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08.07.2023 Treffen der RG Köln mit Schwerpunkt zum Thema "Glück und Behinderung“

Circa 40 Mitglieder der Kölner Regionalgruppe und einige Gäste kamen in die Aula des Ursulinengymnasiums. Sie waren sehr interessiert zu erfahren, ob dieses Thema nicht einen unüberbrückbaren Widerspruch darstellt.

  • Um es kurz zu machen: dieser Widerspruch ist nicht unüberbrückbar.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Frau Gerdi Hugoth in Vertretung von Frau Palm die Anwesenden und besonders Herrn Thomas Reichel und seine Frau Verena. Leider konnte die Regionalgruppenleiterin aus gesundheitlichen Gründen nicht an dem RG-Treffen teilnehmen.

Mit Herrn Thomas Reichel, Logotherapeut und existenzanalytischer Berater aus Braunschweig, konnte das Leitungsteam der Regionalgruppe einen sehr erfahrenen, empathischen, auch humorvollen Referenten gewinnen können. Herr Reichel ist selbst seit 2002 von einer Netzhautdegeneration betroffen, hat also am eigenen Leib erfahren, wie es ist, schwindende Sehfähigkeit zu verkraften und diesen Verlust anzunehmen.

Wenn lieb gewonnene Fähigkeiten verloren gehen wie etwa das Lesen, das Fahrradfahren, das Autofahren, das Skilaufen oder wenn die Gesichter der Lieben nicht mehr erkannt werden, wenn die Umgebung nur noch grau in grau und nicht mehr farbig ist, dann entstehen Gefühle wie Angst, Hoffnungslosigkeit und das immer wiederkehrende Gefühl der Niedergeschlagenheit – das genaue Gegenteil von Glück. Erst durch die Trauer kann der Mensch loslassen und wieder ins Leben kommen und glückliche Momente erleben. Das wird erleichtert, wenn man z.B. körperlich und geistig aktiv ist, wenn man die Tür zum Leben wieder öffnet. Sie geht nach außen auf und der Weg hindurch führt ins Leben zurück.

Jetzt wird das Leben auch wieder Glück oder zumindest Glücksmomente bereithalten. So unterschiedlich wie die Betroffenen auch sein mögen, so vielfältig können auch die empfundenen Glücksmomente sein.

Nach diesen sehr fundiert, intensiv, emotional, auch humorvoll vorgetragenen Gedanken zum Thema „Glück und Behinderung“ lud Thomas Reichel die Zuhörer ein, doch ihre Gedanken dazu zu formulieren. Diese kamen der Einladung rege nach. Hierbei wurden im wahrsten Sinne des Wortes Lichtblicke, aber auch Schattenseiten formuliert:

  • am Meer zu sein, das Meeresrauschen zu hören, den Wind zu spüren,
  • einen Spaziergang durch die Natur zu machen,
  • im Dom zu sitzen und die Lichtspiele der Sonne durch das Richterfenster zu genießen,
  • wieder mal ins Kino zu gehen und einen schönen Film zu „hören“,
  • sich mit Mut von vertrauten Fähigkeiten zu verabschieden und sie als wertvolle Schätze in der Erinnerung aufzubewahren,
  • mit noch vorhandenem Sehrest Farben sehen und Bücher lesen zu können, wohl wissend, dass sich das wahrscheinlich verschlechtern wird,
  • unerwartet Zuspruch zu bekommen, … und mehr.
  • aber auch Aussagen wie: ich bin in dunklen Gedanken gefangen und kann mir noch überhaupt nicht vorstellen, einmal wieder glücklich sein zu können. Thomas Reichel merkte an, dass man sich unter Umständen auch mutig professionelle Hilfe holen sollte.

Quelle: Aus dem Schwerpunkt "Depression bei Sehverlust", Retina aktuell Nr. 150 (04/2018)

Nicht nur Thomas Reichel arbeitet ehrenamtlich für die PRO RETINA im Arbeitskreis Psychologische Beratung. Auch seine Frau Verena engagiert sich in der PRO RETINA. Sie bietet im Arbeitskreis Angehörige psychologische Begleitung an. Dieser Arbeitskreis veranstaltet 4 Zoom-Treffen pro Jahr. Einige der Anwesenden haben schon öfter teilgenommen.

In diesem Jahr wird vom 22.09.2023 – 24.09.2023 endlich wieder ein Angehörigenseminar in einem netten Hotel in Paderborn durchgeführt. Kontaktaufnahme: angehoerige@pro-retina.de

Ich glaube, keiner der Teilnehmer hat bereut bei den sehr sommerlichen Temperaturen den Weg in die Kölner Innenstadt zu suchen - egal ob er sich nach Abschluss der Veranstaltung direkt auf den Heimweg machte oder noch der Einladung ins nahegelegene Brauhaus folgte - doch sicher ein kleiner Glücksmoment.

(Text: Margarete Schulte)