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Digitale Teilhabe stärken: PRO RETINA sensibilisiert mit KI-Kampagne zum Tag der Sehbehinderung 2025

16. Juni 2025

Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) Barrieren abbauen und die Selbstbestimmung von Menschen mit Sehbehinderung stärken? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Social-Media-Aktionswoche, die die PRO RETINA Deutschland e. V. anlässlich des Tags der Sehbehinderung am 6. Juni 2025 ins Leben rief.

Vom 2. bis 6. Juni wurden täglich Beiträge auf den PRO RETINA-Social-Media-Kanälen veröffentlicht, die sich mit den vielfältigen Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der KI-Nutzung beschäftigten. Ziel war es, über das Potenzial dieser Technologien für Menschen mit Seh- oder Sehbehinderung aufzuklären – und gleichzeitig zu zeigen, wie barrierefreie digitale Kommunikation selbst durch KI gestaltet werden kann.

Künstliche Intelligenz als Werkzeug für mehr Inklusion

Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern Teil des Alltags. Sprachassistenten, Bildanalyseprogramme oder Vorlesefunktionen sind für viele Menschen mit Seheinschränkung schon heute unverzichtbare Hilfsmittel. Gleichzeitig stellen sich neue Fragen: Wie lässt sich KI verantwortungsvoll nutzen? Welche Risiken birgt sie für den Datenschutz? Und wie kann sie so gestaltet werden, dass sie echte Barrierefreiheit fördert – statt neue Hürden zu schaffen?

Mit dieser Kampagne wollte die PRO RETINA Deutschland e. V. Bewusstsein und Orientierung schaffen: für eine selbstbestimmte, reflektierte und sichere Nutzung von KI – insbesondere durch sehbehinderte Menschen, ihre Angehörigen und Fachleute aus Medizin, Pädagogik und Rehabilitation.

Eine Woche voller Wissen, Praxis und Aha-Erlebnisse

An fünf aufeinanderfolgenden Tagen präsentierte die PRO RETINA Themenclips, Infoposts und Video-Beiträge, die jeweils einen bestimmten Aspekt beleuchteten. Jeder Beitrag wurde so aufbereitet, dass er leicht verständlich, auditiv zugänglich und visuell barrierearm ist. Dabei kamen modernste KI-Tools zum Einsatz – und wurden gleichzeitig kritisch reflektiert.

Tag 1: Einführung in die Welt der KI
Zum Auftakt erklärte die PRO RETINA, was Künstliche Intelligenz eigentlich bedeutet und in welchen Bereichen sie bereits zum Einsatz kommt. Der Fokus lag darauf, Berührungsängste abzubauen und zu zeigen, dass KI nicht nur ein abstraktes Zukunftsthema ist, sondern ganz praktische Unterstützung im Alltag bieten kann – etwa beim Vorlesen von Texten, beim Beschreiben von Bildern oder beim Erkennen von Gegenständen.

Tag 2: Chancen und Risiken der KI-Nutzung
Hier ging es um Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit KI. Der Beitrag zeigte, worauf Nutzerinnen und Nutzer achten sollten – etwa bei Datenschutz, Datensicherheit und der Verlässlichkeit von Ergebnissen. KI kann nur so gut sein wie die Daten, mit denen sie trainiert wird – und sie kann Vorurteile übernehmen, wenn sie unreflektiert eingesetzt wird. Deshalb lautete die Botschaft: KI ist ein Werkzeug – kein Ersatz für menschliches Denken und kritische Prüfung.

Tag 3: KI als Unterstützung im Gesundheitswesen
Der dritte Beitrag bot ganz konkrete Anwendungsbeispiele: Wie kann KI helfen, einen Arztbesuch besser vorzubereiten? Beispielsweise, indem Chatbots beim Strukturieren von Fragen unterstützen oder Patientinnen und Patienten medizinische Fachbegriffe erklären. Auch das Erstellen kurzer Zusammenfassungen von Befunden kann die Verständlichkeit und Selbstbestimmung im Gesundheitskontext fördern. Gerade für sehbehinderte Menschen kann dies eine wertvolle Entlastung sein, wenn Dokumente schwer lesbar sind oder Informationen in komplexer Fachsprache vorliegen.

Tag 4: KI für Menschen mit Sehbehinderung
Hier wurde der Blick gezielt auf barrierefreie KI-Anwendungen gelenkt. Der Beitrag stellte Werkzeuge vor, die speziell für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt wurden – etwa Vorlese-Apps, Bildbeschreibungssysteme oder Tools zur Textvergrößerung. Ein wichtiger Aspekt war die Sensibilisierung dafür, dass Barrierefreiheit von Beginn an mitgedacht werden muss, wenn KI entwickelt wird. Denn nur dann kann sie wirklich inklusiv wirken.

Tag 5: Ein Praxisbeispiel – Videobeschreibung mit KI
Zum Abschluss zeigte die PRO RETINA ganz konkret, wie KI in der Praxis eingesetzt werden kann. Anhand eines Beispielvideos wurde demonstriert, wie sich mit KI-Tools automatisiert eine Videobeschreibung für YouTube erstellen lässt – ein entscheidender Schritt für die Zugänglichkeit audiovisueller Inhalte. Die vollständige, mit KI erstellte Videobeschreibung wurde auf YouTube veröffentlicht und zeigt, wie detailliert und verständlich solche Beschreibungen heute bereits generiert werden können.
👉 Ausführliche Version der Videobeschreibung mit KI ansehen

Barrierefreiheit beginnt bei der Umsetzung

Die PRO RETINA nahm die Kampagne auch zum Anlass, die eigene Medienarbeit barriereärmer zu gestalten. Alle Inhalte wurden mit der Sprach-KI von ElevenLabs vertont, sodass sie auch für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen oder Leseschwierigkeiten gut zugänglich sind. Die Untertitelfunktion von Canva sorgte zugleich für Verständlichkeit für Menschen mit Hörbehinderung.

Damit gelang ein gelungenes Beispiel für inklusive Medienproduktion mit digitalen Werkzeugen:

  • Textverständlichkeit: Kurze, klare Formulierungen mit angepasstem Lesetempo.
  • Audioversionen: Automatisierte, natürliche Sprachausgabe über ElevenLabs.
  • Untertitelung: Einheitlich strukturierte Untertitel für jedes Video.
  • Kontraste & Gestaltung: Farb- und Schriftkonzepte, die die Lesbarkeit fördern.

Die Aktion zeigte: Technologie und Barrierefreiheit müssen keine Gegensätze sein – im Gegenteil, KI kann dazu beitragen, Inhalte für alle zugänglich zu machen, wenn sie bewusst eingesetzt wird.

Zum Abschluss: Eine praxisorientierte Checkliste

Zum Ende der Aktionswoche stellte die PRO RETINA eine Checkliste zur Nutzung von KI bereit. Sie fasst kompakt zusammen, worauf Nutzerinnen und Nutzer achten sollten – von der Auswahl geeigneter Tools bis zum sensiblen Umgang mit persönlichen Daten. Die Checkliste ist dauerhaft online abrufbar und richtet sich an Menschen mit Sehbehinderung ebenso wie an Interessierte, die sich einen sicheren Einstieg in die KI-Nutzung wünschen:
👉 Checkliste zur Nutzung von KI

Reaktionen und Ausblick

Die Resonanz auf die Kampagne fiel überaus positiv aus. Viele Nutzerinnen und Nutzer äußerten in den Kommentaren, dass sie zum ersten Mal bewusst erlebt haben, wie zugänglich und hilfreich KI-Technologien für ihren Alltag sein können. Zahlreiche Rückmeldungen betonten, dass KI nicht nur Unterstützung bietet, sondern auch das Selbstbewusstsein im Umgang mit digitalen Medien stärkt – insbesondere dann, wenn man weiß, worauf zu achten ist.

Die Aktion markierte einen weiteren Schritt im Engagement der PRO RETINA Deutschland e. V., digitale Inklusion und Barrierefreiheit als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe zu fördern. Künstliche Intelligenz ist dabei nicht nur ein technisches Werkzeug, sondern kann – richtig eingesetzt – zu einem Katalysator für Teilhabe, Selbstbestimmung und Chancengleichheit werden.

Wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung!