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Stammzellbasierte Netzhaut-Implantate: Schaffung technischer und biotechnologischer Voraussetzungen

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Forschern mehrerer Fraunhofer-Institute ist es in Zusammenarbeit mit international renommierten Spezialisten gelungen, neuartige Methoden zur klinischen Übertragung von Stammzell-basierten Netzhautimplantaten zur Heilung von z. B. altersabhängiger Makuladegeneration zu erarbeiten. Die steigende Anzahl an klinischen Studien mit humanen induzierten pluripotenten Stammzellen (hiPSC) in der Augenheilkunde verlangt dringend nach neuen Methoden des Tissue Engineerings (Gewebekonstruktion bzw. Gewebezüchtung), der Langzeitlagerung und Logistik, um eine Unabhängigkeit vom Spendermaterial zu erreichen und funktionale Implantate zum Patienten zu bringen.

Die Häufigkeit der Alterbedingte Makuladegeneration (AMD) in der westlichen Welt wird aufgrund der steigenden Lebenserwartung wohl zunehmen. Derzeit kann eine AMD nicht geheilt werden, bei einem kleinen Teil der Betroffenen kann durch regelmäßige Injektionen von Medikamenten in den Augapfel das Fortschreiten verlangsamt werden.

Neuartige, regenerative Therapieformen stehen am Beginn der klinischen Erprobung. Diese beruhen auch auf dem Ersatz des erkrankten Gewebes durch Stammzell-basierte, flächige Implantate von retinalem Pigmentepithel (RPE) hinter die Netzhaut. Eine derartige regenerative Behandlung könnte laut den Projektpartnern bei rechtzeitiger Anwendung das Potenzial zur Heilung der AMD haben: dies wäre zum einen für viele Betroffene ein enormer Gewinn an Lebensqualität, für das Gesundheitssystem langfristig als Ersatz für die Injektionstherapien ein konkurrenzfähiges Behandlungskonzept.

Da die AMD als multifaktorielle Erkrankung auch auf genetischer Veranlagung beruht, sind zur Gewinnung der Ausgangszellen passende Fremdspenden erforderlich. Eine effiziente Bevorratung von funktionalen Implantaten für eine breite klinische Nutzung des Verfahrens ist daher notwendig.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet neue Möglichkeiten für die Therapie der AMD

Das Projekt »KryoRet« zielte auf die Schaffung der technischen und biotechnologischen Voraussetzungen für eine Lagerhaltung eines hiPSC-basierten RPE Implantats ab. Um dieses Gesamtziel zu erreichen, arbeiteten verschiedene Fraunhofer-Institute mit komplementären Expertisen interdisziplinär zusammen, immer in engem fachlichen Austausch mit Chirurgen, um die komplexen Aspekte der klinischen Anwendung zu berücksichtigen. Die Stammzell-Technologie findet derzeit insbesondere im Bereich der Ophthalmologie in internationalen klinischen Studien („first-in-man“) große Beachtung, da sie ein vielversprechendes Werkzeug darstellt, um zukünftig Eigen- und Fremdimplantate herstellen zu können.

Die Retinaimplantate sollen bedarfsgerecht verfügbar sein – dies erfordert auch ein kontrolliertes Einfrieren, Lagern und Sichern der Qualität. Bei diesen Kultivierungsprozessen ist es wichtig, dass diese keinen irreversiblen Einfluss auf die Implantate ausüben, so dass das Implantat selbst auf Funktionalität getestet und anschließend implantiert werden kann.

Experteneinschätzung: Großes Potenzial des Lösungsansatzes

Während der gesamten Laufzeit wurde das Projekt von Experten der Augenklinik Sulzbach begleitet. Dadurch wurden bei der Entwicklung klinische Anforderungen frühzeitig berücksichtigt, um die spätere klinische Anwendung zu vereinfachen. »Durch die Ergebnisse des Projekts KryoRet wurde ein bislang fehlender translationaler Grundstein gelegt, um den Forschungsstandort Deutschland für Zulassungsarbeiten von Zelltherapeutika bei AMD attraktiv zu machen«, meint PD Dr. med. Boris Stanzel, Leiter des Makulazentrums und des Klinischen Studienzentrums der Augenklinik Sulzbach.

Quelle: idw-online.de vom 17.10.2022

Mit freundlichen Grüßen

Karin Langhammer

Redaktion PRO RETINA News