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Marion Goth und Mitglieder der Regionalgruppe Augsburg mit Stadtführer
Gespannt lauscht die Gruppe dem Vortrag des Landsberger Stadtführers
Blick in den Klosterhof des Ursulinenklosters
Blick in den Klosterhof des Ursulinenklosters
Deckengewölbe über dem Altarraum mit Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit
Deckengewölbe über dem Altarraum mit Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit
Blick in den Altarraum der Klosterkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit
Blick in den Altarraum der Klosterkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit

Am Samstag, den 17. Juni, starteten wir als „mittelalte“ PRO RETINA Gruppe mit acht Mitgliedern samt allerliebsten Enkelkindern eine kurze Zugfahrt in das etwa 35 Kilometer entfernte Landsberg am Lech.
Hier wollten wir die Geschichte dieser bezaubernden Stadt an der romantischen Straße erkunden.

Natürlich trafen wir als allererstes am Lech ein, der im Mittelalter eine wichtige Bedeutung sowohl für die Flößer und Handwerker als auch für den Salzhandel besaß und auch heute noch eine große Rolle in der Energiegewinnung spielt.
Für Landsberg entstand direkt am Lech ein wunderbar erfrischendes Inselbad mit Wellen-Freibad, wo man sogar die Füße in den Fluss tauchen kann.

Als nächstes lud uns unser aufmerksamer Stadtführer in die Kühle der Ursulinenkirche ein, um uns die Bedeutung dieses aus Italien stammenden Frauenordens zur Bildung für Frauen zu vermitteln und einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung der Stadt zu geben.

Heinrich der Löwe gründete um 1160 auf dem Schlossberg die „Landespurch“ zur Sicherung der Salzstraße. Als 100 Jahre später Landsberg in den Besitz der Wittelsbacher Herzöge überging, wurde die Stadt mittels einer ersten Stadtmauer gesichert.Auch heute sind noch viele Mauerreste zu sehen, unter anderem von der letzten Befestigung im 14. Jahrhundert mit dem noch erhaltenen Bayertor.

Die lebhaften Beschreibungen unseres Stadtführers schilderten anschaulich, dass auch in der Zwischenzeit so einiges los war: Im Jahr 1280 erhielt Landsberg das Stadtrecht. Mit Ludwig dem Bayer, der den „Salzpfennig“ einführte, und mit dem aufstrebenden Textilgewerbe erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte.

Ein Highlight, nicht nur für uns blinde Teilnehmer*innen, war das tastbare bronzene „kleine Stadtmodell“ der Landsberger Altstadt am Hauptplatz. Eifrig lasen wir in Blindenschrift und ertasteten die in Kleinformat gegossenen 3-D-Modelle der Stadtmauer, der Türmchen und vielen Kirchen.
Beim „Fingerbad“ im Lech erspürten wir, wie sich die historische Altstadt zwischen dem breiten Fluss und östlichen Hochufer erstreckt.

Besonders abwechslungsreich gestaltete sich die Führung anhand der zahlreichen Anschauungsmaterialien, mit denen unser Stadtführer sich sehr in die Situation von nicht sehenden Menschen eingefühlt hat.
So konnten wir einen großen Salzkristall in die Hände nehmen – nur schade, dass Salz nicht mehr „das Weiße Gold“ ist, denn sonst wäre der Stein nicht so bereitwillig herumgereicht worden.

Wir betasteten die Holz-Model der „Lebzelter“ und schnupperten an ungewöhnlichen Gewürzen, um uns in die mittelalterliche Zeit hineinzuversetzen. Spannend waren die Baumwollblüte und auch die Wurzeln und Blätter der Färberpflanzen, an denen wir riechen und fühlen konnten, so zum Beispiel „Krapp“ (Rubia tinctorum), die Färberwurzel zur Rotfärbung. Aber auch die natürlichen Blätter und Zweige für Grün, Gelb oder Blau hatten es uns angetan.
Das historische „Barchent“ stammt sogar aus dem Augsburger Textilmuseum, dort wurde es in heutiger Zeit nach alter Tradition aus Baumwoll-Schuss und Leinen-Kette zu einem Handtuch gewebt.

Nach den vielfältigen geistigen Eindrücken und zur Stärkung unseres Lebenssinns kehrten wir zum Mittagessen an einem ruhigen Ort in der Altstadt ein. Da bekanntlich im Magen von Wissenshungrigen immer ein Plätzchen frei ist, gab es zum krönenden Abschluss noch einen Eisbecher am idyllischen Lech
an der Stadtmauer.

Die zwei unternehmungslustigen Enkelkinder zog es natürlich noch weiter in den Landsberger Wildpark, was ein Muss für alle Großeltern darstellt – denn Tradition verpflichtet.

 

Text: Petra Braun und Marion Goth

Bilder: Anna Seifert