustbein reichend. Er kann durchaus

aus Seidenbrokat und sehr teuer sein.

Die Struktur des Obi-Gürtels am Bildschirmlesegerät.

 

Während wir gedrehte Goldfasern für Brokat verwenden, ist es in Japan

üblich, Goldfasern platt einzubringen, also nicht zu drehen, was eine

andere Reflexion hervorruft. Es können sogar Papierstreifen verwendet

werden. Auch ein Sari aus Indien ging durch die Runde. Dann gab es

Darstellung auf Seide mit den hundert Knaben.

Das Tuch der hundert Knaben.

 

Auch hier konnte das Auge wieder bei allen Details verweilen und sich

hier und da eine Szene aus dem Ganzen herauspicken. Wir waren

verwundert darüber, wie man Handarbeit mit kleinen Stichen in solch

einer winzigen Größe bewerkstelligen konnte - und die Gesichter der

Knaben hatten sogar persönlichen Ausdruck! Das Bildschirmlesegerät lief

zu Topform auf und wir konnten Musikantengruppen, Löwen, Wasserträger

und alle möglichen Alltagszenen betrachten.

Details am Bildschirmlesegerät: Wasserträger auf dem Tuch

 

Ein weiterer Höhepunkt und krönender Abschluss des Workshops waren

zwei Hochzeitskimonos, die die Damen anprobieren konnten. Sie waren

hochwertig verarbeitet, so dass der Rapport der Ärmel sich ohne

Unterbrechungen auf dem Rücken wiederfindet. Unten gab es einen dicken

wattierten Saum, der gewährleistete, dass der Kimono nach unten schön

fiel. Auf einem beigegoldenen Kimono waren erhaben goldene Fächer

dargestellt, auf einem roten ein stilisierter Vogel etwa in Form eines

Kranichs.

Details cremerfarbener Kimono: erhabene Fächer in Gold und rote Bordüren


Details roter Kimono: stilisierte Kraniche in Schwarz-Weiß und Florales in Gold.

 

In Japan ziehen sich die Frauen während der Hochzeit des öfteren um

und tragen unterschiedliche Gewänder und präsentieren sich so dem

Publikum, durchaus auch mal in einem europäischen Brautkleid.

Workshop Seide im Museum für Ostasiatische KunstVon Sandra Moqaddem

Am 12. November konnten wir in einer kleinen Gruppe am Workshop

"Seide" teilnehmen. Walter Bruno Brix vom Museum für Ostasiatische Kunst

Köln führte uns zunächst durch die aktuelle Ausstellung "Goldene

Impressionen - Japanische Malerei 1400 - 1900". Seine anschaulichen und

detailreichen Schilderungen ließen in uns die Kompositionen, Farben und

Bilder erwachen. Vergleichbar zu den biblischen Pergamentrollen waren in

Japan zu der Zeit ähnliche Rollen üblich, jedoch werden hier nicht wie

bei der westlichen Papierherstellung heute die Holzfasern fein

zerhäckselt, sondern nur die Leitungsbahnen verwendet, was das Papier

wesentlich haltbarer macht.

Rollbilder waren beispielsweise in Tempeln oder bei reichen Bürgern

üblich. Zu bestimmten Anlässen oder zu Ehren der Gäste konnten sie

hervorgeholt und gelesen werden, indem man die Rolle Stück für Stück

ausrollte und las. Sehr oft waren, vergleichbar mit unseren

mittelalterlichen Buchmalereien, die Texte mit kostbaren Illustrationen

versehen, die den Inhalt auch für jene, die des Schreibens und Lesens

nicht kundig waren, verdeutlichten. Die Perspektive ist nicht die uns

seit der Renaissance bekannte Zentralperspektive (oder vorher

Parallelperspektive), das wäre den Japanern zu einseitig gewesen.

Vielmehr versuchen sie die Realität einzufangen oder nachzubilden, so

wie sie sich dem Betrachter darstellt, der mit den Augen in seiner

Umgebung verweilt, mal hierhin und mal dorthin springt, Details

aufgreift oder wieder in das Große Weite abschweift. So kann es also

durchaus sein, dass in der Illustration Dinge von links, mal von rechts

gezeigt werden; man das Gefühl hat, von oben auf die Szene drauf zu

schauen oder verschiedene Dinge in gleicher Größe übereinander

gestaffelt sind. Farben waren entweder haltbare Erdpigmente oder

Pflanzenfarben, die nun im Laufe der Zeit verblasst sind, Tusche und

auch Gold. Der Untergrund war Papier oder Seide konnte auf Papier

aufgespannt werden. Manche Arbeiten haben auch eine Seideneinfassung als

Passepartout.

Auch die Hängebilder wurden den jahreszeitlichen Anlässen

entsprechend oder zu Ehren der Gäste aufgehängt, waren also nur

kurzzeitig sichtbar und konnten danach - wie die Rollbilder auch -

platzsparend in Behälter eingerollt und weggeräumt werden, was sicher

durch den Lichtschutz auch die Haltbarkeit der Arbeiten erhöhte und den

Innenraum in der Gestaltung flexibler machte. Im Gegensatz zu unseren

Gepflogenheiten: Wenn ein Gobelin oder Ölbild dann einmal hing, hing es

auf Dauer.

Auf den Rollbildern waren eher höfische Szenen zu

sehen. Geishas - je älter die Dame, desto dunkler der Kimono. Männliche

junge Schauspieler oder auch Kurtisanen, die sich einer langen Pfeife

bedienten, auf die sie sich sogar stützen konnten. Die Portugiesen

hatten das Pfeiferauchen nach Japan gebracht. Es existierte eine Art

Geheimsprache, man erinnert sich an die französischen Literatursalons

und "la carte de tendre". So konnte die Kurtisane durch die Art des

Gebrauchs ihrer Pfeife signalisieren, ob ihr (oder wer ihr als)

Kundschaft genehm war oder nicht. Auf einer Darstellung war eine Person

zu sehen, die eine Spießlaute spielte. Diese war mit Katzenhaut

bespannt, kam ursprünglich aus China, wo sie aus Schlangenhaut gefertigt

üblich war.

Am Hofe lebten alle gemeinsam in großen Hallen. Dann

war die Idee der Stellwände geboren, um flexibel Zimmer unterteilen und

Privatsphäre gewährleisten zu können. Diese Stellwände waren mit Papier

bespannte Holzrahmen, die oben und unten in Holzleisten eingefasst

waren, die seitlich in die Wände verschraubt wurden. Wir standen vor

einem vielleicht zwei Meter hohen und sechs Meter breiten Exemplar,

monochrom in Tusche gehalten. Es waren verschiedene Farbabstufen in

Schwarz und verschiedenen Grautönen zu sehen. Drachen waren abgebildet.

Dann

standen wir vor einer farbigen und auch mit Gold bemalten Stellwand -

oder vielmehr Schiebetür -, die eine Festprozession aus Kyoto zeigte.

Der Pestumzug wird dort heute noch durchgeführt. Auch hier konnte sich

das Auge wieder in vielen Einzelheiten und Details aufhalten, hierhin

und dorthin springen und beispielsweise bei dem kleinen Pagen verweilen,

der auf einem Prozessionswagen thront.

Im "Drachenraum" ließ Walter Brix verschiedene Seidentücher durch die Runde gehen.

Verschiedene Seidentücher in der Runde, darunter ein Vorhang für die Tür

 

So gab es Pongé - fein und weich -, Dupion mit typischen

unregelmäßigen Fäden, die dadurch entstehen, dass sich durch eine

Mutation bedingt zwei Raupen gleichzeitig in einen Kokon verspinnen und

die dadurch entstehenden Fäden sich nicht auseinanderhaspeln lassen und

mal dick, mal dünn sind. Schappseide geringerer Qualität entsteht aus

Abfällen. Wildseide hat auch eine geringere Qualität, denn beim

Schlüpfen werden durch Fermente Löcher in den Kokon gebracht, wodurch

der einst einzeln durchgängig gesponnene Seidenfaden unterbrochen wird,

was zu unterschiedlichen Dicken im Stoff bei der Verarbeitung führt.

Unheimlich - die kleinen braunen Reste im Stoff sind ehemalige Raupen.

Ein Bildschirmlesegerät erfreute sich musealen Einsatzes und wir

konnten in Echtfarben stark vergrößert die nterschiedlichen Strukturen

der Seidenqualitäten und -webarten betrachten. Manche Stoffe hatten eine

rechte und eine linke Seite.

Verschiedene Kokons machten die

Runde. Währenddessen erfuhren wir, dass sich die Seidenraupen von

Eichenblättern oder von Blättern des Maulbeerbaumes ernähren und unter

speziellen Bedingungen gehalten werden. Wenn der Zeitpunkt der

Verpuppung gekommen ist, produzieren sie - auf welche Art und Weise es

genau entsteht, um genau einen Seidenfaden mit diesen Qualitäten zu

erhalten, konnte noch nicht wissenschaftlich genau geklärt werden - in

ihrem Maul die Seide in speziellen Drüsen und umwickeln sich in bis zu

dreihunderttausend Windungen in einem Faden. Die Raupen werden

beobachtet und am Schlüpfen gehindert oder genauer gesagt vor dem

Schlüpfen abgetötet, um einen Qualitätsverlust der Seide zu vermeiden

durch Enzyme, die vor dem Schlüpfen Löcher in den Kokon bringen. Danach

wird der Faden abgewickelt - in der Fachsprache heißt das: Abhaspeln -

gereinigt und weiter verarbeitet.

Aufsehenerregend war der "Seidenschrei".

Der Seidenschrei - Walter Brix reibt ein Stück Gewebe aneinander.

 

Nimmt man ein Seidengewebe und reibt es dicht vor dem Ohr aneinander,

entsteht ein typisches Geräusch - eben dieser Seidenschrei.

Auch wir entdeckten, wie sich der Seidenschrei anhört.

 

Damen konnte man hören, wenn sie sich in kostbaren Seidengewändern näherten.

Genauso

unerwartet war für uns, dass Seidengewebe dicht und schwer sein kann

wie bei dem Obi-Gürtel, mit dem Kimonos hinten geknotet gegürtelt

werden, in der Taille bis unter das Brustbein reichend. Er kann durchaus

aus Seidenbrokat und sehr teuer sein.

Die Struktur des Obi-Gürtels am Bildschirmlesegerät.

 

Während wir gedrehte Goldfasern für Brokat verwenden, ist es in Japan

üblich, Goldfasern platt einzubringen, also nicht zu drehen, was eine

andere Reflexion hervorruft. Es können sogar Papierstreifen verwendet

werden. Auch ein Sari aus Indien ging durch die Runde. Dann gab es

Darstellung auf Seide mit den hundert Knaben.

Das Tuch der hundert Knaben.

 

Auch hier konnte das Auge wieder bei allen Details verweilen und sich

hier und da eine Szene aus dem Ganzen herauspicken. Wir waren

verwundert darüber, wie man Handarbeit mit kleinen Stichen in solch

einer winzigen Größe bewerkstelligen konnte - und die Gesichter der

Knaben hatten sogar persönlichen Ausdruck! Das Bildschirmlesegerät lief

zu Topform auf und wir konnten Musikantengruppen, Löwen, Wasserträger

und alle möglichen Alltagszenen betrachten.

Details am Bildschirmlesegerät: Wasserträger auf dem Tuch

 

Ein weiterer Höhepunkt und krönender Abschluss des Workshops waren

zwei Hochzeitskimonos, die die Damen anprobieren konnten. Sie waren

hochwertig verarbeitet, so dass der Rapport der Ärmel sich ohne

Unterbrechungen auf dem Rücken wiederfindet. Unten gab es einen dicken

wattierten Saum, der gewährleistete, dass der Kimono nach unten schön

fiel. Auf einem beigegoldenen Kimono waren erhaben goldene Fächer

dargestellt, auf einem roten ein stilisierter Vogel etwa in Form eines

Kranichs.

Details cremerfarbener Kimono: erhabene Fächer in Gold und rote Bordüren


Details roter Kimono: stilisierte Kraniche in Schwarz-Weiß und Florales in Gold.

 

In Japan ziehen sich die Frauen während der Hochzeit des öfteren um

und tragen unterschiedliche Gewänder und präsentieren sich so dem

Publikum, durchaus auch mal in einem europäischen Brautkleid.

Workshop Seide im Museum für Ostasiatische KunstVon Sandra Moqaddem

Am 12. November konnten wir in einer kleinen Gruppe am Workshop

"Seide" teilnehmen. Walter Bruno Brix vom Museum für Ostasiatische Kunst

Köln führte uns zunächst durch die aktuelle Ausstellung "Goldene

Impressionen - Japanische Malerei 1400 - 1900". Seine anschaulichen und

detailreichen Schilderungen ließen in uns die Kompositionen, Farben und

Bilder erwachen. Vergleichbar zu den biblischen Pergamentrollen waren in

Japan zu der Zeit ähnliche Rollen üblich, jedoch werden hier nicht wie

bei der westlichen Papierherstellung heute die Holzfasern fein

zerhäckselt, sondern nur die Leitungsbahnen verwendet, was das Papier

wesentlich haltbarer macht.

Rollbilder waren beispielsweise in Tempeln oder bei reichen Bürgern

üblich. Zu bestimmten Anlässen oder zu Ehren der Gäste konnten sie

hervorgeholt und gelesen werden, indem man die Rolle Stück für Stück

ausrollte und las. Sehr oft waren, vergleichbar mit unseren

mittelalterlichen Buchmalereien, die Texte mit kostbaren Illustrationen

versehen, die den Inhalt auch für jene, die des Schreibens und Lesens

nicht kundig waren, verdeutlichten. Die Perspektive ist nicht die uns

seit der Renaissance bekannte Zentralperspektive (oder vorher

Parallelperspektive), das wäre den Japanern zu einseitig gewesen.

Vielmehr versuchen sie die Realität einzufangen oder nachzubilden, so

wie sie sich dem Betrachter darstellt, der mit den Augen in seiner

Umgebung verweilt, mal hierhin und mal dorthin springt, Details

aufgreift oder wieder in das Große Weite abschweift. So kann es also

durchaus sein, dass in der Illustration Dinge von links, mal von rechts

gezeigt werden; man das Gefühl hat, von oben auf die Szene drauf zu

schauen oder verschiedene Dinge in gleicher Größe übereinander

gestaffelt sind. Farben waren entweder haltbare Erdpigmente oder

Pflanzenfarben, die nun im Laufe der Zeit verblasst sind, Tusche und

auch Gold. Der Untergrund war Papier oder Seide konnte auf Papier

aufgespannt werden. Manche Arbeiten haben auch eine Seideneinfassung als

Passepartout.

Auch die Hängebilder wurden den jahreszeitlichen Anlässen

entsprechend oder zu Ehren der Gäste aufgehängt, waren also nur

kurzzeitig sichtbar und konnten danach - wie die Rollbilder auch -

platzsparend in Behälter eingerollt und weggeräumt werden, was sicher

durch den Lichtschutz auch die Haltbarkeit der Arbeiten erhöhte und den

Innenraum in der Gestaltung flexibler machte. Im Gegensatz zu unseren

Gepflogenheiten: Wenn ein Gobelin oder Ölbild dann einmal hing, hing es

auf Dauer.

Auf den Rollbildern waren eher höfische Szenen zu

sehen. Geishas - je älter die Dame, desto dunkler der Kimono. Männliche

junge Schauspieler oder auch Kurtisanen, die sich einer langen Pfeife

bedienten, auf die sie sich sogar stützen konnten. Die Portugiesen

hatten das Pfeiferauchen nach Japan gebracht. Es existierte eine Art

Geheimsprache, man erinnert sich an die französischen Literatursalons

und "la carte de tendre". So konnte die Kurtisane durch die Art des

Gebrauchs ihrer Pfeife signalisieren, ob ihr (oder wer ihr als)

Kundschaft genehm war oder nicht. Auf einer Darstellung war eine Person

zu sehen, die eine Spießlaute spielte. Diese war mit Katzenhaut

bespannt, kam ursprünglich aus China, wo sie aus Schlangenhaut gefertigt

üblich war.

Am Hofe lebten alle gemeinsam in großen Hallen. Dann

war die Idee der Stellwände geboren, um flexibel Zimmer unterteilen und

Privatsphäre gewährleisten zu können. Diese Stellwände waren mit Papier

bespannte Holzrahmen, die oben und unten in Holzleisten eingefasst

waren, die seitlich in die Wände verschraubt wurden. Wir standen vor

einem vielleicht zwei Meter hohen und sechs Meter breiten Exemplar,

monochrom in Tusche gehalten. Es waren verschiedene Farbabstufen in

Schwarz und verschiedenen Grautönen zu sehen. Drachen waren abgebildet.

Dann

standen wir vor einer farbigen und auch mit Gold bemalten Stellwand -

oder vielmehr Schiebetür -, die eine Festprozession aus Kyoto zeigte.

Der Pestumzug wird dort heute noch durchgeführt. Auch hier konnte sich

das Auge wieder in vielen Einzelheiten und Details aufhalten, hierhin

und dorthin springen und beispielsweise bei dem kleinen Pagen verweilen,

der auf einem Prozessionswagen thront.

Im "Drachenraum" ließ Walter Brix verschiedene Seidentücher durch die Runde gehen.

Verschiedene Seidentücher in der Runde, darunter ein Vorhang für die Tür

 

So gab es Pongé - fein und weich -, Dupion mit typischen

unregelmäßigen Fäden, die dadurch entstehen, dass sich durch eine

Mutation bedingt zwei Raupen gleichzeitig in einen Kokon verspinnen und

die dadurch entstehenden Fäden sich nicht auseinanderhaspeln lassen und

mal dick, mal dünn sind. Schappseide geringerer Qualität entsteht aus

Abfällen. Wildseide hat auch eine geringere Qualität, denn beim

Schlüpfen werden durch Fermente Löcher in den Kokon gebracht, wodurch

der einst einzeln durchgängig gesponnene Seidenfaden unterbrochen wird,

was zu unterschiedlichen Dicken im Stoff bei der Verarbeitung führt.

Unheimlich - die kleinen braunen Reste im Stoff sind ehemalige Raupen.

Ein Bildschirmlesegerät erfreute sich musealen Einsatzes und wir

konnten in Echtfarben stark vergrößert die nterschiedlichen Strukturen

der Seidenqualitäten und -webarten betrachten. Manche Stoffe hatten eine

rechte und eine linke Seite.

Verschiedene Kokons machten die

Runde. Währenddessen erfuhren wir, dass sich die Seidenraupen von

Eichenblättern oder von Blättern des Maulbeerbaumes ernähren und unter

speziellen Bedingungen gehalten werden. Wenn der Zeitpunkt der

Verpuppung gekommen ist, produzieren sie - auf welche Art und Weise es

genau entsteht, um genau einen Seidenfaden mit diesen Qualitäten zu

erhalten, konnte noch nicht wissenschaftlich genau geklärt werden - in

ihrem Maul die Seide in speziellen Drüsen und umwickeln sich in bis zu

dreihunderttausend Windungen in einem Faden. Die Raupen werden

beobachtet und am Schlüpfen gehindert oder genauer gesagt vor dem

Schlüpfen abgetötet, um einen Qualitätsverlust der Seide zu vermeiden

durch Enzyme, die vor dem Schlüpfen Löcher in den Kokon bringen. Danach

wird der Faden abgewickelt - in der Fachsprache heißt das: Abhaspeln -

gereinigt und weiter verarbeitet.

Aufsehenerregend war der "Seidenschrei".

Der Seidenschrei - Walter Brix reibt ein Stück Gewebe aneinander.

 

Nimmt man ein Seidengewebe und reibt es dicht vor dem Ohr aneinander,

entsteht ein typisches Geräusch - eben dieser Seidenschrei.

Auch wir entdeckten, wie sich der Seidenschrei anhört.

 

Damen konnte man hören, wenn sie sich in kostbaren Seidengewändern näherten.

Genauso

unerwartet war für uns, dass Seidengewebe dicht und schwer sein kann

wie bei dem Obi-Gürtel, mit dem Kimonos hinten geknotet gegürtelt

werden, in der Taille bis unter das Brustbein reichend. Er kann durchaus

aus Seidenbrokat und sehr teuer sein.

Die Struktur des Obi-Gürtels am Bildschirmlesegerät.

 

Während wir gedrehte Goldfasern für Brokat verwenden, ist es in Japan

üblich, Goldfasern platt einzubringen, also nicht zu drehen, was eine

andere Reflexion hervorruft. Es können sogar Papierstreifen verwendet

werden. Auch ein Sari aus Indien ging durch die Runde. Dann gab es

Darstellung auf Seide mit den hundert Knaben.

Das Tuch der hundert Knaben.

 

Auch hier konnte das Auge wieder bei allen Details verweilen und sich

hier und da eine Szene aus dem Ganzen herauspicken. Wir waren

verwundert darüber, wie man Handarbeit mit kleinen Stichen in solch

einer winzigen Größe bewerkstelligen konnte - und die Gesichter der

Knaben hatten sogar persönlichen Ausdruck! Das Bildschirmlesegerät lief

zu Topform auf und wir konnten Musikantengruppen, Löwen, Wasserträger

und alle möglichen Alltagszenen betrachten.

Details am Bildschirmlesegerät: Wasserträger auf dem Tuch

 

Ein weiterer Höhepunkt und krönender Abschluss des Workshops waren

zwei Hochzeitskimonos, die die Damen anprobieren konnten. Sie waren

hochwertig verarbeitet, so dass der Rapport der Ärmel sich ohne

Unterbrechungen auf dem Rücken wiederfindet. Unten gab es einen dicken

wattierten Saum, der gewährleistete, dass der Kimono nach unten schön

fiel. Auf einem beigegoldenen Kimono waren erhaben goldene Fächer

dargestellt, auf einem roten ein stilisierter Vogel etwa in Form eines

Kranichs.

Details cremerfarbener Kimono: erhabene Fächer in Gold und rote Bordüren


Details roter Kimono: stilisierte Kraniche in Schwarz-Weiß und Florales in Gold.

 

In Japan ziehen sich die Frauen während der Hochzeit des öfteren um

und tragen unterschiedliche Gewänder und präsentieren sich so dem

Publikum, durchaus auch mal in einem europäischen Brautkleid.