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Forschungspreise 2020 der PRO RETINA
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Grundlagenwissenschaftliche Forschungspreise 2020 der PRO RETINA
Die beiden diesjährigen Forschungspreise, den die PRO RETINA Deutschland zusammen mit der Retina Suisse vergibt, sind im Rahmen des diesmal "virtuellen" 118. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) an zwei Wissenschaftlerinnen für ihre Arbeiten im grundlagenwissenschaftlichen Bereich vergeben worden.
Dr. Dasha Elena Nelidova
Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology BaselWie es in der Laudatio heißt, hat der Wissenschaftlich Medizinische Beirat (WMB) der PRO RETINA Deutschland e. V. diesen Preis zuerkannt für ihre Arbeit zum Thema
„Restoring light sensitivity using tunable near-infrared sensors“
In ihrer Arbeit hat Frau Dr. Nelidova zusammen mit ihren Co-Autoren Gold-Nanopartikel in nicht mehr funktionsfähige Zapfenphotorezeptoren von Mäusen eingebracht, und zwar mit Hilfe eines Antikörpers, der diese Nanopartikel an bestimmte Proteine (transient receptor potential (TRP) channels) binden kann. Ziel war, diese wärmeempfindlichen TRP-Proteine mit Hilfe der Infrarot-absorbierenden Gold-Nanopartikel anzusprechen, um damit bei blinden Organismen Sehleistungen im Infrarotbereich zu ermöglichen. Tatsächlich war es nach dieser Behandlung den blinden Mäusen möglich, visuelle Verhaltensaufgaben, die mit Infrarotlicht dargeboten wurden, erfolgreich zu absolvieren. Auch der Nachweis der durch Infrarotlicht ausgelösten Signale in der aufsteigenden Sehbahn bis zur Sehrinde im Gehirn konnte durch eine spezielle Bildgebung erbracht werden. Der Nachweis, dass dies auch beim menschlichen Auge möglich ist, wurde in Zapfenphotorezeptoren von Spender-Augen erbracht. Damit stellt diese Arbeit einen wesentlichen Durchbruch eines Verfahrens dar, das die wärmeempfindlichen Rezeptoren der Netzhäute von Wirbeltieren für die Übermittlung von infrarotgenerierten Bildern ermöglicht.
Original-Publikation: Nelidova D, Morikawa RK, Cowan CS, Raics Z, Goldblum D, Scholl HPN, Szikra T, Szabo A, Hillier D, Roska B, Science 2020; 368:1108-1113; Abstract.
Frau Dr. Nelidova ist forschende Ärztin. Ihre neurowissenschaftliche Promotion hat sie bei Prof. Botond Roska im Friedrich Miescher Institut für Biomedizinische Forschung in Basel erbracht. Zuvor war sie von 2005-2012 an der Universität von Auckland in Neuseeland tätig und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Auch zwei Buchkapitel hat sie verfasst, darunter über Optogenetik für die Behandlung retinaler Erkrankungen (Nelidova und Eposti, 2017, Cambridge University Press 327-336). Zweifelsohne gehört Fr. Dr. Nelidova zu den herausragenden jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen im Bereich der Therapieentwicklung bei Netzhautdegeneration.
Josephine Jüttner M.Sc.
Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology BaselLaut Laudatio des WMB wurde dieser Preis vergeben für ihre Publikation
„Targeting neuronal and glial cell types with synthetic promoter AAVs in mice, non-human primates and humans“.
Frau Jüttner hat zusammen mit ihren Co-Autoren in dieser Arbeit dargestellt, dass unterschiedliche neuronale und gliale Zelltypen bei Mäusen, bei höheren Primaten wie auch beim Menschen mit synthetischen Promotoren (künstlich hergestellte DNA-Sequenzen zur Regulation eines Gens) sehr effizient Zelltyp-spezifisch durch Viren (adenoassoziierte (AAV)-Viren) transfiziert werden können. Um dies zu ermöglichen, haben Frau Jüttner und ihre Co-Autoren eine Bibliothek von 230 AAV-Viren kreiert, wobei jeder einzelne AAV-Typ unterschiedliche Promotoren trägt. Diese Bibliothek ist speziell für die translationale Forschung ( interdisziplinären Aktivitäten, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung beschäftigen) bei Gentherapie von großer Bedeutung, um zelltypspezifische Therapeutika beim Menschen, etwa bei Retinitis Pigmentosa oder Makuladystrophien entwickeln zu können. Besonders wichtig ist die Beobachtung, dass je nach Spezies durch den gleichen AAV-Typ unterschiedliche Zelltypen adressiert werden, also die Übertragbarkeit von Transfektionsergebnissen zwischen den Spezies nur sehr begrenzt ist. Damit haben Frau Jüttner und ihr Team eine einzigartige, wirtschaftlich machbare und effiziente spezies- und zelltypspezifische Möglichkeit für grundlagenwissenschaftliche Arbeiten wie auch für gentherapeutische neue Therapiemöglichkeiten bei degenerativen Netzhautdystrophien geschaffen.
Frau Josephine Jüttner hat einen Bachelor of Science in Biologie an der Universität Basel sowie einen Master of Science in Molekularbiologie an der gleichen Universität abgelegt und dann im Labor von Prof. Botond Roska an verschiedenen Aufgaben gearbeitet. So war sie auch für die Generierung von adenoassoziierten Viren für 25 Wissenschaftlergruppen tätig und war damit Teil eines ganz besonderen wissenschaftlichen Netzwerks der retinalen Grundlagenforschung. Seit 2018 ist sie Leiterin der Plattform „Komplexe Viren“ des Instituts of Molecular and Clinical Ophthalmology in Basel (IOB). Ihre Publikationsliste weist sie als eine erfolgreiche Wissenschaftlerin mit hoffnungsvoller Zukunft im Bereich der retinalen Grundlagenwissenschaften aus.
Original-Publikation: Jüttner J, Szabo A, Gross-Scherf B, Morikawa RK, Rompani SB, Teixera M, Hantz P, Szikra T, Esposti F, Cowan CS, Bharioke A, Patino-Alvarez CP, Keles Ö, Kusnyerik A, Gerber-Hollbach N, Azoulay T, Hartl D, Krebs A, Schübeler D, Hajdu RI, Lukats A, Nemeth J, Nagy ZZ, Wu K-C, Wu R-H, Xiang L, Fang X-L, Jin Z-B, Goldblum D, Hasler PW, Scholl HPN, Krol J, Roska B, Nature Neuroscience, 2019; 22:1345-1356; Abstract.
Beide Preisträgerinnen arbeiten in Basel am Institut für molekulare und klinische Ophthalmologie (IOB) bei Prof. Dr. Botond Roska, dessen Arbeiten kürzlich mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft ausgezeichnet wurden.
Die PRO RETINA Deutschland e. V. und auch das Newsletter-Team gratulierenden beiden Preisträgerinnen zu dieser Ehrung und wünschen ihnen viel Erfolg für ihre weiteren wissenschaftlichen Arbeiten. Der Grundlagenwissenschaftliche Forschungspreis ist mit einer Barsumme von je 5000 € verbunden.
Quelle: PRO RETINA Deutschland e. V.