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Die Makulawoche der PRO RETINA - ein Erfahrungsbericht

von Josef Meiers

Zum ersten Mal war ich Teilnehmer der Makulawoche von PRO RETINA vom 29.9. bis zum 3.10.2023 in Soest. Ich bin Josef Meiers, wohne in Dülmen, bin Rentner, habe eine Makula-Degeneration an beiden Augen und gehöre zur PRO RETINA Regionalgruppe Münsterland. Die Makulawoche war für mich eine sehr gute und erkenntnisreiche Erfahrung. Hier habe ich nette und engagierte Menschen kennengelernt. Ob die stets präsente Leiterin Heidrun, die leider nur zunächst virtuell aus der Reha-Klinik zugeschaltete Leiterin Heike, die beiden „Sehsterne“ für Heidrun und Kümmerinnen für uns alle, Esther und Petra, der liebe Vierbeiner Baldur, unser „Whats-App-Administrator“ Volker, oder die vielen netten sehbehinderten und blinden Teilnehmenden, z. T. mit ihren Begleitpersonen, und die fröhliche Tischgemeinschaft mit Annette, Ursula, Angelika, Ursula mit Werner und Bernd!

Es erwarteten uns fünf gut vorbereitete Seminartage mit vielen Inputs durch externe Referentinnen und Referenten sowie Zeiteinheiten zum Austausch in Kleingruppen zu Fragen des Umgangs mit der Augenerkrankung und den dadurch bedingten Veränderungen im privaten und sozialen Umfeld. Es ging vor allem auch um den persönlichen Perspektivwechsel: anstatt sich darüber zu grämen, was nicht mehr geht, zu schauen, was alles geht und durch Unterstützung oder Hilfsmittel alles noch möglich ist, um ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu führen.

Nach den individuellen Begrüßungen und der längeren Vorstellungsrunde erkannte ich die Teilnehmenden, die im letzten Jahr oder schon mehrmals bei der Makulawoche dabei waren. Deren Begrüßungen untereinander und miteinander waren besonders herzlich und fröhlich. Wie komme ich hier wohl dazwischen? Das ist für Neue in solchen Seminaren immer eine große Herausforderung. Für mich, wie auch für andere Neulinge, war dieses Eis aber schon schnell nach dem Abendessen und der Abendeinheit am ersten Tag geschmolzen.

Viele Informationen und zum Teil neue Erkenntnisse gab es am 2. Seminartag. Detlef Menge vom Berufsbildungswerk für Sehbehinderte und Blinde sprach zum Thema „AMD und die Benutzung optischer Hilfsmittel“. U. a. regte er eine individuelle Hilfsmittelberatung an; die Kosten in Höhe von ca. 75,- Euro werden allerdings nicht von den Krankenkassen übernommen. Anschließend stellte Marina Melzer die Westfälische Blindenhörbücherei (WBH) vor und erläuterte die Möglichkeit der Anmeldung und Ausleihe von Hörbüchern.

Am Nachmittag ging es weiter mit Technischen Hilfsmittel. Sortirius Sotiraks von der Firma Help Tech stellte verschieden Produkte für die Unterstützung sehbehinderter und blinder Menschen im Alltag und/oder Beruf vor. Sie konnten z. T. von den Teilnehmenden getestet werden. Hier brachten sich auch Teilnehmende ein und berichteten von ihren Hilfsmitteln im Alltag und wie sie diese erhalten haben: entweder selbst angeschafft oder der Krankenkasse abgerungen!

Dr. Ludwig König von der Firma VISTAC präsentierte danach die Hilfssoftware Dolfin Connect für eine einfache Bedienung eines Mailprogrammes, die Kalenderfunktion und Ähnliches. Mit 6 Tasten plus Sprachsteuerung und Vergrößerungsmöglichkeiten ein gutes PC-Hilfsproramm.

Die folgenden beiden Tage waren durch wechselnde Kleingruppenarbeit geprägt. Durch die Offenheit in den Gruppen lernten wir uns noch besser kennen und erfuhren voneinander, wie stark die Sehbeeinträchtigung den Alltag und unser jeweiliges Leben sowie das Zusammenleben mit anderen verändert hat. Die Gruppenergebnisse oder Auszüge daraus wurden im großen Kreis mitgeteilt und stichwortartig festgehalten.

Durch eine organisierte Stadtführung in Soest, eingeteilt in eine Gruppe für Nicht-Sehende und eine Gruppe für Sehende, erfuhren wir sehr viel über die Stadtgeschichte von Soest. Viele Sehenswürdigkeiten wie Marktplätze, alte, historisch wertvolle Gebäude, einige von vielen Kirchen sowie eine Eismanufaktur und diverse Eisdielen konnten wir entdecken und genießen.

Ein schon traditionell stattfindender bunter Abend mit lustigen Sketchen und Spielen verfestigte die mittlerweile gut gewachsene Gemeinschaft.

Den letzten Seminartag verbrachten wir vor der Gesamtauswertung in Zweiergruppen. Wie während der gesamten Tage, überließ die Seminarleitung auch hier nichts dem Zufall. Die Zweiergruppen waren bereits von der Leitung ausgesucht und festgelegt. Die sehr pflegeleichten Seminar-Teilnehmenden ließen es natürlich zu und machten die vorgeschlagene Achtsamkeitsübung in der „verordneten“ Zweiergruppe mit. Die Erfahrungen waren sehr unterschiedlich intensiv und wurden als sehr positiv dargestellt.

Bei der letzten Einheit in derselben Zweiergruppe sollten beide je ein erfolgreiches Projekt oder ein gelungenes Ereignis, was sie oder er vorangetrieben hat, aus ihrem oder seinem Leben beschreiben. Die Partnerin oder der Partner hatte die Aufgabe, die positiven Eigenschaften des Erzählenden herauszufiltern und festzuhalten. Diese jeweiligen Eigenschaften der Person wurden im Plenum vorgestellt und durch alle Teilnehmenden noch ergänzt. So hatten alle am Ende eine „persönliche Karteikarte“, auf der die positiven Eigenschaften standen. Ein wertvolles Zertifikat, ausgestellt von einer vertrauenswürdigen Person und vervollständigt von einer großen, 40-köpfigen und kompetenten Jury!

Für uns alle ein sehr gutes, motivierendes und stärkendes Seminarergebnis. Wie gut, dass ich dabei sein konnte!