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Studium mit Erfolg, wenn auch unter Mühen
Ein Erfahrungsbericht von Jutta Ohrnberger
Jutta Ohrnberger wusste schon als Kind, dass mit ihren Augen etwas nicht stimmt. Zwischen 17 und 19 Jahren sank ihr Visus auf 10 Prozent. Diagnose: Zapfen-Stäbchen-Dystrophie (ZSD). Sie wollte trotzdem studieren und schrieb sich an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zum Studiengang Volkswirtschaftslehre ein. Ohne besondere Hilfsmittel – aber mit viel Disziplin – bestand sie das Studium, fand über ein paar Umwege eine Arbeit und schloss ein weiteres Studium des HR-Managements an.
Sie will anderen diesen schwierigen Weg aber nicht unbedingt empfehlen.
Jutta Ohrnberger: „Während des Studiums war der Kopierer mein einziges Hilfsmittel, da ich Texte oft vergrößern musste. Ich brauchte sie, um die Lücken in meinen Mitschriften aus der Vorlesung zu füllen und aufzuarbeiten, so dass ich der nächsten Vorlesung folgen konnte. Zugegeben, ich habe es mir aber auch selbst schwer gemacht. Denn um Hilfe zu bitten, war mir peinlich. Heute weiß ich, dass ich einen Anspruch auf Hilfen gehabt hätte, bspw. einen Assistenten, der mich im Unialltag hätte unterstützen können. Immerhin wurde mir mehr Zeit in Klausuren gewährt.
Auch wenn ich auf meinen Abschluss stolz bin, halte ich diesen Weg rückblickend für nicht empfehlenswert. Ohne nennenswerte Berufserfahrung in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, ist für jeden Studierenden schwer – ob mit oder ohne Sehbehinderung. Für Menschen mit Behinderung ist es noch um einige Grade schwieriger. Mittlerweile arbeite ich seit 10 Jahren und weiß, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Das ist wichtig, um bei einer fortschreitenden Erkrankung möglichst lange einen Beruf ausüben zu können.”
“Das Schwerste war für mich, meine Seheinschränkung anderen zu erklären ohne mich dafür zu schämen. Es war mir unangenehm, zugeben zu müssen, dass ich nicht richtig sehe. Diese Haltung brachte mich langfristig aber nicht weiter. Wenn ich von meinem Arbeitgeber und Kollegium akzeptiert werden möchte, muss ich offen damit umgehen und sagen, bei was ich Hilfe benötige. Das schafft für alle Seiten Klarheit und vereinfacht den Berufsalltag. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass jeder irgendwann Hilfe benötigt und das nicht nur mir so geht. Das nennt sich dann Zusammenarbeit und ist völlig normal.”