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Dank Spritzen immer noch im Wohnmobil auf Reisen
Ein Erfahrungsbericht von Josef Gensheimer
Ich bin gerade fertig geworden, meine Sommerreifen zu montieren. Am Wohnmobil. Das Wohnmobil ist mein großes Hobby. Unser Hobby. Meine Frau und ich fahren leidenschaftlich gerne im Wohnmobil durch Deutschland. Ich fahre auch noch selbst. Der Augenarzt sagt, dass ich das darf. Allerdings hat er mir Grenzen gesetzt: nur 300 Kilometer am Tag und nachts keinen einzigen. Seit wenigen Wochen fährt meine Frau auch! Jahrzehntelang hat sie sich das nicht zugetraut. Aber kürzlich fanden wir eine Fahrschule für Wohnmobile. Da hast sie gelernt. Jetzt können wir uns abwechseln. Ich kann gar nicht abends in den Sonnenuntergang fahren: wenn das Licht blendet, sehe ich fast nichts.
Früher sah ich 120 Prozent, hatte fast schon Adleraugen. Jetzt schaue ich mir auf unseren Reisen viele Dinge bewusster an als früher. Kürzlich waren wir zum Beispiel in Aachen. Der Dom ist wunderschön. Da kommen schon manchmal die Gedanken: Wirst Du den noch einmal sehen können? Wir sind dann auch beim Gottesdienst dort geblieben. Wie schnell sich das Leben ändern kann, ist mir durch die Krankheit mehr denn je bewusst geworden.
Vor sechs Jahren, da war ich 58 Jahre alt, hatte ich plötzlich eine Trübung der Linse. Ich vermutete, ich hatte Grauen Star. Mein Augenarzt hat zunächst geschwiegen und mich nach Augsburg in das Zentral-Klinikum überwiesen. Da haben sie mir die Diagnose gestellt: feuchte AMD. Ich war sehr niedergeschlagen. Warum ich? Auf diese Frage habe ich natürlich keine Antwort bekommen. Ich hatte auch schon einmal einen schweren Unfall. Ich hab‘ schon mehrmals im Leben einen Schuss vor den Bug gekriegt!
Die Ärzte in der Uni-Klinik haben gleich Lucentis® gespritzt, mein Augenarzt hat mich dann weiter aufgeklärt und den Kontakt zu PRO RETINA hergestellt. Als ich die Diagnose bekam, war ich gerade im passiven Teil der Altersteilzeit – arbeiten brauchte ich also nicht mehr.
Jetzt bekomme ich regelmäßig in jedes Auge eine Spritze. Das ist immer dieselbe Prozedur: Einen Tag gehe ich ins Krankenhaus, um das eine Auge behandeln zu lassen, dann habe ich einen Tag Pause, dann bekomme ich die Spritze ins andere Auge. Ich bin sicher, ohne sie hätte ich nicht mehr die Sehkraft von 80 Prozent. Ich glaube sogar, dann würde ich gar nichts mehr sehen. Meine Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse, hat mich dabei von Anfang an unterstützt, hat nie gemurrt. Das empfinde ich als großes Glück. Denn wer weiß, wie mein Leben sonst wäre? Sonst hätte ich vielleicht nur noch zehn Prozent Sehkraft! Inzwischen haben die Ärzte die Therapie umgestellt. Sie spritzen Eylea®. Das bekommt mir auch gut.
Trotzdem ist manches schwierig. Ich angle zum Beispiel gerne und habe Schwierigkeiten, die Angelschnüre und die Haken richtig zu sehen. Dazu brauche ich immer eine Lupe und am Wasser meine Kantenfilterbrille. Auch das Lesen lässt langsam nach. Das hat indirekt mit der AMD zu tun: Meinen grauen Star wollen die Ärzte nicht operieren, weil die feuchte AMD noch zu aktiv ist. Und dann ist meine Frau jetzt bei der Gartenarbeit fast alleine. Ich kann nur noch grobe Dinge machen, aber alles, was man genauer sehen muss beim Pflanzen oder Schneiden, macht sie alleine. Ich bin natürlich sehr dankbar, dass meine Frau mich so tatkräftig unterstützt. Wir pflanzen übrigens einen Strauch an, dessen Beeren gut für die Augen sein sollen: die Goji Beeren. Sie schmecken säuerlich – wer weiß, vielleicht nützen sie ja auch!
Ich bin aber für die Kontakte, die ich durch PRO RETINA bekommen habe, sehr dankbar. Die AMD-Berater haben mich aufgebaut, als ich ratlos war. Jetzt berate ich selbst manchmal Menschen, die frisch erkrankt sind. Ich gehe gerne in die Gruppen in Ulm und Augsburg – da gibt es auch immer interessante Vorträge. Ja, ich verschweige ihnen nicht, dass das Leben mit der Krankheit ein Kampf ist – aber ich sage ihnen auch, dass es sich lohnt um jedes bisschen Sehen zu kämpfen. Meine Optikerin vermittelt mir übrigens die Ratsuchenden.
Ich selbst habe durch PRO RETINA gute Bekannte gewonnen. Wir treffen uns regelmäßig in Ulm, wir telefonieren viel, tauschen uns in Internet-Foren und einem Newsletter aus. Wir machen uns gegenseitig Hoffnung. Ich treffe da Menschen, die ihren Lebensmut behalten haben und gut zurechtkommen, selbst wenn sie nicht mehr so viel sehen. Solche Bekannte passen auch zu mir. Ich habe noch ein paar andere Krankheiten – aber ich kämpfe.